Konsolenbranche: Entscheidende Momente

Sasan Abdi
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Ab sofort kommt man bei Bedarf nun auch in Europa in den Genuss von Nintendos Dual-Display-Konsole „DS“. Das portable, handliche Gerät ist seit heute für rund 150 Euro im Handel erhältlich. Besonders an der neuen Speerspitze des Unternehmens ist ein integriertes Touchpad, welches das Spielen über Stift- beziehungsweise Daumenring erlaubt.

Und genau dieses Touchpad soll laut Nintendo zukünftig mit speziell konzipierten Spielen besondere Verwendung finden. Insbesondere für zwischendurch soll das Touchpad zum Daddeln von Minigames anregen. Für das „richtige“ Display gibt es zum Europa-Start 14 Starttitel, darunter ein Remake des beliebten N-64-Titels Super Mario 64, „Super Mario 64 DS“. Begleitet wird der Europa-Start von einer groß angelegten Werbekampagne, die man sich rund 35 Millionen Euro kosten lässt. Nicht gerade happig – entsprechend kann man aber gerade über das Wochenende mit soliden ersten Verkaufszahlen der DS-Konsole rechnen.

Der Druck ist derweil groß. Nie war der Konsolenmarkt umkämpfter als dieser Tage. Nicht nur andere Hersteller wie Microsoft (XBox) und Co. machen den ehemals Großen, die normalerweise alle Marktanteile durch zwei zu teilen hatten, das leben schwer. Die Handytechnologie gilt mittlerweile als zunehmend-großer Konkurrent für die Konsolensparte, gerade weil in den anstehenden Jahren davon auszugehen ist, dass sich die Handys – der jetzige Trend bestätigt dies – auch immer mehr in Richtung Konsole orientieren werden. Schon bald also könnte der Kampf um die Kunden besonders im portablen Konsolenbereich durch neue Handygenerationen aufgemischt werden. Vorerst heißt es aber erstmal wie eh und je: Nintendo versus Sony.

Die regelmäßigen Neuauflagen der Konsolen fachen diesen Kampf immer wieder an. Bei einer steigenden Konsolenbegeisterung könnte sich aber gerade die aktuelle Generation der portablen Geräte als zukunftsweisend entpuppen. Denn: Wem es gelingt, dieses Mal die Nase deutlich vorne zu haben, dürfte beim Launch der nächsten Generation wohl vergleichsweise konkurrenzlos auf weiter Flur stehen. Wirklich entscheidend wird in diesem Kampf aber erst das kommende Weihnachtsgeschäft sein, in welchem die DS direkt auf den Konkurrenten, die Sony PSP (Lexikon), treffen wird. Letztere ist in Japan bereits erhältlich und startet in den USA am 24. März für einen Preis von 250 US-Dollar. Derweil ist hier aber noch unklar, wann die Konsole dann auch in europäischen Gefilden zu haben sein wird.

In diesem etwas undurchsichtigen Treiben von Marktanteilskämpfen und neuen Konkurrenten lassen sich sowohl Sony als auch Nintendo fernab der großen Öffentlichkeit auf ein waghalsiges Spiel ein. Eben weil der Druck so hoch ist, werden nämlich beide Konsolen bisher zu Preisen leicht unterhalb der Produktionskosten verkauft. Das daraus resultierende Defizit, so hofften die Strategen in beiden Unternehmen bisher, wird – dem Modell nach – durch den lukrativen Verkauf der zugehörigen Spiele wieder wettgemacht werden.

Diese Marktstrategie garantiert kurzfristig etwas höhere Verkaufszahlen, die – aufgrund der selbst geschürten Ziele – auch aus Prestigegründen sein müssen. Aber schon jetzt zeichnet sich ab, dass bei beiden Unternehmen eine zu optimistische Prognose für die Verkaufszahlen der Spiele angestellt wurde. Zwar unterbieten die realen Zahlen die Prognosen (noch) nicht allzu radikal. Es bleibt aber abzuwarten, ob sich das Geschäft mit der neuen Generation der tragbaren Konsolen nicht letztlich bei einem Ausbleiben der Steigerung als unrentable Verschwendung von Zeit und Ressourcen entpuppt. Die Marketing-Aussagen, wonach beide Starts mehr als rosig verliefen, sind indes nicht mehr wirklich ernstzunehmen.

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