Benchmarks: PureVideo auf NV43 und NV45

Update 2 Jan-Frederik Timm
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Mit dem heutigen Tag gibt nVidia den offiziellen Startschuss für PureVideo, ein Feature, das mit dem NV40 am 14.4. - also vor mehr als acht Monaten - vorgestellt wurde, bisher aber nicht oder nur inoffiziell nutzbar war.

Umrissen haben wir die Fähigkeiten des im NV40 und seinen Derivaten integrierten Video-Prozessors bereits in unserem damaligen Launch-Artikel. Seitdem hat es um die Funktionen (beziehungsweise deren Fehlfunktionen) in regelmäßigen Abständen eine ganze Reihe an Gerüchten gegeben, die ihren Höhepunkt in einem offiziellen Statement am 29.10. fanden. Erstmals konnte man der Äußerung durch die Blume entnehmen, dass zumindest der NV40 (und damit wohl auch der nur um eine Bridge erweiterte NV45) in seinen Fähigkeiten eingeschränkt ist. Die Beschleunigung von HD WMV schien hier entgegen den Ankündigungen nicht zu funktionieren. Beweisen lies sich dies bisher jedoch noch nicht.

The GeForce 6600 models have the same 1st generation programmable video technology support as the GeForce 6800 models. However, the GeForce 6600 models also include hardware acceleration for high-definition Windows Media Video (WMV) decode.

Am 7.12. konnten wir endlich vermelden, dass nVidia den notwendigen PureVideo-Treiber am heutigen Montag vorstellen wird - eine Aussage, die im Nachhinein nur noch teilweise zutreffend ist. Richtig ist, dass der Startschuss für PureVideo gefallen ist. Falsch ist, dass hierzu in jedem Fall (nur) ein Treiber benötigt wird. Denn zumindest die von von uns erzielten Geschwindigkeits-Ergebnisse konnten auch mit dem schon länger erhältlichen ForceWare 66.93 nachvollzogen werden. Für die per PureVideo verbesserte Darstellung bedarf es laut nVidia hingegen des entsprechenden Treibers und DVD-Decoders.

Wir wollen uns im Folgenden zwei speziellen Anwendungsfällen widmen und die mit dem Video-Prozessor möglichen Bildverbesserungsmaßnahmen (De-Interlacing, Inverse Telecine (3:2 pulldown), Bad Edit Correction (3:2 Correction)) vorerst außen vor lassen, da eine wirklich eindeutige Verifizierung der von nVidia bereitgestellten Beispielscreenshots nur mit uns nicht zur Verfügung stehender Hardware möglich gewesen wäre. nVidia will mit PureVideo insbesondere der durch die unterschiedlichen Technologie bedingten, schlechteren Bildqualität von für das Fernsehen produzierten Aufnahmen auf dem PC entgegen steuern.

In unserem Fokus liegt hingegen die Beschleunigung der beiden HD-Standards HD WMV(9) und HD MPEG2 - Formate, die CPUs mit unter zwei Gigahertz ordentlich zu schaffen machen. Die korrekte Beschleunigung und per PureVideo verbesserte Darstellung des WMV-Formates setzt hierbei den Einsatz des Windows Media Players 10.0 und zweier angepasster DLL-Dateien voraus, die bisher nicht erhältlich waren und von uns noch recht umständlich in das System integriert werden mussten - MS wird sie in einem Update für WMP 10 nachreichen. Zur Beschleunigung des (HD) MPEG2-Formates bedarf es eines entsprechend angepassten DVD-Decoders, der uns beispielsweise in der kostenpflichtigen Version von nVidia vorlag. Auch Power DVD 6.0 erwies sich als brauchbar.

Modifizierte DLLs
Modifizierte DLLs
Modifizierte DLLs
Modifizierte DLLs
Modifizierte DLLs
Modifizierte DLLs
Fehler mit WMP 9.0
Fehler mit WMP 9.0
nVidia Decoder
nVidia Decoder

Als Testsystem kam ein auf 2,8 GHz untertakteter Pentium 4 570J (3,8 GHz) mit deaktiviertem Hyper-Threading zum Einsatz, der mit HD WMV zwar keine Probleme hatte, HD MPEG2 jedoch nur leicht ruckelnd darstellen konnte. Als Board diente Intels i925XE-Referenzplatine samt einem Gigabyte DDR2. Die Grafikkarten stellten nVidia (NV45-Referenzsample) und Leadtek (WinFast PX6600).

Wie das Statement vom 29.10. bereits vermuten ließ, funktioniert die Beschleunigung von Microsofts HD WMV-Format auf dem NV45 (und auch auf dem NV40) tatsächlich nicht. Auch wenn unsere CPU ohne Hardware-Beschleunigung zum Glück keinerlei Probleme mit der flüssigen Darstellung hatte, bessert sich das Bild für schwache Prozessoren mit dem heutigen Tag somit nicht. Eine 6800 (NV40) auf AGP zeigte (da sie im Endeffekt auf demselben Core beruht) dasselbe Bild - keine Besserung. Anders sieht es beim Einsatz einer Grafikkarte mit NV43-Chipsatz aus. Hier wird die CPU unter Einsatz der angepassten WMP10-DLLs spürbar entlastet.

