Google Browser: Gerüchte erhärten sich

Steffen Weber
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Wenn man den derzeit kursierenden und alles andere als unbegründeten Gerüchten Glauben schenkt, wird Google in absehbarer Zeit einen eigenen Browser auf Basis von Mozilla zum kostenlosen Download bereitstellen. Unter anderem mysteriöse, jedoch mittlerweile geschlossene, Einträge in Bugzilla deuten darauf hin.

Doch warum sollte Google an einem eigenen Browser arbeiten? Googles Webmail-Angebot GMail macht heftigen Gebrauch von fortgeschrittenen Browser-Features, insbesondere das nachträgliche Laden von Daten vom Webserver mittels Javascript, ohne zu diesem Zweck wie bisher üblich direkt eine komplette neue Seite laden zu müssen, ist eine grundlegende Voraussetzung, welche Opera Software in Form der „XMLHTTPRequest“-Methode mit Version 7.60 ganz offensichtlich wegen GMail nachgerüstet hat. Aber auch in anderen Bereichen hantieren Googles GMail-Entwickler auf höchstem Level mit Javascript.

Derzeit funktionieren diese Features nur in neuen Versionen des Internet Explorers, Mozilla (Firefox) und Opera 7.60. Google sieht die Zukunft darin, dass weniger als bisher klassische Anwendungen auf dem Desktop ablaufen, sondern dass zukünftig immer mehr Dinge über den Browser erledigt und die dabei anfallenden Daten auch auf Internet-Servern gespeichert werden. Webmail ist nur der erste Schritt, folgen werden weitere Angebote. Diese werden jedoch fortgeschrittene Browser-Funktionen voraussetzen, damit die Möglichkeiten dieser browserbasierten Anwendungen nicht hinter denen klassischer Anwendungen hinterherhinken. Doch angesichsts der Tatsache, dass Microsoft eine neue Version des Internet Explorers erst für Windows Longhorn plant und diesen dann auch nicht für Benutzer andereren Windows-Betriebssysteme zum Download bereitstellen wird, muss Google daran interessiert sein, die Verbreitung modernerer Browser als derer aus dem Hause Microsoft voranzutreiben. Dass eine Partnerschaft mit Microsoft bei diesem Ziel nicht funktionieren würde liegt zudem daran, dass Google und Microsoft in den nächsten Jahren zu Konkurrenten größter Kalibers avancieren werden. Schließlich drängt Microsoft in den von Google dominierten Suchmaschinen-Markt und Google verringert mit seinen browserbasierten Anwendungen die Bindung an ein festes Betriebssystem, wodurch Windows-Alternativen an Bedeutung gewinnen könnten, was Microsoft nicht in den Kram passt.

Beide Seiten können also kaum Interesse daran haben, miteinander zu kooperieren und Google ist auf Fortschritt bei der Browser-Entwicklung angewiesen. Nahe liegt es da, einen Browser auf Basis von Gecko, dem Mozilla-Kern, aufzubauen, welcher die in absehbarer Zeit benötigten Funktionen unterstützt und diesem mit Hilfe des populären und für Erfolg stehenden Namen „Google Browser“ bzw. „GBrowser“ ein Gütesiegel zu verpassen und entsprechend zu vermarkten. Welcher Abteilungsleiter würde nicht einem bekannten Namen wie Google eher Vertrauen schenken als einem Browser namens Mozilla Firefox, der von Freiwilligen entwickelt wird? Das Ansehen von OpenSource-Software könnte zunehmen. Letztendlich würden auch die Verfechter von Web-Standards gewinnen, da man eventuell doch nicht wie befürchtet auf Jahre hinaus weiterhin Rücksicht auf den technisch veralteten Internet Explorer 6.0 bei der Gestaltung von Webseiten nehmen muss.

Abgesehen davon deutet darauf, dass diese Pläne keinesfalls nur Wunschdenken sein müssen, hin, dass Google im April dieses Jahres die Domain gbrowser.com angemeldet hat. Des Weiteren befand sich, wie bereits eingangs angesprochen, in Mozillas Bug-Tracking-System Bugzilla ein Bug „Google branded Mozilla browser“, welcher mittlerweile ebenfalls nicht mehr öffentlich zugänglich ist und angeblich mit folgender Begründung geschlossen wurde:

This is a duplicate of a private bug about working with Google. So closing this one.

*** This bug has been marked as a duplicate of 213362 ***