K Desktop Environment 3.2 im Test: Neue und bewährte Features vorgestellt

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Steffen Weber
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Konqueror

Nicht ganz so diplomatisch wie sein Windows-Gegenpart wurde der Name des KDE Web-Browser und Dateimanager gewählt. Er ist ähnlich wie der Windows (Internet) Explorer sowohl für das Surfen im Internet als auch für das Verwalten von Dateien zuständig. Wie für jeden zeitgemäßen Browser ist auch für Konqueror seit Version 3.1 Tabbed Browsing kein Fremdwort mehr. Zudem ist ein Popup-Blocker mit an Board, der Popups intelligent unterdrückt, anstatt grundsätzlich alle Popups abzuschießen, indem er berücksichtigt, ob ein Popup die Konsequenz einer Benutzeraktion ist und sie lediglich in allen anderen Fällen blockiert. Wie man in den folgenden Abschnitten jedoch sehen wird, kann Konqueror deutlich mehr als der Durchschnitts-Dateimanager. Zudem bietet KDE 3.2 die Möglichkeit, eine Konqueror-Instanz beim KDE-Start vorab in den Speicher zu laden, sodass das Öffnen von Konqueror zusätzlich zu dem mehrfach bestätigten subjektiven Eindruck, dass KDE 3.2 allgemein schneller als seine Vorgängerversionen ist, noch zügiger vonstatten geht. Sinn dürfte diese Funktion jedich nahezu ausschließlich auf relativ langsamen Systemen machen, da Konqueror auch schon so sehr schnell startet.

Web-Browser

Konqueror 2Die Komponente zur Darstellung von Webseiten hat in KDE 3.2 gegenüber den Vorgänger-Versionen unglaublich zugelegt. So stellt Konqueror durch eine sich auf der höhe der Zeit befindliche Implementierung der Web-Standards nicht nur nahezu alle Webseiten mittlerweile korrekt dar, sondern kann auch in Sachen Geschwindigkeit durchweg überzeugen. Dramatisch geht jedoch die Geschwindigkeit beim Seitenaufbau in die Knie, wenn zahlreiche Formular-Elemente in Form von Buttons und ähnlichem dargestellten werden müssen, was sich insbesondere beim Scrollen bemerkbar macht. Gelegentlich merkt man dann aber auch an anderen Stellen, dass es noch Arbeit gibt, so geht die Performance beim Anzeigen diverser JavaScript-Ticker teilweise gehörig in die Knie und die nicht vorhandene Implementierung des zwar nicht standardkonformen, jedoch oft für Ticker verwendeten Marquee-Tag, fällt stellenweise auch unangenehm auf. Wenn die Entwicklung an Konqueror jedoch mit dem aktuellen Tempo voranschreitet, ist diese Anwendung auf dem besten Weg, ein sehr guter Browser zu werden.

Konqueror (Web-Browser)
Konqueror (Web-Browser)
Konqueror Tabs
Konqueror Tabs

Auf keinen Fall unerwähnt bleiben darf man in diesem Zusammenhang die Arbeit von Apple. Im Frühjahr des vergangenen Jahres, kurz vor der Veröffentlichung von KDE 3.1 gab Apple bekannt, auf der technischen Basis zur Darstellung von Webseiten in Konqueror, KHTML genannt, einen eigenen Browser namens Safari zu entwickeln. Entsprechend den Lizenzbestimmungen muss Apple alle Änderungen an KHTML und KJS (der Javascript-Implementierung) offenlegen und hat sich bisher auch daran gehalten. Jedoch lässt das Tempo der Integration dieser Änderungen in Konqueror zu Wünschen übrig. Offenbar eine Konsequenz der Tatsache, dass parallel natürlich auch die KDE-Entwickler KHTML weiterentwickeln und die beiden Versionen somit einige Inkompatiblitäten aufweisen, da sie sich zu sehr unterscheiden. Man darf gespannt sein, wie sich dies in der Zukunft entwickeln wird, vor allem da die Entwicklung von Safari aus der Perspektive des Autors dieser Zeilen vergleichsweise zügig voranzuschreiten scheint.

Web-Tastenkürzel

An dieser Stelle sei noch auf ein Feature hingewiesen, das unverständlicherweise noch in keinen anderen Browser Einzug gefunden hat und das man ähnlich wie Tabs nach kurzer Eingewöhnungszeit einfach nicht mehr missen möchte. Die Rede ist von den Web-Tastenkürzeln, deren Nützlichkeit sich am einfachsten Anhand eines Beispiels demonstrieren lässt. Für gewöhnlich surft man, um im Internet zu suchen, eine Suchmaschine wie Google oder AlltheWeb an und gibt dort den gesuchten Begriff ein. Mit Konqueror fällt Schritt Nummer Eins komplett weg, denn man gibt in die Adresszeile anstatt wie ansonsten einer URL z.B. folgendes ein: "gg:computerbase"

Die Buchstaben "gg" sind so ein eben angesprochenes Webkürzel, die Konqueror mitteilen, die URL entsprechend umzuformulieren, in diesem Fall starten wir eine Google-Suche. Auf das Kürzel folgt nach einem Doppelpunkt der Suchbegriff. Man gelangt nach dem Betätigen der Enter-Taste direkt auf die Ergebnis-Seite, ohnedass zunächst die Startseite von Google geladen wird. Der Zeitgewinn mag minimal sein, hat man sich jedoch einmal daran gewöhnt, erwischt man sich in anderen Browsern immer wieder dabei, diese praktischen Kürzel verwenden zu wollen, um dann festzustellen, dass man zunächst die gewünschte Suchmaschine ansurfen muss.

Natürlich kann man sich auch eigene Tastenkürzel einrichten. Die entsprechenden Optionen finden sich in den Konqueror Einstellungen im Untermenü "Web-Tastenkürzel". So kann man dort z.B. folgende Daten nach einem Klick auf den "Neu"-Button eingeben, um durch das Tastenkürzel "cb" auf ComputerBase suchen zu können:

  • Such-Provider: ComputerBase
  • Such-URI: http://www.computerbase.de/suche/?search=\{@}&sortbydate=on
  • URI-Kurzbefehle: cb

Update 31.01.2004: Christoph Boecken hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass auch Opera in aktuellen Versionen Tastenkürzel unterstützt. Welcher Browser diese zuerst implementiert hatte, können wir nicht mit Sicherheit sagen. Das Feature existiert in Konuqeror ja nicht erst seit Version 3.2, aber letztendlich ist es ja auch kaum von Bedeutung, welcher Browser es zuerst hatte.

Update 03.02.2004: Helge Hielscher hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass auch Mozilla Custom Keywords unterstützt, womit die Aussage im ersten Satz dieses Abschnitts, dass kein anderer Browser Web-Tastenkürzel kennt, wohl endgültig hinfällig ist.

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