ATis MVP: Von Meistern und Sklaven

Carsten Spille
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Wie bereits gemutmaßt, wird auch ATi nicht mehr lange mit der offiziellen Vorstellung ihrer Multi-VPU-Technologie namens MVP zögern. Weitere Details hierzu veröffentlichten heute die Kollegen von Hexus.net. So scheint sich abzuzeichnen, dass mittels MVP zwei unterschiedliche Grafikeinheiten zur Beschleunigung der Bildausgabe genutzt werden können oder vielmehr müssen.

Multi-Video Processing, wie MVP ausgeschrieben wird, setzt den Informationen von Hexus zufolge auf eine Master/Slave-Lösung der beiden Grafikkarten, die deswegen auch nicht identisch sein können. Es scheint zwar möglich, zwei Grafikkarten gleichen Typs miteinander zu koppeln, allerdings muss eine der Beiden physikalisch für die Rolle der Master-Karte, in deren Videospeicher das endgültige Bild zusammengesetzt wird, vorbereitet sein. Der Vorteil dieser Lösung ist, dass sich auf diese Weise womöglich selbst die GPU-Ressourcen in ATis integrierten Chipsätzen zur Geschwindigkeitssteigerung nutzen lassen, nachteilig ist jedoch, dass die Boardpartner wie Sapphire, Asus, HIS, MSI oder ABit eigentlich zwei verschiedene Karten jedes Typs produzieren müssten – und ihren Kunden dann möglichst noch verständlich machen, wie und wozu die Karten mit „Slave“-Kennzeichnung geeignet sind und wozu man die vermutlich etwas teureren „Master“-Karten benötigt.

Da MVP wie auch SLi vermutlich nie den breiten Massenmarkt erreichen werden, ist dies für die Boardpartner wirtschaftlich keine besonders gute Nachricht und so wird spekuliert, dass die Master-geeigneten Karten zumindest vorerst nur von ATi selbst hergestellt und angeboten werden.

Erste Lösungen mit dieser Technologie werden noch vor dem Next-Generation-Produkt „R520“ auf Basis des R480, der in den X850-Karten verbaut ist, auf den Markt kommen und ein speziell dafür geeignetes Mainboard, wie eventuell das von Asus auf der CeBIT präsentierte 5PRD2-MVP Deluxe mit dem RD400-Chipsatz, voraussetzen. Mit einiger Sicherheit wird sich die MVP-Technologie überdies nicht auf die Intel-Plattform beschränken, auch wenn diese vermutlich aufgrund des höheren Volumens zunächst die neuen Chipsätze in den Markt trägt.

Möglicherweise werden die neben den Master-fähigen Karten benötigten Slave-Karten aber keine zusätzliche Hardware erfordern, so dass in diesem Falle nahezu jede aktuelle PCI-Express Karte mit einer DirectX 9-tauglichen ATi-GPU nicht zum Alteisen gehört, sondern auch in zukünftigen Rechnern die Pixel weiter beschleunigen können und dürfen. Inwieweit aber der zusätzliche Aufwand für die Aufteilung der anfallenden Arbeit und das Zusammensetzen der fertigen Bilder durch die nicht gerade für überschäumende Leistungsfähigkeit bekannten, integrierten Grafikeinheiten in Mainboardchipsätzen ausgeglichen werden kann, wird sich noch zeigen. Wirklich sinnvoll ist eine solche Kombination vermutlich eher, um zusätzliche Monitore ansteuern zu können, während ernstzunehmende Leistungssteigerungen eher durch performante, externe Lösungen zu erwarten sind.

Auch die Kollegen vom Inquirer berichten über das Thema und wollen erfahren haben, dass eine externe Verbindung der beiden Grafikkarten von Nöten sein wird. Bisherige Vermutungen, die Kommunikation der beiden Karten laufe komplett über den PCI-Express Anschluss, wären damit vom Tisch.

Ziemlich einig ist man sich über die Spekulationen verschiedenster Webseiten hinweg, dass sich die Schleier dieser Geheimnisse offiziell zur Computex in Taiwan lüften werden, die vom 31. Mai bis 4. Juni stattfindet.