Bill Gates gibt Teilrückzug bekannt

Sasan Abdi
74 Kommentare

Einer Presseveröffentlichung von Microsoft zufolge zieht sich Microsoft-Mitbegründer Bill Gates aus dem Tagesgeschäft seines Unternehmens zurück. Zukünftig will sich der reichste Mann der Welt mehr um seine Wohltätigkeitsprojekte kümmern.

Wie Gates gestern nach Börsenschluss in den USA mitteilte, wird er spätestens bis Juli 2008 die Zügel für das operative Geschäft aus den Händen geben. COO Steve Ballmer wird dann offiziell die aktive Führung des Unternehmens übernehmen. Obgleich Gates betont, Microsoft weiterhin als Großaktionär erhalten zu bleiben, neigt sich mit dieser Regelung die Ära des 50-jährigen, der 1975 gemeinsam mit seinem Sandkastenfreund Paul Allen Microsoft gegründet hat, dem Ende entgegen. Entsprechend traurig gibt sich Nachfolger Ballmer im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP: „Wenn wir denken sollten, irgendjemand könnte Bill Gates sein, wäre das wohl eine falsche Hypothese.“

Als weitere Profiteure des Teilrückzugs können neben Ballmer auch Ray Ozzie, Craig Mundie und Brad Smith genannt werden. Ersterer wird nach Gates unternehmerischem Ableben die Chefposition in der Softwarentwicklung übernehmen, während Mundie ab sofort die Forschungs- und Strategieabteilung unter sich haben wird. Chefjurist Smith erweitert ebenfalls sein Kompetenzfeld und wird zukünftig auch die Aktivitäten des Unternehmens auf den Feldern „Urheberrecht“ und „Technologie“ verantworten.

Dennoch kommt der Weggang des Primus für das Unternehmen zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Neben den Einführungsproblemen und den juristischen Hürden für das Next-Generation-OS Windows Vista sorgt auch der zunehmende Druck durch die anderen Branchengrößen wie Google oder Yahoo für Sorgenfalten bei den Microsoft-Offiziellen. Entsprechend reden böse Zungen nun eine Trendwende herbei, die bei Gates zur Überzeugung geführt haben sollen, dass jetzt der richtige Zeitpunkt sei. Demnach verlässt der Kapitän das Schiff in stürmischer See – wohlwissend, dass es früher oder später untergehen wird. Vorausahnend dementierte Gates gestern gleich diese Überlegungen und stellte fest, dass das Unternehmen für die Zukunft bestens gerüstet sei und das es immer wieder Zeiten gebe, in denen das Unternehmen Klippen zu umschiffen habe: „Es hat nie eine Phase in unserer Geschichte gegeben, in der es nicht Fragen zu Microsoft gegeben hat“, so Gates. Dies habe aber nichts mit seiner Entscheidung zu tun.

Nun will sich Bill Gates der Wohltätigkeitsarbeit widmen und seine Verantwortung, die ihm laut eigener Aussage allein durch sein Vermögen (geschätzt: 50 Milliarden US-Dollar) gegeben wurde, wahrnehmen. Konkret wird er wohl weiter Zeit und Geld in seine vor sechs Jahren gemeinsam mit Frau Melinda gegründete Stiftung investieren. Auslöser dabei ist auch der so nicht erwartete Erfolg der Aktion: „So wie sich Microsoft in einer Art entwickelt hat, die ich nie erwartet hatte, ist es auch mit der Stiftung geschehen.“ Nun will Gates einen großteil seines Vermögens in den Dienst der Stiftung schicken. Bereits jetzt ist die „Bill & Melinda Gates Foundation“ mit einem Vermögen von 29,1 Milliarden US-Dollar die größte karitative Stiftung der Welt. Mit Bill Gates verlässt – trotz zahlreicher Kritiker – einer der größten Köpfe der IT-Welt den großen Ring, der bis zuletzt großen Einfluss ausgeübt hat und wahrscheinlich auch weiterhin wird.

Danke an Jürgen Braun für den Hinweis auf diese News.