Industriespionage auf israelisch

Sasan Abdi
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In Israel ist in diesen Tagen ein großer Fall von Industriespionage ans Licht gekommen, welcher die dortige Wirtschaft nachhaltig erschüttern könnte. Mehrere große Unternehmen wurden über längere Zeit von der Konkurrenz ausspioniert – mit einem eigens kreierten Trojaner.

Bezeichnenderweise nutzten gleich ein Dutzend Großunternehmen ein und den selben Trojaner um ihre Konkurrenz auszuspionieren. Im Fadenkreuz der Fahnder stehen seit kurzem unter anderem die Mobilfunk-Betreiber Cellcom und Pelephone, der Mineralwasser-Primus Tami-4 und der Satelliten-TV-Provider Yes. Den Unternehmen wird vorgeworfen, Privatdetekteien mit der Infiltrierung der Konkurrenten beauftragt zu haben und sich so nicht nur im herkömmlichen Sinne strafbar gemacht zu haben, sondern auch den freien Wettbewerb massiv unterlaufen zu haben.

Verbreitet wurde der bisher unbekannte Trojaner über scheinbar harmlose CD-Zusendungen und als Anhang in Spam-Mails. Einmal infiziert, lies sich der PC des Opfers quasi fernsteuern. So luden unwissende Nutzer sensible Inhalte auf externe FTP-Server hoch oder verschickten diese als E-Mail. Zugleich bekamen die Täter in der Regel auf diesem Weg Zugang zum internen Netzwerk der Konkurrenz; eine wahre Fundgrube für Industriespione.

Geschrieben wurde der Trojaner von dem relativ bekannten israelischen Trojaner-Autor Michael Haephrati und seiner Frau. Neben 18 weiteren Verdächtigen – darunter auch sieben Manager der mutmaßlichen Täter-Unternehmen - wurden die beiden kürzlich in London festgesetzt. An der Aktion hatten sich auch deutsche Behörden beteiligt, da das Paar bis vor kurzem noch in Deutschland ansässig war.

Erstmalig aktiv wurden die Ermittler bereits im November letzten Jahres – wenn auch zufällig. Ein in Israel sehr bekannter Autor hatte noch unveröffentlichte eigene Werke im Internet entdeckt und hegte zudem den Verdacht, dass jemand seinen Online-Banking-Account missbrauchte. Die konsultierte Polizei entdeckte den Trojaner, woraufhin der Autor sofort den Ex-Mann seiner Schwiegertochter, Michael Haephrati, verdächtigte. Die Polizei untersuchte den Ziel-FTP, auf den der Trojaner das gestohlene Material hochlud und fand dort neben den Manuskripten zahlreiche sensible Daten der geschädigten Unternehmen. Ein kleiner Zufall brachte also die Ermittlungen gegen einen der größten Fälle von Industriespionage in Israel ins Rollen.