Bei der Beschleunigung von high definition MPEG2 wendet sich das Blatt. Unterstützt der Decoder (in unserem Fall nVidias Eigenproduktion in der Version 1.00.65) den Video-Prozessor, kommt es bei beiden Karten zu einer deutlichen Entlastung unserer Test-CPU, die auf dem NV45 sogar noch gravierender ausfällt. Das Testvideo lief absolut flüssig, was ohne Beschleunigung trotz einer 2800 MHz schnellen CPU nicht der Fall war. Erst mit deutlich über 3,0 GHz schien die Wiedergabe auch ohne aktivierte Hardware-Beschleunigung flüssig zu laufen. Der CPU-Lüfter machte sich dann jedoch nach wenigen Sekunden störend bemerkbar.

Dass die GPU high definition MPEG2 wesentlich effizienter dekodiert als der Prozessor, beweist die Messung der maximalen Leistungsaufnahme des gesamten Systems. Während das beschriebene Testsystem ohne Hardware-Beschleunigung maximal 214 Watt verbraucht, begnügt sich der Rechner unter Einsatz der Hardware-Beschleunigung und einer NV45 mit „nur“ 171 Watt - immerhin 20 % weniger.

Leistungsaufnahme (HD-MPEG2)
    • HW Acceleration on
      171
    • HW Acceleration off
      214
Einheit: Watt (W)

Die hohe Belastung der GPU schlägt sich auch in den Temperaturen nieder. Während die Grafikkarte ohne Hardware-Beschleunigung bei konstant 57 °C liegt, steigt die Temperatur beim Umschalten auf Hardware-Beschleunigung binnen weniger Sekunden auf 67 °C an. Der CPU-Lüfter verharrt allerdings dauerhaft in einem angenehmen Säuselton - die CPU-Temperatur verändert sich kaum.

GPU-Temperatur (HD-MPEG2)
    • HW Acceleration off
      57
    • HW Acceleration on
      67
Einheit: °C

Fazit:

PureVideo, wie es am heutigen Tag vorgestellt wurde, bietet nach acht Monaten Wartezeit nun endlich einen Teil der Features, die nVidia im Frühjahr 2004 angekündigt hat - einen passenden (kostenpflichtigen Decoder) und bisher nicht publizierte DLLs für den Windows Media Player 10 vorausgesetzt. Von den Möglichkeiten des NV4X, nicht nur als Decoder sondern auch auch Encoder genutzt zu werden, fehlt leider weiterhin jede Spur. Sicher ist zudem, dass der NV40/NV45 keinerlei Beschleunigung des WMV-Formates bietet. Die in PureVideo integrierten Features zur Qualitätssteigerung sollen nach nVidia jedoch funktionieren.

Update

Wir würden gerne detailliert Auskunft darüber geben, welcher Treiber mit welcher Karte und welchem Decoder bei welcher Anwendung zu welchem Ergebnis kommt, müssen jedoch mit Bedauern zugeben, dass wir dies zum jetzigen Zeitpunkt schlichtweg nicht können. Die Informationen, die uns nVidia für den Launch bereit gestellt hat, waren äußerst dürftig. Offiziell über deren Bezugsort aufgeklärt wurden wir gar erst am heutigen Morgen, gut fünf Stunden vor Fall des NDAs und ein Blick zu den Kollegen zeigt, dass ein Großteil nie etwas vom PureVideo-Launch gehört hat. Wir waren nur durch Zufall schon vergangene Woche darauf gestoßen. Die PR-Meldung flatterte heute hingegen pünktlich ins Postfach.

Auch eine Rücksprache mit nVidia um die Mittagszeit brachte nur bedingt neue Erkenntnisse. Demnach sei die WMV-Beschleunigung gar kein Bestandteil der heutigen Vorstellung, da sie schon länger funktioniere. Warum die entsprechenden DLLs bisher nicht offiziell zu bekommen sind (bzw. warum der NV43 unter deren Zuhilfnahme eine Entlastung zeigt oder worin ihr Sinn sonst bestehe) und wir sie nur über die Systemkonsole in das System integrieren konnten, der Reviewer's Guide diese ausdrücklich erklärt und WMV (HD)-Beschleunigung in der PR-Meldung an 2. Stelle genannt wird - wir wissen es nicht.

Wir wissen, dass für PureVideo laut nVidia „der“ Decoder und „der“ Treiber benötigt werden. Betrachten wir unsere Ergebnisse und den immer noch aktuellen Treiber 66.93, verweisen wir auch an dieser Stelle auf die letzten vier Wörter des letzten Absatzes.

Mein Dank geht an Carsten Spille, der mir bei der Recherche für diesen Artikel behilflich war!

PureVideo-Features
Update

Weitere Informationen zu PureVideo

Nvidia GTC 2024 (18.–21. März 2024): ComputerBase ist vor Ort!