iTunes: Flaggschiff einer neuen Musikindustrie

Sasan Abdi
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Die Musikindustrie steckt weltweit in einer ausgemachten Krise. Die Kunden kaufen entweder nicht mehr oder bedienen sich durch illegale Downloads über Tauschbörsen. Ein düsteres Bild. Den Lichtblick am Ende des Tunnels stellt Apple's iTunes, Topthema auf der Popkomm, dar.

Das Szenewort auf der diesjährigen Messe in Berlin lautet: „Legaler Musik-Download.” Denn was über Jahre von der Musikindustrie verdammt wurde, nämlich das Internet, soll jetzt alles retten und den weltweiten Trend nach unten aufhalten. Allein in Deutschland verzeichnet die Musikindustrie Umsatzeinbußen von 40 Prozent - damit verbunden ist der Abbau von rund 2.000 Arbeitsplätzen.

So erfrischt man sich auf der Popkomm an dem relativ rundlaufen Projekt „iTunes” und schöpft neue Hoffnung. Die Zahlen geben dazu durchaus Anlass. Denn seit dem Start hat Apple über iTunes ganze 125 Millionen Lieder in den USA, England, Deutschland und Frankreich verkauft - Tendenz steigend. Ein Lied kostet sowohl in Europa als auch in den USA moderate 99 Cent, ein Album ist in der Regel für 9,99 Euro zu haben. Clever dabei ist, dass die Tracks nicht nur auf dem heimischen PC genoßen werden, sondern auf dem trendigen Apple „iPod” auch überall mithingenommen werden können.

Da verwundert es nicht, dass man in den Messehallen zu Berlin zumindest in offiziellen Kreisen weniger über Stars und Songs, sondern mehr über iTunes und ähnliche Projekte spricht. So freute sich Eddy Cue, Vizepräsident im Bereich Webanwendungen bei Apple: „Die Klarheit und Einfachheit ist unser Erfolg.”

Nüchtern betrachtet gestaltet sich die Angelegenheit dann aber doch anders. Der Diebstahl von urheberrechtlich geschütztem Material - in der Hauptsache von Musik - über das Internet boomt weiter. Während das normale Geschäft mit der Musik dahinsiecht, verzeichnet der Weltphonoverband IFPI den illegalen Download von rund acht Milliarden Musikdateien. Derweil kann der legale Download diesen Trend zumindest noch nicht wettmachen. Denn mit unter einem Prozent am Gesamtverkauf stellt dieser Bereich noch kein wirklich großes Umsatzfeld dar. Doch, so Phonoverbandschef Gerd Gebhardt kurz vor dem Ende der Popkomm, „der Anteil von Downloads am Gesamtgeschäft beträgt noch unter einem Prozent. Aber das wächst rasant. Derzeit werden in Deutschland pro Monat schon mehr als eine Million Downloads abgesetzt; das wird sich im kommenden Jahr sicher verdoppeln.”

Marktforscher und Branchenexperten sind sich sicher: Bis 2010 wird der Verkaufsanteil über Anwendungen wie iTunes deutlich über 10 Prozent betragen. Bis dahin aber ist es für die Musikindustrie weltweit noch ein steiler Aufstieg aus einem tiefen Tal der Tränen.