Intel Pentium 4 der 600-Serie: 64-Bit, 2 MB L2-Cache und SpeedStep

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Thomas Hübner
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Fazit

Mit den neuen Pentium 4-Prozessoren der 600er-Familie sowie der neuen Extreme Edition mit 3,73 GHz zieht Intel in Sachen Features mit AMD gleich. Während der grüne Konkurrent den Privatkunden schon seit Ende September 2003 mit 64-Bit tauglichen Prozessoren der Athlon 64-Familie erfreut, musste man als Verfechter des Intel-Lagers sehr lange auf diesen Schritt warten, obwohl der Halbleiter-Hersteller bestimmten Partnern bereits seit dem letzten Jahr entsprechende Pentium 4-Prozessoren zur Verfügung gestellt hat und die Gerüchteküche schon länger davon ausgeht, dass seit dem 90-nm-Kern („Prescott“) des Pentium 4 entsprechende Funktionalität in ihm schlummert. Ganz klar, hier muss sich der Prozessorhersteller einmal mehr Taktieren vorwerfen lassen. Erst jetzt, kurz vor der Fertigstellung der entsprechenden, 64bittigen Windows XP-Variante, zieht man mit Prozessoren, für die Aufgrund anderer neuer Features deutlich mehr auf den Tisch gelegt werden muss, nach.

Intel Pentium 660
Intel Pentium 660

Im Vergleich zur Pentium 4 500er-Familie bieten Intels neue Prozessoren neben der 64-Bit-Erweiterung EM64T einen auf 2 MB verdoppelten L2-Cache sowie die von den Pentium M-Prozessoren bekannte Enhanced SpeedStep-Technologie. Während EM64T, die im Großen und Ganzen mit AMDs AMD64 identisch ist (zwar gibt es Abweichungen, diese spielen jedoch kaum eine Rolle), auf jeden Fall zur Zukunftssicherheit beiträgt, fallen die Vorteile durch den 2 MB großen L2-Cache minimal aus. Office-Anwendungen sowie Pack- und Encoding-Arbeiten und auch Computerspiele werden im Durchschnitt um zwei Prozent beschleunigt; CAD- und 3D-Applikationen müssen aufgrund einer veränderten Cache-Architektur, die im ungünstigsten Fall zwei Takte langsamer als bisherige Modelle ist, leichte Performanceeinbußen hinnehmen. Im Rahmen von Intels Produktpalette entspricht dies insgesamt einer virtuellen Taktsteigerung zwischen 100 und 200 MHz. Insbesondere in Spielen kann der Pentium 4 660 (3,6 GHz) dem 3,8 GHz schnellen Pentium 4 570J sehr nahe kommen. Wer aufgrund der Ergebnisse der „alten“ Extreme Edition jedoch gehofft hat, (bei gleichem Prozessortakt) einen Performancesprung von bis zu zwölf Prozent z.B. in Spielen zu erleben, wird enttäuscht. Nicht einmal die neue Extreme Edition mit 3,73 GHz Takt kann in Spielen gegen das 3,40 GHz-Modell der gleichen Preisklasse bestehen. Spiele fühlten sich mit dem Northwood-basierten Gallatin-Kern (Northwood 2M) bedeutend wohler. Aus den drei anderen Mehrkampfdisziplinen geht die neue Extreme Edition dagegen als Sieger hervor. Und dennoch - bei dieser CPU stehen Preis und Leistung nach wie vor auf Kriegsfuß. Hinzu kommt noch, dass dieses Modell bis auf einen 1066 MHz schnellen Frontside-Bus nicht einmal mehr bietet als die 600er-Serie; vielmehr muss man aufgrund von „Entwicklungsentscheidungen“ sogar auf das Enhanced Halt State oder Enhanced SpeedStep verzichten.

Preise, Stand 19. Februar 2005
Prozessor / Takt Herstellerpreis Ladenpreis
Intel Pentium 4 (Sockel 775)
3.73 EE GHz $999 -
3.46 EE GHz $999 911 Euro
3.40 EE GHz $999 899 Euro
660, 3,60 GHz $605 564 Euro
650, 3,40 GHz $401 377 Euro
640, 3,20 GHz $273 257 Euro
630, 3,00 GHz $224 215 Euro
570J, 3,80 GHz $637 576 Euro
560J, 3.60 GHz $417 366 Euro
550J, 3.40 GHz $278 265 Euro
540J, 3.20 GHz $218 202 Euro
530J, 3.00 GHz $178 164 Euro
520J, 2.80 GHz $163 154 Euro
AMD Athlon 64 (Sockel 939)
FX-55 $827 751 Euro
4000+ $643 590 Euro
3800+ $424 380 Euro
3500+ $272 235 Euro
3200+ $194 194 Euro
3000+ $149 129 Euro

