Umsonst „nach Hause telefonieren“ mit Bellster

Sasan Abdi
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Ein neues, innovatives Projekt namens Bellster verspricht auf der Basis des Peer-to-Peer (P2P)-Prinzips und unter der Verwendung von diverser Hard- und Software das kostenlose Telefonieren über das Internet - auch direkt ins Festnetz.

Das Telefonieren über das Internet ist definitiv im Kommen. Voice over IP und Co. werden sicherlich eines Tages den konventionellen Festnetzverkehr ablösen können. Momentan hakt das Prinzip aber an einer ausschlaggebenden Stelle: Zwar können beispielsweise Programme à la Skype oder Hardware-Voice-Over-IP-Lösungen durchaus Festnetz- und Mobiltelefonnummern wählen; sobald aber eine Verbindung über das Internet hinaus besteht, wird aus dem bisher kostenlosen (außerordentlich günstigen) Service ein bezahlter Spaß.

Doch wie lässt sich eben dies vermeiden? Das Projekt Bellster verspricht hierzu zumindest einen Lösungsansatz. Dazu bedarf es nur einer gewissen Anzahl von Personen und einem Hauch von Bereitschaft - als Ergebnis kann ein jeder User zu bestimmten Zeiten bestimmte Nummern kostenlos benutzen.

Das Ganze fußt auf den Provider-Angeboten à la „T-ISDN XXL“, das bekanntlich das kostenlose Telefonieren an Sonn- und Feiertagen ermöglicht. Ferner kostet ein Ortsgespräch in einigen Ländern wie zum Beispiel den USA wenig bis gar nichts. Und an diesem Punkt kommt das Projekt unter Verwendung einer Internetverbindung zum Einsatz: Wählt nun User X eine bestimmte Nummer im Mobil- oder Festnetz, so wählt Bellster das Mitglied des Netzwerkes, das derzeit am günstigsten das Wählverfahren durchführen kann, an.

Der vermittelnde User erhält für jede Vermittlung eine bestimmte Anzahl von Credits, die er dann wiederum selber vertelefonieren darf. So soll die natürliche Balance im Netzwerk erhalten bleiben. Das Ganze hört sich bis hier hin sehr gut an. Bei der technischen Umsetzung wird es dann aber komplexer: So benötigt jeder Benutzer, der quasi ein Teil einer riesigen privaten Telefonanlage in den USA, „PBX“ (private branch exchange) genannt, ist, beträchtlich viel Hard- und Software.

Zunächst einmal bedarf es der PBX-Software „Asterisk“, welche das VoIP-Routing übernimmt und somit das Herz von Bellster darstellt. Das Open-Source-linuxbasierte Programm benötigt eine dauerhaft verfügbare Internetanbindung und eine direkte Verbindung zum Telefonanschluss (beispielsweise über einen sogenannten SIP-Adapter). Der Support von ISDN-Karten ist also scheinbar noch nicht gegeben.

Für die weniger bastelwütigen Benutzer stellt der Bellster-Erfinder Jeff Pulver ein Einsteigerset für 199 US-Dollar zur Verfügung, in welchem sich zwei IP-Telefone und die nötige Software befinden. Einen vorinstallierten HP-Rechner samt zwei IP-Telefonen und Telefonie-Karten gibt es als komplettes Set für 1030 US-Dollar.

Für den Privatnutzer ist die Nutzung von Bellster also mit einigem technischen beziehungsweise finanziellen Aufwand verbunden. Das Projekt befindet sich aber noch in einer großen Betaphase, sodass nicht absehbar ist, in welche Richtung das Ganze führen wird. Denn: Neben den vielen technischen Aspekten gilt es auch, wichtige rechtliche Fragen zu klären. So gab es wohl juristisch gesehen noch nie einen Fall, in dem sich viele Menschen ihre Telefonapperate beziehungsweise Anschlüsse teilten. Dennoch gestaltet sich das Projekt als eine wirklich innovative Lösung der Zukunftsfrage „quo vadis, Tele-Kommunikation“?