Bald auch Intel mit CPU-Rating?

Christoph Becker
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AMD hat es schon seit langer Zeit und auch Intel denkt nun offenbar über die Einführung eines solchen nach. Die Rede ist von einem Rating für die eigenen Prozessoren. Ein Schritt in die richtige Richtung für mehr Transparenz für den Kunden oder nur marketingtechnisches Gehabe im Kampf gegen AMD?

Offensichtlich möchte man aber nicht vollkommen von der bisherigen Megahertz-Strategie abweichen und das geplante Rating zusätzlich etablieren. AMD geht diesbezüglich ja bekanntlich einen strafferen Weg und erwähnt in der Modellbezeichnung ihrer Prozessoren keinerlei Taktfrequenzen. Besonders beim Opteron wird dies besonders offenkundig, nutzt man hier doch ausschließlich eine eher kryptische Bezeichnung, die nur auf die Modelle der Opteron-Reihe Bezug nimmt. Athlon XP und 64 werden hingegen mit einem Rating ausgestattet, das als Vergleich zum Pentium 4 legitimiert werden kann, auch wenn AMD dies natürlich nicht bestätigt.

Mit der Einführung eines ähnlichen, wenn aber nicht ganz so konsequenten Ratings, würde Intel wohl in erster Linie den eigenen Kunden einen Gefallen tun. Besonders die letzten Wochen haben gezeigt, dass man z.B. einen Pentium 4 „Prescott“ nicht ohne weiteres mit einem „Northwood“ vergleichen kann, da letzterer dank einer kürzeren Pipeline eine bessere Pro-MHz-Leistung an den Tag legt. Auch die verschiedenen Geschwindigkeiten des Frontside-Bus' und die unterschiedlichen Ausbaustufen des prozessorinternen Caches dürften bei manch Kunden für Konfusion gesorgt haben. Ein eventuelles Rating zusätzlich zur alten Bezeichnung würde diese Situation mit Sicherheit etwas entschärfen, da man so die Leistungsunterschiede zwischen den einzelnen Prozessoren besser hervorheben könnte.

Ein weiterer wichtiger Faktor in Intels Überlegungen könnte der Pentium M sein. Da dieser in weiten Zügen auf der Architektur des Pentium 3 basiert, besitzt er eine weitaus bessere Pro-MHz-Leistung als z.B. der Pentium 4, der vor allem durch seine hohen Taktfrequenzen beim Kunden punkten kann. Dies führt allerdings zum Dilemma, dass Käufer die verhältnismäßig niedrig getakteten Pentium Ms verschmähen und stattdessen eher zu einem stromfressenden, höher getakteten aber letztendlich nicht schnelleren Pentium 4 greifen könnte. Besonders hier würde ein Rating also Sinn haben, schließlich ist Intel auch an guten Verkaufszahlen für den Pentium M interessiert.

Ob Intel ein solches Rating überhaupt einführen wird, steht jedoch weiterhin in den Sternen. Wünschenswert wäre, wenn es nicht zu zusätzlicher Verwirrung und aus reinen Marketing-Gründen eingeführt wird, schließlich kann sich der Kunden z.B. "Pentium 4 3000 MHz 600" weitaus besser merken als "Pentium 4 3000 MHz, 800 MHz Frontside-Bus, 512 kB Cache". Besonders für Kunden, die nicht immer über alle Einzelheiten einer Architektur und eines Prozessortyps informiert sind, könnte ein Rating somit hilfreich sein. Allerdings birgt ein Rating jederzeit die Gefahr, falsche Schlüsse und Leistungseinstufungen zu ziehen, wenn Intel das Rating nicht konsequent und realistisch weiterführt. So sorgte AMDs Rating in der Vergangenheit schon öfter für Verwirrung und einige uninformierte Kunden, gingen davon aus, dass ein 3000+ auch mit 3000 MHz getaktet ist. In diesem Fall hat natürlich die gewollte Marketing-Falle zugeschnappt.

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