Setzt Nintendo auf dem Wii Linux ein?

Steffen Weber
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Kiyoshi Saruwatari, der von sich behauptet den ein oder anderen Kontakt zu Nintendo zu haben, berichtet in seinem Blog, dass Nintendos Spielekonsole Wii mit Linux-Betriebssystem ausgeliefert würde. Unter anderem Anwendungssoftware wie der Browser Opera soll unter Linux laufen, die Spiele hingegen nicht.

Nintendo habe sich zwecks Kosteneinsparung für diesen Schritt entschieden. Die grafische Benutzeroberfläche habe Nintendo selbst gestaltet, so dass Linux „nur“ als Unterbau fungiere. Kunden werden jedoch nicht in der Lage sein, eigene Software auf dem Wii auszuführen. Denn ähnlich wie TiVo, einem Hersteller für Festplatten-Set-Top-Boxen, habe Nintendo dafür gesorgt, dass nur mit einem bestimmten kryptografischen Schlüssel signierter Code ausgeführt wird – diesen Schlüssel würde Nintendo unter Verschluss halten.

Sollte dies der Wahrheit entsprechen, könnte die Diskussion um Version 3 der Lizenz GPL weiter angeheizt werden. Unter der GPL (Version 2) wird eine Vielzahl der freien Software, darunter auch der Linux-Kernel, veröffentlicht. Die GPL gestattet jedermann die Verwendung des Programms, verlangt dabei jedoch unter anderem, dass jegliche Modifikationen am Quelltext offengelegt werden. Dieser Verpflichtung müsste Nintendo nachkommen.

Der Kunde hätte somit zwar Zugriff auf den Quelltext und könnte diesen modifizieren und erweitern, jedoch letztendlich doch nicht ausführen, da Nintendo nur das Ausführen von signiertem Programmcode ermöglicht. Dies verstößt – so kurios es klingen mag – nicht gegen die GPL. Zwar wird solch eine Firmenpolitik als ethisch fragwürdig angesehen und widerspricht den Absichten der GPL, verstößt jedoch nicht gegen deren Forderungen.

Dieser Umstand soll mit Version 3 der GPL – aktuell im Entwurfsstadium – bekämpft werden. Diese verlangt die Offenlegung jeglicher Schlüssel, die zum Ausführen des Programmcodes notwendig sind:

The Corresponding Source also includes any encryption or authorization keys necessary to install and/or execute modified versions from source code in the recommended or principal context of use, such that they can implement all the same functionality in the same range of circumstances. (For instance, if the work is a DVD player and can play certain DVDs, it must be possible for modified versions to play those DVDs. If the work communicates with an online service, it must be possible for modified versions to communicate with the same online service in the same way such that the service cannot distinguish.)

Auszug GPLv3-Entwurf vom 27. Juli 2006

Linus Torvalds und 30 andere Entwickler des Linux-Kernels haben sich vor wenigen Wochen jedoch gegen die GPL v3 ausgesprochen:

While we find the use of DRM by media companies in their attempts to reach into user owned devices to control content deeply disturbing, our belief in the essential freedoms of section 3 forbids us from ever accepting any licence which contains end use restrictions. The existence of DRM abuse is no excuse for curtailing freedoms.

Auszug „Kernel developers' position on GPLv3“