Warten auf die GeForce FX

Carsten Spille
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Frei nach dem Motto "Warten bis der Arzt kommt" beschehrte uns nVidia in letzten November nach langen Verzögerungen zumindest die offizielle Präsentation der GeForce FX. Vom "Paper-Launch" des Jahres kann also im Wortsinne keine Rede sein auch wenn weitere Samples wohl sehr spärlich gesäht sein dürften.

Der laut bislang unwidersprochenen Aussagen eines nVidia Mitarbeiters als Frühjahrs-Produkt 2002 geplante nV30 wurde vom später avisierten Launch-Termin im September letzen Jahres, den der CEO noch im Sommer bestätigte, zunächst auf den November verschoben. Dort erfolgte auch tatsächlich die Produktpräsentation mit lauffähigen Demo-Boards. Die Massenproduktion, so hiess es, liefe spätestens Ende Dezember an. So wie es heute aussieht, waren damit wohl nur die Chips an sich gemeint, denn nach zwischenzeitlichen Ankündigungen seitens einiger Kartenhersteller, ihre Produkte mit dem nV30 genannten GeForce FX Chip Ende Januar oder Anfang Februar auf den Markt zu bringen, gibt es weitere Verzögerungen.

Anscheinend ist die Herstellung der für die erwarteten, hohen Taktfrequenzen von 500MHz für den Chip und den Speicher geeigneten PCBs (Printed Circuit Boards) doch aufwendiger, als zunächst vermutet. Benötigte der Radeon 9700 Pro schon ein PCB mit gemutmaßten 8-10 Schichten, so sollen für die GeForce FX bis zu 12 dieser Schichten, in denen Leiterbahnen und Isolierungen im Inneren des Boards übereinandergestapelt werden, nötig sein. Aus diesem Grunde und eventuell auch, um einen gleichmäßig hohen Qualitätsstandard gewährleisten zu können, will nVidia nun mit einem großen, aber bislang ungenannten Boardhersteller, Quellen sprechen von MSI und möglicherweise LeadTek, zusammenarbeiten und anstatt wie bisher Chip und Speicher als Bundle nun komplette Karten an ihre Kunden liefern (siehe auch), ähnlich wie es ATi bei den ersten Serien ihrer DirectX9-Reihe Radeon9500/9700 vormacht(e). Lediglich das Software-Bundle sowie die Kabelbeigaben und die Kühllösung wird man den einzelnen Fabrikanten überlassen, wenn nach letzten Meldungen Ende Februar die Händlerregale mit GeForce FX Karten befüllt werden können.

Unter diesem Aspekt scheint auch interessant, dass BFG-Technologies, die Nachfolge-Firma der eher bekannten Marke VisionTek, auf ihrer Website als Mindestvoraussetzung für eine GeForce FX ein Netzteil mit 350W (zum Vergleich: ATi empfiehlt für die Radeon 9700 Pro 300W) sowie einen freien ersten PCI-Slot angibt. Die vieldiskutierte FX Flow scheint also durchaus nötig zu sein.

Auch zu den Budget-Karten auf Basis des nV30 gibt es interessante Neuigkeiten. Im Gegensatz zu den extrem hochtaktenden nV30 Karten wird man beim nV31/34 wohl wieder auf ein 8 Layer PCB zurückgehen können, dessen Design dann auch wieder den Boardherstellern selbst überlassen bleibt. Zu erwarten ist jedoch, dass sich hier viele Kartenhersteller eng an das Referenzdesign von nVidia halten werden und nur einige Bauteile zwecks Kosteneinsparungen durch andere Fabrikate ersetzen.

Im Forum von Beyond3D wurden Vermutungen über die Spezifikationen der nV31/34 gepostet, die halbwegs glaubwürdig erscheinen. So wird die Budget-Reihe sich ähnlich wie die Radeon9500 mit 4 Pipelines zu je einer Textureinheit bescheiden müssen. Auch das 128Bit-Speicherinterface ist beiden gemein. Die Taktraten sollen um 300MHz liegen, wobei sowohl Takt als auch Ausführung des RAM noch nicht endgültig zu sein scheinen. In Anbetracht des Budget-Charakters des Chips wird aber wohl DDR-I Speicher genutzt werden.

Löblicherweise wird auch der nV31/34 dem DX9-Standard gerecht werden und Pixel- sowie Vertexshader in Version 2.0 erfüllen können. Darüberhinaus gibt es die VPE (Video Processing Engine) der GeForce4 MX mit Motion Compensation, iDCT und wahrscheinlich auch adaptivem De-Interlacing. Der TV-Encoder wird, ebenfalls wie beim Geforce4 MX, genauso integriert sein wie TMDS-Transmitter und zwei 400MHz RAMDACs. Hergesteller wird auch der kleine Ableger des nV30 im kostensparenden 0,13µ-Prozess.

Ob nVidia hierbei auf teildeaktivierte nV30 zurückgreift, ähnlich wie ATi mit der Radeon9500, ist bislang völlig unbekannt.

Warten wir nunmehr also bis Ende Februar.