Womit wir auch schon bei der letzten Neuerung der 600er-Serie angelangt sind: Enhanced SpeedStep vermag bei den Pentium M-Prozessoren zwar die Akkulaufzeit über die Zehn-Stunden-Marke zu treiben, bei Desktop-Prozessoren kann es jedoch nicht voll und ganz punkten. Das hat aus unserer Sicht mehrere Gründe. Zum Einen muss man ganz klar sagen, dass ein Prozessor wie der Pentium M auch ohne SpeedStep mit seinen 21 Watt nur ein Fünftel dessen verbraucht, was bei den schnellsten Pentium 4-Modellen durch die Leitung fließt - die 7,5 Watt, die er im niedrigsten SpeedStep-State bei 600 MHz Takt verbraucht, können schon von einer normalen Serial ATA-Festplatte überboten werden. Demgegenüber verbraucht jedes Mitglied der 600er-Familie, wenn es nichts tut, schon über 30 Watt (nur Prozessor) - also 50 Prozent mehr als ein Pentium M unter Volllast. Desktop- und Mobile-Prozessoren sind (noch) grundverschieden und somit kann ein Mobile-Feature alleine die „Welt“ nicht retten. Dennoch ist es erfreulich, dass der Stromverbrauch beim Abspielen eines Videos dank dieses Features um gut 20 Watt abgesenkt werden kann. Auf der anderen Seite finden wir es jedoch Schade, dass sich Intel nicht dazu durchringen konnte, den Takt der CPU auf 2,0 oder gar 1,0 GHz herabzusenken, wie es die Konkurrenz beim Athlon 64 tut. Laut Intel war der Stromspareffekt bei Absenkung des Taktes auf 2,8 GHz (verbunden mit der geringer ausfallenden Spannung) besonders groß; darunter hätten Aufwand und Nutzen nicht im Verhältnis zueinander gestanden - Schade eigentlich, denn zum „Nichts tun“ sind auch 2,8 GHz noch zu viel. Auch die Gesamtperformance muss unter SpeedStep leiden, obgleich Spiele in höheren Auflösungen in erster Linie von der Grafikkarte limitiert sind. SpeedStep bleibt für uns ein zweischneidiges Schwert, das weder den Stromverbrauch im Leerlauf, noch unter Volllast zu mindern vermag - nur zwischendrin kann man unter Leistungseinbußen Besserung erwarten. Wäre die Architektur an sich effektiver, müsste man diesen Schritt nicht gehen.

Dennoch muss man Intel zu den neuen Prozessoren gratulieren. Denn mit dem neuen N0-Stepping konnte man - ohne den „Zauber“ von SpeedStep - den Stromverbrauch bei Leerlauf und Volllast im Vergleich zum bisherigen E0-Stepping abermals senken. Zwar ist man noch immer weit von AMDs Boliden entfernt, doch man ist auf dem richtigen Weg. In Sachen Features ist Intel mit der heutigen Vorstellung genau genommen nicht nur mit AMD gleich gezogen. Vielmehr kann man zusätzlich das nach wie vor sehr begehrte Hyper-Threading ins Feld führen, auf das die Konkurrenz erst mit den Mitte des Jahres kommenden Dual-Core-Athlon 64-Prozessoren antworten kann.

Preisleistungsrating
    • A64 3000+ (1,8 GHz, 90 nm, HT1000)
      591
    • P4 520 (2,8 GHz, 90 nm, FSB800)
      503
    • P4 530 (3,0 GHz, 90 nm, FSB800)
      495
    • A64 3200+ (2,0 GHz, 90 nm, HT1000)
      473
    • P4 540 (3,2 GHz, 90 nm, FSB800)
      420
    • A64 3500+ (2,2 GHz, 90 nm, HT1000)
      348
    • P4 550 (3,4 GHz, 90 nm, FSB800)
      333
    • P4 560 (3,6 GHz, 90 nm, FSB800)
      250
    • A64 3800+ (2,4 GHz, 130 nm, HT1000)
      241
    • P4 650 (3,4 GHz, 90 nm, FSB800)
      237
    • P4 570J (3,8 GHz, 90 nm, FSB800)
      165
    • P4 660 (3,6 GHz, 90 nm, FSB800)
      165
    • A64 4000+ (2,4 GHz, 130 nm, HT1000)
      158
    • A64 FX-55 (2,6 GHz, 130 nm, HT1000)
      130
    • P4 EE 3,73 GHz (90 nm, FSB1066)
      105
Einheit: Punkte

Für viel Geld erhält man derzeit mit den Mitgliedern der 600er-Serie sehr schnelle und featurereiche Prozessoren. Die neue Extreme Edition kann sich nicht wirklich durch einen Mehrwert auszeichnen und disqualifiziert sich aufgrund des Preises selbst.

Noch im zweiten Quartal wird Intel neben den ersten Dual-Core-Prozessoren auch die 500er-Familie und kurze Zeit darauf auch den Celeron D mit der wichtigsten Neuerung des heutigen Tages, dem Support von EM64T, ausrüsten. Das Beste daran ist, dass für EM64T kein Aufpreis verlangt werden wird!

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