K Desktop Environment 3.2 im Test: Neue und bewährte Features vorgestellt

 10/12
Steffen Weber
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Segusoland

Hinter diesem äußerst merkwürdigen Namen verbirgt sich ein durchaus interessantes Konzept, mit dem, sollte es sich durchsetzen, das Bild vom herkömmlichen Desktop verschwinden könnte. Momentan ist es als separate Anwendung realisiert und ist wahrscheinlich noch weit entfernt von seinem endgültigen Zustand, die dahinter steckenden Ideen sind es jedoch allemal wert, erwähnt zu werden.

Segusoland setzt bei einem häufig anzutreffenden Problem an, nämlich dass Computer-Anwender mit der Organisation ihrer Dateien in Ordnern entweder überfordert sind oder einfach nicht die Zeit dafür aufwenden wollen bzw. können. In dem dadurch entstehenden Chaos, dass nahezu alle Dateien, mögen sie noch so verschieden sein, sich in ein und demselben Ordner, dem persönlichen Ordner des Anwenders, tummeln, findet sich bald niemand mehr zurecht. Segusoland bekämpft dabei nicht die Ursache, sondern versucht die Konsequenzen möglichst erträglich zu gestalten.

Das dabei verfolgte Prinzip, Intelligent Option Narrowing, funktioniert dabei wie folgt. Man wählt aus einer Liste von installierten Programmen z.B. das Bildbearbeitungsprogramm The Gimp aus. Daraufhin werden in der Liste der vorhandenen Dateien automatisch alle Dateien, die keine Bilder sind, aussortiert. Selektiert man nun ein Bild aus dieser Liste, sieht man in einer dritten Liste die möglichen Aktionen, wie zum Beispiel Öffnen oder Drucken. Durch die Auswahl eines Programms werden also nur noch die relevanten Dateien angezeigt, durch die Auswahl einer Datei ermöglicht man das Ausführen von Aktionen. Anders herum funktioniert das ebenso, man kann beispielsweise auch zuerst eine Datei oder eine Aktion auswählen, woraufhin die irrelevanten Einträge aus den anderen Auflistungen entfernt werden.

Segusoland
Segusoland
Segusoland (Nach Auswahl von The Gimp)
Segusoland (Nach Auswahl von The Gimp)

Zudem gibt es noch zwei weitere, weniger wichtige, aber ebenso nützliche, Listen. Zum einen wäre das die Geräte-Liste, in welcher man durch die Auswahl des Druckers z.B. erreichen kann, dass alle Programme, mit denen nichts ausgedruckt werden kann, aus der Programm-Auflistung rausfliegen. Die Möglichkeiten, die Segusoland bietet, entsprechen also den Gedankengängen des menschlichen Gehirns. Wenn man also ein irgendwo vorhandenes Bild drucken möchte, ist es sinnvoll, zunächst den Drucker auszuwählen, da man dadurch zahlreiche für das Drucken nicht in Frage kommende Dateien von vorherein ausschließt und sich demzufolge durch eine weniger umfangreiche Liste wühlen muss und somit schneller ans Ziel gelangt. Alternativ könnte man auch zuerst die Datei selektieren und dann die Drucken-Aktion wählen, es kommt einfach darauf an, wie man glaubt, die Aufgabe zügiger erledigen zu können.

Die fünfte und letzte Auflistung enthält diverse Zeiten, standardmäßig ist dort der Eintrag "Jetzt" selektiert. Wählt man z.B. "In 15 Minuten" aus, kann man Aktionen im Voraus planen, also beispielsweise in 15 Minuten den Computer automatisch ausschalten, um bis dahin während des Einschlafens noch etwas Musik zu hören. Sollte sich das Konzept etablieren, werden wahrscheinlich weitere Anwendungs-Möglichkeiten offensichtlich.

Das Konzept klingt also sehr interessant und könnte das Verwalten von Dateien mit dem Computer um einiges einfacher gestalten. Fraglich ist jedoch, welche Rolle eben Ordner und Dateien spielen sollen, deren Problematik Segusoland zu umgehen versucht. So steht derzeit offenbar noch nicht fest, ob und wie sehr Ordner in Segusoland eine Rolle spielen sollen. Interessant könnte hier die Möglichkeit sein, die Datei-Auflistung zudem durch die Auswahl eines Ordners aus einem Dropdown-Menü beeinflussen zu können. Somit wäre der Anwender nicht gezwungen, die Dateien zu organisieren, die Möglichkeit stünde jedoch offen und auch per Vorauswahl eines Ordners wäre Intelligent Option Narrowing möglich!

Eine weitere offene Frage ist, wie man Segusoland in KDE integriert. Als separate Anwendung würde es wahrscheinlich nicht genug Aufmerksamkeit erhalten. Daher wurde der Vorschlag gemacht, Segusoland als Ersatz für den Desktop zu verwenden, d.h. es wäre im Hintergrund stets präsent. Vielleicht wäre jedoch auch die Einbindung als eine Art große Sidebar denkbar, sodass Segusoland automatisch sichtbar wird, sobald man die Maus beispielsweise an den oberen Bildschirmrand bewegt. Alternativ könnte direkt neben oder wenn man den Einschnitt ganz radikal macht anstatt dem KDE-Start-Button ein Segusoland Button platziert werden. Das Konzept von Segusoland klingt jedenfalls sehr vielversprechend, auch wenn Power-User eventuell zunächst abgeneigt sein werden und weiterhin im klassischen Stil ihre Dateien verwalten möchten. Weitere Anwendungsbeispiele findet man auf der Segusoland Tutorial-Seite.