Renderfarm für The Two Towers aufgerüstet

Carsten Spille
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The Two Towers, der zweite Teil der Lord of the Rings Trilogie von J.R.R. Tolkien, erfuhr ein drastisches Hardwareupgrade. Der von Peter Jackson gedrehte Film setzt, wie jeder moderne Film eine Fülle von computergenerierten Special-Effects ein.

Diese CGI-Effekte (Computer Generated Images) nähern sich immer mehr der visuellen Perfektion und sind bald kaum mehr von real gedrehten Szenen zu unterscheiden. Um sich ein Bild davon zu machen, wie aufwändig es ist, wirklich realistisch wirkende Computeranimationen zu erstellen und nicht das, was für die jeweils nächste Generation an Computerspielen versprochen wird, haben wir diesen kurzen Bericht über die Renderfarm für den zweiten Teil des Herrn der Ringe aufgetrieben.

Die Firma Weta Digital, die mit der Nachbearbeitung und Erstellung der Effekte beauftragt und in der neuseeländischen Hauptstadt Wellington beheimatet ist, steht unter enormem Zeitdruck, bis sie in spätestens 10 Wochen die Nachbearbeitung abgeschlossen haben muss, damit der Film rechtzeitig zu Weihnachten in die Kinos kommen kann. Um dieser Anforderung nachkommen zu können, wurde ein Hardwareupgrade vorgenommen, damit der Output der Computer-Künstler nicht mehr durch unnötige Wartezeiten begrenzt wird. Im Zuge dessen habe sich die gesammelte CPU-Leistung vervierfacht, der zur Verfügung stehende Speicherplatz sei um den Faktor drei gestiegen und man habe eine zweimal so komplexe Vernetzung der einzelnen Rechenknoten benötigt.

Die Verantwortlichen der Produktionsfirma New Line Cinema konnten während eines Besuches vor drei Wochen von der Notwendigkeit dieser Aufrüstung überzeugt werden. So wurden zu den bereits in Betrieb befindlichen 350 1GHz-Pentium III Prozessoren ganze 476 Dual-Xeon Server mit 2 x 2,2GHz und 4 GB Hauptspeicher hinzugefügt.

Die mit der Erweiterung beauftragte Firma Digital Video Technologies integrierte die von Insite Technology zusammengestellen Server so schnell in das bestehende Netzwerk, wie Intel mit der Lieferung der Chips hinterherkam.

Ein Lagerraum musste geräumt und zum Bezug durch die Server umgebaut werden, so dass das lt. Foundry Networks bereits größte lokale TCP/IP-Netzwerk der südlichen Hemisphäre noch einmal um mehrere Größenordnungen zulegte. Jeder dieser Server bekam angeblich einen eigenen Namen aus dem reichhaltigen Fundus von Landschaften und Sehenswürdigkeiten aus Mittelerde. Doch zwischenzeitlich gingen sogar diese Fantasynamen aus und Namen real existierender pazifischer Vulkane wurden herangezogen.

Auf allen diesen Maschinen läuft Pixars Software "Renderman" auf einem Betriebssystemen, das auf RedHat Linux aufsetzt. Für die Animationen wird das mächtige Tool "Maya" von Alias/Wavefront eingesetzt, welches auch zur Animationserstellung bei modernen 3D-Spielen dient. Weitere eingesetzte Software sind das "Shake Compositing Tool", sowie eigens kreierte Plug-Ins wie "Massive", welches zur Darstellung großer Mengen von Kreaturen während der großen Schlachten genutzt wird.

Trotz dieses eindrucksvollen Rendering-Arrays wird die endgültige Zusammensetzung noch auf vergleichsweise einfach anmutenden SGI-Onyx Rechnern mit nur acht Prozessoren durchgeführt, da das hierfür genutzte Tool namens "Inferno" nur auf SGIs Betriebssystem Irix läuft.

Diese Phalanx an Rechnern und Menschen produzieren täglich etwa 200 TByte an Daten, die der Cluster verwalten muss. Um diese Daten, die natürlich nicht ständig verfügbar gehalten werden können, von der Online-Speicherung in die sogenannte "Near-Line" Speichereinheit, welche aus einer 60TByte fassenden StorageTek L700 roboteroperierten Speicherbilbiothek besteht, zu überführen und zu verwalten, wird die 12CPU-Workstation SGI Origin 2000 eingesetzt.

Mit diesem technischen Equipment scheinen sowohl die Einhaltung der 10-Wochen Frist als auch der nächste Academy Award (Oscar) für Special Effects so gut wie gesichert.

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