Kommentar: Ist CineFX ein Fehlschlag oder gar Fiasko?

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Carsten Spille
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... unter die Gürtellinie

Knüppeldicke von allen Seiten

Nachdem es zwischen Microsoft und nVidia Anfang 2002 zu Streitigkeiten bezüglich des Preises für die Xbox-Komponenten gekommen war (Microsoft wollte aufgrund der hohen Subventionen, mit denen sie die Xbox auf den Markt bringen, weniger für die GPU und den Chipsatz zahlen), einigte man sich schließlich gütlich aber der Zwist war noch lange nicht vergessen.

Als ATi ihre erste DX9-GPU auf den Markt brachte, gab es noch kein DX9, nur einen recht vollständigen Release Canditate, dem allerdings eines fehlte: getrennte Shaderprofile für nVidias und ATis GPUs, die, wie sich später herausstellte, völlig unterschiedlich angesprochen werden wollten. Mangels anderer frei verfügbarer Hardware und eventuell auch ein klein bisschen aufgrund des Xbox-Streites gelang es ATi, Microsoft dazu zu bewegen, gegen nVidias Willen den Release Candidate zur DirectX9-Final zu erklären und auch im SDK (dem dazugehörigen Entwickler-Kit) zunächst nur das Profil für ATis Pixelshader 2.0 zu implementieren.

Als im Februar 2003 der 3DMark03 erschien, der erste Benchmark, der auch DirectX9-Funktionen zu testen versprach, war die Verwunderung in der noch recht uninformierten 3D-Szene groß: nVidia war abgeschlagen und musste sich trotz massiv höherer Taktraten deutlich geschlagen geben.

Später erfuhr man dann im Verlaufe der unsäglichen Cheat-Schlammschlacht, die durch nVidia-Treiber ausgelöst wurde, die gewisse Shader des 3DMark austauschten und mit niedrigerer Präzision ausführten, dass nVidia wohl auch aufgrund der Weigerung Futuremarks (Hersteller des 3DMark), zumindest ein weiteres Shaderprofil für nV-Chips zu integrieren, aus dem Beta-Programm, welches maßgeblich zur Finanzierung von Futuremark beiträgt, ausgestiegen war und somit wusste, dass sie im 3DMark03 gegen ATi verlieren würden.

Bis kurz vor dem Launch der GeForce FX5900 Ultra stellte sich die Situation quasi als schlimmst mögliche für nVidia dar: Der bis dato halbwegs respektable 3DMark ließ den nV30 alt aussehen, alle DX9-Shader, die in kurz vor der Fertigstellung stehenden Spielen Verwendung fanden, liefen mit auf den Erzkonkurrenten optimierten Profilen und das Flaggschiff, der nV30, war nur die Hälfte dessen, was er ursprünglich hätte sein sollen. Dass er dennoch in dieser Form auf den Markt kam, ist hauptsächlich nVidias Unterschätzung von ATis R300 zu verdanken.