Mainboards für Sockel 775 im Test: Intel i945, i955X und Nvidia nForce 4 im Vergleich

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Jirko Alex
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BIOS

Unser Testmuster wurde mit dem BIOS der Version 1.0A ausgeliefert, also der ersten BIOS-Version für das Mainboard. Diese war offensichtlich noch sehr fehlerbehaftet, stellten sich doch beim Überfliegen mehrere, teils gravierende Fehler heraus. Hierzu gehörte beispielsweise, dass die ICH7-Southbridge für eine ICH7/R gehalten wurde und somit SATA-RAID-Funktionen wählbar waren. Stellte man nun den SATA-Modus auf „RAID“, so bootete das Mainboard ohne Angaben von Gründen nicht mehr – nicht einmal der POST-Screen wurde angezeigt. Ebenso verhielt es sich mit einigen weiteren BIOS-Funktionen, beispielsweise der scheinbaren Verfügbarkeit eines IEEE-1394-Controllers. Hier beeinflusste eine Aktivierung dieses nicht vorhandenen Controllers zwar nicht den Boot-Vorgang, unwissende Benutzer werden dennoch durch die Falschinformationen verwirrt.

Eigenartig gestaltete sich auch das „Cell Menu“, welches Anlaufstelle für die CPU-Konfiguration ist. Wählbar war hier mit der ersten BIOS-Version beispielsweise nur ein Frontside-Bus von höchstens 265 MHz; 266 MHz hätten es allein für den ausgewiesenen unterstützten Frontside-Bus von 1066 MHz (quadpumped) sein müssen, der laut Handbuch, Internetbeschreibung und Packungsaufdruck von dem Mainboard geboten wird. Der VCore war zum Entsetzen des Testers laut BIOS auch auf den Wert von 2,2 Volt fixiert; manuelle Änderungen wurden nicht übernommen. Dieser Wert stelle sich unter Windows jedoch als fehlerhafte Anzeige heraus.

Diese Abenteuerwanderung durch das BIOS löste sich glücklicherweise in reine Routine auf, sobald via MSI LiveUpdate fehlerfrei die neueste BIOS-Version geflasht wurde. Das ICH7 wurde als solches erkannt, der Prozessor wurde sofort korrekt kalibriert, es fanden sich keine Scheingeräte mehr in der Funktionsübersicht und die Übertaktungsmodi funktionierten auch tadellos. Und gerade diese sollen der weiteren Untersuchung des BIOS einmal mehr in Tabellenform voranstehen:

Overclocking-Einstellungen
Option MSI 945G Neo-F
CPU FSB Frequency (MHz) 200 bis 350 MHz in 1-MHz-Schritten
PCIE Frequency 100 bis 148 MHz in 2-MHz-Schritten
CPU Voltage Auto, 1,21 Volt bis 1,85 Volt in 0,01 Volt-Schritten
DDR Voltage 1,80 bis 2,40 V in 0,05-Volt-Schritten
NB-Voltage 1,45 oder 1,70 Volt in 0,05-Volt-Schritten
DOT Loading Range Light, Middle, Heavy
D.O.T. Step1 2 %, 3 %, 4 %, 5 %, 6 %, 7 %
D.O.T. Step2 Setting 3 %, 4 %, 5 %, 6 %, 7 %, 8 %
Memory Timings Manual, Auto
CAS Latency Auto, 1, 2, 3, 4, ,5, 6
RAS# to CAS# Delay Auto, 2, 3, 4, ,5, 6
RAS# Precharge Auto, 2, 3, 4, ,5, 6
Precharge Delay (tRAS) Auto, 4 bis 15 in 1er-Schritten
System Memory Frequency Auto, 533, 667

Die Einstellungsmöglichkeiten in Sachen Systemgeschwindigkeit sind bei MSIs 945G Neo-F durchaus vergleichbar mit der Vielfalt, die auch bei den anderen bereits betrachteten Mainboards ausgemacht wurde. Zwar ist der FSB nicht so skalierbar wie bei Asus, die Obergrenze von 350 MHz (1400 MHz quadpumped) sollte aber auch für hartgesottene Übertakter einiges an Spielraum bereitstellen. Ansonsten spricht ebenfalls unüblich viel Variabilität für das MSI Neo-F, das eigentlich für den Büroeinsatz oder eher anspruchslosere Spielernaturen gedacht ist.

MSI Dynamic Overclocking Tool 3
MSIs Dynamic Overclocking Tool in der Version 3, kurz D.O.T. 3, ist ebenfalls in die Kategorie der automatischen Übertaktungs-Features einzuordnen. Ähnlich wie die Vergleichsoptionen der anderen Mainboards übertaktet D.O.T. 3 das MSI-Mainboard in Abhängigkeit der Systemauslastung. Das besondere an MSIs Tool ist jedoch, dass der Prozessor nicht nur in wählbaren Schritten übertaktet wird, es kann vielmehr auch für zwei unterschiedliche Auslastungsmodelle ein anderer Grad der Übertaktung festgelegt werden. Das heißt, dass der erste Schritt der Übertaktung, D.O.T. Step 1, bei einer Systemauslastung von 50 % greift und den Prozessor wahlweise um 2 bis 7 Prozentpunkte übertaktet. Wird das System zu 65 % ausgelastet, greift Step 2 des Dynamic Overclocking Tools mit einen beispielsweise 8 % höheren Takt.

MSI D.O.T. Loading Range
Die Option „D.O.T. Loading Range“ lässt den User einstellen, wie die Systemauslastung berechnet werden soll und ab wann folglich das Übertaktungssystem eingreift. Die beschriebenen Punkte Step1 und Step2 reagieren sowohl auf die Auslastung der CPU als auch auf die der PCIe-Grafikschnittstelle. Die Gewichtung der beiden Auslastungen kann nun anhand der Menüpunkte „Light“, „Middle“ und „Heavy“ konfiguriert werden. Die Einstellung „Light“ gewichtet dabei die PCIe-Auslastung stärker als die Prozessorauslastung, „Middle“ wertet beide Auslastungen gleich und die Option „Heavy“ rechnet die CPU-Auslastung stärker in die Gesamtsystemauslastung ein als die PCIe-Auslastung. Der so errechnete Wert dient dem D.O.T. als Richtwert und aus ihm ergibt sich auch der Grad der Übertaktung. Ein durchaus sinnvolles System, ist doch bei verschiedenen Anwendungen auch eine unterschiedliche Prozessor- sowie Grafikkartenauslastung zu verzeichnen. „Light“ könnte beispielsweise besser auf Computerspiele ansprechen, während die „Heavy“-Option eher beim Codieren anspringt und dem Prozessor zu mehr Geschwindigkeit verhilft.