Sony PlayStation Portable: Teurer und besser als der Gameboy

 9/11
Pierre Wisnia (+1)
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Ridge Racer

Wenden wir uns nun dem eigentlichen Haupteinsatzgebiet der Playstation Portable zu: dem Spielen. Und was läge näher, um die flotte Grafik der PSP zu demonstrieren, als ein schnelles Rennspiel. Tatsächlich gehört „Ridge Racer“ bisher zu den grafisch opulentesten Spielen für Sonys Kleine. Startet man das Spiel zum ersten Mal, glaubt man dies allerdings nicht. Namco hat – wie übrigens auch bei anderen Titeln der Reihe – ein Minispiel namens „New Rally X“ eingebaut, welches nach der Anzeige des Firmenlogos startet und optisch und spielerisch eher an Spielkonsolen der 90er Jahre statt an eine moderne – wenn auch tragbare – High-Tech-Konsole erinnert. Gerade hier fällt die Trägheit des Displays auf, da die sich bewegenden Autos und Wände einen nicht zu übersehenden Schweif nach sich ziehen. Auch wenn dieses Minispiel Spaß macht, kann man es mit einem Druck auf die Select-Taste beenden und zum richtigen Ridge Racer übergehen.

Ein flottes Intro-Video entschädigt für den kleinen Schock von eben und leitet den Spieler in die Materie ein. Inhaltlich kann Ridge Racer als eine Art Zusammenfassung der bisherigen Serie angesehen werden. 24 größtenteils bekannte Strecken wollen mit 54 unterschiedlichen Fahrzeugen befahren werden. Natürlich sind nicht alle Strecken und Fahrzeuge von Anfang an verfügbar, sondern müssen nach und nach freigespielt werden.

Ridge Racer2
Ridge Racer2
Ridge Racer3
Ridge Racer3
Ridge Racer4
Ridge Racer4

Beim ersten Start muss zu aller erst ein Fahrerprofil erstellt werden. Dazu wird mittels der schon bemängelten Software-Tastatur ein Spielername vergeben und das Profil das erste Mal auf dem Memory Stick gesichert (Achtung: Es kann immer nur ein Profil auf einem Memory Stick gespeichert werden). Nun kann man sich entscheiden, ob man das automatische Speichern aktivieren möchte, was den Vorteil hat, dass man sich um seine Erfolge und Preise nicht zu sorgen braucht. Hat man diese Prozedur hinter sich, kommt man ins Hauptmenü des Spiels. Hier hat man die Wahl zwischen den Modi „Welt-Touren“, „Einzelrennen“, „Zeitrennen“, „Wireless-Kampf“, „Speichern/Laden“ und „Optionen“.

Die meiste Zeit wird der Spieler vermutlich im Welt-Touren-Modus verbringen. Hier geht es darum, in zahlreichen Rennen zu gewinnen und damit Preise wie neue Fahrzeuge, Strecken und weitere Touren freizuschalten. Während die Rennen der Basistour noch vergleichsweise einfach zu meistern sind, geht es in den höheren Klassen der Profitouren schon härter und vor allem schneller zur Sache. Hier ist wirklich fahrerisches Können gefragt, um die begehrten Preise zu erhalten. Den im Welt-Touren-Modus erspielten Fuhrpark kann der Spieler dann im Einzel- oder Zeitrennen bis zum Limit ausfahren oder in einem „Wireless Kampf“ einsetzen.

Das Einzelrennen ist eine Art Schnelleinstieg. Strecke, Klasse und Fahrzeug wählen, die Getriebeart einstellen und los geht das Rennen. Ähnlich ist es auch im Zeitrennen, nur dass man hier nicht gegen andere Fahrer antritt, sondern gegen die selbst vorgelegte Zeit. Es gilt, den Fahrstil zu perfektionieren und seine eigene Bestzeit zu schlagen. Der „Wireless Kampf“ ist der Mehrspieler-Modus des Spiels. Hier können bis zu acht Spieler ihren Kontrahenten beweisen, dass sie die besten Fahrer sind. Dazu richtet ein Spieler das Rennen aus, während sich die anderen Teilnehmer damit nur noch verbinden.

