Freenet & Mobilcom: Ende des Familienstreits

Sasan Abdi
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Schwierig, wenn das Kind mal nicht so will wie die Eltern. Da hegt und pflegt man das Kleine und wenn man mal eine etwas gewichtigere Forderung stellt, geht sofort das Gekreische los. Manchmal sind die Kinder nun mal fast schon zu eigenständig; ein fairer Deal muss her, damit alle zufrieden sind.

Ähnliches ist nun in der Mobilcom-Familie geschehen. Am Anfang war Freenet klein und verwundbar. Irgendwann war es groß und stark und ging an die Börse. Die Mutter Mobilcom verkaufte viele der Aktienanteile an dem lukrativen Unternehmen, behielt aber stets die absolute Mehrheit (zuletzt 50,4 Prozent). Doch fortan arbeitete Freenet bis auf Weiteres eigenverantwortlich – man war groß und selbstständig und, ganz wichtig, erfolgreich und unabhängig.

Doch dann kam UMTS. Eine Technologie, die bis heute vielversprechend ist, aber gerade in deutschen Gefilden nicht besonders gut angelaufen ist. Während Mobilcom sich voll auf dieses Geschäft konzentrierte und für Millionen mitlizenzierte, blieb man bei Freenet auf dem Boden und engagierte sich immer erfolgreicher in der Festnetz- und Onlinesparte.

Und wie das in der Wirtschaft der Globalplayer nun mal so ist, muss, sobald es nicht so gut läuft, etwas passieren. Wohl aus diesem Grund ließen die Mobilcom-Offiziellen im März dieses Jahres verlauten, dass man Freenet wieder voll in den Konzern integrieren werde. Steuerliche und strategische Gründe sprächen dafür. Besonders hart für die Freenet-Köpfe – erfuhren sie doch von ihrer eigenen Zukunft aus der Presse.

Entsprechend harsch viel dann auch die Reaktion aus. Freenet, die eigenständige Tochter, sträubte sich. Und nun musste sich die Mutter eine Belohnung überlegen. Die gab es Ende dieser Woche: Freenet-Chef Eckhard Spoerr wird nach der Verschmelzung der beiden Unternehmen Vorstandsvorsitzender werden. Dafür einigte man sich dann auch prompt auf ein Bewertungsverhältnis, wonach jeder Mobilcom-Aktionär ein Papier und jeder Freenet-Aktionäre 1,15 Papiere des neuen Unternehmens erhält.

Einen Namen trägt das neue Gebilde indes noch nicht. Die notariellen Angelegenheit sollen noch am Freitag geklärt worden sein. Sitz des Unternehmens wird das schleswig-holsteinische Büdelsdorf, die Heimat von Mobilcom, sein. Die Börse reagierte kurz vor der Bekanntgabe des Deals sehr positiv: Die Werte der im TecDax gelisteten Unternehmen stiegen zeitweise um bis zu sechs Prozent und auch nach der Verkündung lagen die Papiere vier bis fünf Prozent über Wert.

Am 31. August wird die eigens einberufene Hauptversammlung der Aktionäre voraussichtlich dem Deal zustimmen. Sodann wird Spoerr bereits ab dem 1. September den Vorstand übernehmen. Sein Gegenpart Mobilcom-Chef Grenz wird das Unternehmen nach der Verschmelzung verlassen. Mit selbiger, so heißt es bei Mobilcom, sei die Aufgabe des Initiators Grenz vollendet.