Mainboards für Sockel 775 im Test: Intel i945, i955X und Nvidia nForce 4 im Vergleich

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Jirko Alex
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Kuriositätenkabinett

Nachdem die Mainboards in Hinblick auf Ausstattung, Funktionalität und die äußeren Werte untersucht wurden, steht folgend die Präsentation der ermittelten Geschwindigkeitswerte in verschiedenen Disziplinen an. Bevor es jedoch soweit ist, gereichen einige der nebenher gesammelten Erfahrungen für eine eigene Seite – das Kuriositätenkabinett. Was lustig klingen mag, ist in Wirklichkeit ein Sammelsurium an unperfekten Eigenschaften einiger Probanden, die so manches Kopfweh bereiteten und handfeste Probleme lieferten. Dabei wäre es noch geradezu entspannend, nur von fehlerhaft erkannten Timings beim Arbeitsspeicher, leicht variierenden CPU-Spannungen oder kleinen Abweichungen beim Frontside-Bus reden zu müssen; in diesem Test traten Probleme ganz anderer Art und auf verschiedenen Chipsätzen auf.

Wohl mit das Bekannteste und leider am besten reproduzierbarste Beispiel ist die fehlende Unterstützung des „Pentium D 820“-Prozessors auf Mainboards mit nVidias nForce 4 SLI (Intel Edition). Es handelt sich hierbei nicht um eine rekonfigurierbare Falscheinstellung im BIOS oder gar einen Fehler, der mit einem Flash des selbigen beseitigt werden könnte. Es ist in der Tat ein nicht behebbares Manko, das sowohl bei dem getesteten MSI P4N Diamond als auch beim P5ND2 SLI von Asus auftrat. Der„ Pentium D“-Dual-Core-Prozessor mit der Taktung von 2,8 GHz wird nur als Single-Core-CPU erkannt und betrieben. Nächst höhere Modelle sollen jedoch einwandfrei funktionieren, glaubt man den Erfahrungsberichten.

Fehlende Pentium D 820 Unterstützung
Fehlende Pentium D 820 Unterstützung

Eine weitere – negative – Besonderheit des „nForce 4“-Chipsatzes scheint die nicht unerhebliche Wärmeentwicklung der Northbridge zu sein. Diese Beobachtung beginnt bei der Betrachtung des Layouts der beiden Mainboards, bei der bereits festgestellt werden kann, dass sowohl das MSI P4N Diamond als auch das Asus P5ND2 SLI über die umfangreichsten Kühleinrichtungen für die Northbridge verfügen. So setzt das Asus-Mainboard auf einen lang gezogenen und ausladenden Northbridge-Kühlkörper, der zwar ohne einen Lüfter auskommt, dafür aber allein durch seine Größe schon nicht für eine nur geringe Hitzeentwicklung ausgelegt zu sein scheint. MSI beschreitet beim P4N Diamond zwar kompaktere Wege in Sachen Kühlkörpergröße, kühlt die Northbridge aber aktiv.

Northbridge
Northbridge
Ausmaße des Northbridge-Kühlers
Ausmaße des Northbridge-Kühlers

Beide Lösungen scheinen bitter nötig zu sein, bringt man nämlich folgenden Erfahrungswert mit ins Spiel: Bei einer Testkonfiguration mit 1066 MHz Frontside-Bus, 667 MHz RAM-Takt und den SPD-Timings der verwendeten Speicher (3-2-2-8) verweigerte das MSI P4N Diamond gänzlich den Dienst; das Asus P5ND2 SLI bootete immerhin noch, fror dann aber unter Windows ein. Eine Überprüfung der Northbridges ergab jeweils heiße Kühlkörper, die der Grund für den Ausfall zu sein scheinen. Zumindest bestätigen dies weitere Tests, die bei Temperaturen unter 20° Celsius und mit einem zusätzlichen 80-mm-Lüfter direkt über der Northbridge durchgeführt wurden und zumindest beim Asus P5ND2 SLI zu einem stabileren Betrieb verhalfen. Das MSI P4N Diamond wollte in der genannten Konfiguration auch bei starker Kühlung nicht so, wie es sollte - doch dazu später mehr. Da ein üblicher Luftstrom im Test-Gehäuse durch drei 80-mm-Lüfter gewährleistet wird, ist das beobachtete Verhalten der Mainboards nicht als tolerierbar zu bezeichnen. Wer eine potente CPU neben der Northbridge einsetzt und somit auch über den Prozessorkühler für warme Luft sorgt, der könnte hier durchaus Probleme selbst beim Betrieb mit lascheren Geschwindigkeitseinstellungen erfahren.

Weiterhin kurios blieb das Verhalten des MSI P4N Diamond bei der Bestückung mit unserem Testprozessor, einen multiplikatorfreien Intel Pentium 4 660. Auch nach umfangreichen Überspannungsversuchen, deutlich entschärften RAM-Timings, die mit 6-7-7-15 das Maximum der im BIOS möglichen Einstellungen markierten und auch weit hinter den SPD-Timings von 3-2-2-8 zurücklagen, sowie dem Einsatz der beschriebenen und überzogenen Kühlungspraktiken wollte das „nForce 4“-Mainboard von MSI nicht mit einem Frontside-Bus von 266 MHz und mit DDR2-667 betrieben Speicher in Kombination mit dem Pentium 4 660 und einem Multiplikator von 14x (entspricht 3,73 GHz) laufen.

Umso interessanter ist die Tatsache, dass eine von den Eckdaten ähnliche Konstellation, nur basierend auf einem „echten“ Pentium 4 Prozessor mit 3,73 GHz und einem FSB von 1066 MHz (quadpumped), tadellos lief. Zwar blieben die Timings mit 4-4-4-12 immer noch hinter den Erwartungen an den Chipsatz zurück, weitere Fehler, speziell solche, die auf eine erhöhte Instabilität aufgrund enormer Hitzeentwicklung hinweisen würden, traten jedoch nicht auf. Folglich muss eine Inkompatibilität zwischen dem MSI P4N Diamond und mindestens einer unlocked CPU bestehen, nämlich dem getesteten Pentium 4 660.

Die Tests des MSI P4N Diamond mit einem Speichertakt von 667 MHz fanden aus diesem Grunde unter Verwendung des „Pentium 4 Extreme Edition“-Prozessors mit 3,73 GHz statt. Alle so erzielten Benchmarkergebnisse wurden mit einem Hinweis versehen, obgleich eine Vergleichbarkeit zum eigentlichen Testprozessor, dem Pentium 4 660 mit verringertem Multiplikator und gesteigertem Frontside-Bus, gegeben ist.

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