Aus spielerischer Sicht ist das Spiel ein waschechtes Ridge Racer. Wenn die Kurve einmal zu scharf ist, um sie normal zu durchfahren, wird gedriftet. Dazu geht man einfach kurz vom Gas, lenkt in die entsprechende Richtung und beschleunigt wieder. Anschließend bricht der Wagen aus und schleudert bei fast voller Geschwindigkeit durch die Kurve. Am Ende muss dann aber leicht gegengelenkt werden, um nicht gegen die Streckenbegrenzung zu rasen. Neu hingegen ist die Möglichkeit, Nitro zu verwenden, um den Gegner im letzten Moment doch noch zu überholen. Dieses Extra muss jedoch erst einmal erfahren werden. Bei jedem Drift füllt sich eine von drei Nitro-Ladungen – hier scheinen die Entwickler wohl einen Blick auf den Konkurrenten „Burnout“ geworfen zu haben. Will man eine weitere aufladen, muss vorher eine andere genutzt werden. Die Intelligenz der Computer-Fahrer ist aber noch immer auf dem Stand von vor zehn Jahren. Sie bewegen sich auf einer vorprogrammierten Bahn und weichen von selbst nicht von dieser ab. Etwas mehr Dynamik hätte dem Spiel durchaus gut getan.

Auf solche Einzelheiten achtet der Spieler allerdings weniger, da er eher damit beschäftigt ist, die schöne Grafik zu bewundern. Namco hat sich mächtig ins Zeug gelegt, um das Spiel standesgemäß zu präsentieren, so dass es beinahe an die grafische Qualität der Playstation 2 heranreicht. Die Fahrzeuge sind sehr detailliert, die Texturen größtenteils scharf und überall bewegen sich einzelne Elemente im Hintergrund. Die Palette reicht dabei vom obligatorischen Hubschrauber, über Wasserfälle bis hin zu Tauben, die im Gebirge an der Strecke vorbeifliegen. Auch Sonnenuntergänge samt simulierten Spiegelungen im digitalen Asphalt oder auf den Fahrzeugen sind dabei. Und während man mit 200 Kilometer pro Stunde eine 90-Grad-Kurve nimmt, fällt nicht einmal das träge Display auf, da das Spiel ab einer gewissen Geschwindigkeit einen Unschärfe-Effekt aktiviert, der das Geschehen noch rasanter macht. Um die Geschwindigkeit richtig zu spüren, sollte man das Spiel nach Möglichkeit in der Cockpit-Perspektive spielen, da es bei der zweiten zur Verfügung stehenden Ansicht (Fahrzeug von hinten) deutlich langsamer wirkt.

Ridge Racer6
Ridge Racer6
Ridge Racer7
Ridge Racer7
Ridge Racer8
Ridge Racer8

Auch der Sound ist gelungen. Viele aus den Vorgängern bekannte Titel verleihen dem Spiel auch akustisch den Flair, der schon beim ersten Ridge Racer Lust auf mehr machte. Positiv fällt auch die Sprachausgabe auf, welche wie auch der Rest des Spiels komplett eingedeutscht wurde. Während man aber im Menü von einer netten Frauenstimme gesagt bekommt, auf welchem Menüpunkt man sich gerade befindet, hat man während eines Rennens einen virtuellen Beifahrer, der fast jede Aktion, sei es ein Drift, der Einsatz von Nitro oder ein Überholmanöver, kommentiert. Leider hat Namco dem Herrn jedoch nicht viele unterschiedliche Sprachsamples spendiert, so dass er sich häufig wiederholt, was auf Dauer recht nervend ist. Nach einiger Zeit neigt man als Spieler dann dazu, den Ton ganz abzudrehen.

Alles in allem ist Ridge Racer genau das, was die Serie schon immer ausgemacht hat. Eine sehr gute Spielbarkeit gesellt sich zu einer super Grafik und einem netten Soundtrack. Zudem ist Ridge Racer das Vorzeigespiel für die technischen Möglichkeiten der Playstation Portable. Wer Autorennen mag und mit dem Gedanken spielt, sich eine PSP zu leisten, wird um Ridge Racer nicht herumkommen – zumindest bis „Gran Turismo 4 Mobile“ erscheint. Allen, die sich selbst ein Bild von Grafik und Sound machen wollen, legen wir folgendes Video in Originalgröße ans Herz, das diese Aspekte des Spiels in aller Pracht zeigt.