Microsoft: Drohendes Ungemach von Adobe

Sasan Abdi
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Microsoft droht in Europa weiteres Ungemach: Der US-Softwarehersteller Adobe könnte offizielle Beschwerde gegen die mit Windows Vista verfügbare PDF-Funktion einlegen. Ein weiteres Wettbewerbsverfahren wäre die Folge.

Eine für Windows Vista online-beziehbare Funktion wird die kostenlose Erstellung von PDF-ähnlichen Dateien erlauben. Ein Umstand, der in den Augen der Adobe-Offiziellen einen klaren Verstoß gegen europäisches Wettbewerbsrecht bedeutet. Eine Beschwerde bei der Europäischen Kommission könnte einen neuerlichen Wettbewerbsprozess und im Extremfall sogar eine Verzögerung von Windows Vista bedeuten.

Noch ist aber nicht klar, ob man bei Adobe gegen die Implementierung der PDF-Funktion vorgehen wird. „Wenn Microsoft die Dokumentenerstellung kostenlos anbietet – als Teil ihrer Monopolplattform –, betrifft uns das. Wir glauben nicht, dass das richtig ist“, sagte Bruce Chizen, Chef von Adobe, dazu der Financial Times Deutschland. Abhängig ist die Reaktion wohl vor allem von dem weiteren Vorgehen von Seiten Microsofts. Sollte der Softwareriese aber nicht einlenken, so wären verschiedene juristische Szenarien denkbar. „Wir können offiziell Beschwerde einlegen, wir können direkt rechtliche Schritte einleiten, wir können in den USA rechtliche Schritte einleiten - wir haben viele Möglichkeiten“, so Chizen weiter.

Damit tun sich für Microsoft möglicherweise weitere wettbewerbsrechtliche Fronten auf. So hatten erst kürzlich Sicherheitssoftwarehersteller die neuen Sicherheitsfunktionen von Windows Vista als wettbewerbswidrig bezeichnet und auch die EU-Kommission übt mit der jüngsten Forderung nach Offenlegung von Schnittstelleninformationen unter Androhung von massiven Geldstrafen weiter Druck aus.

Ähnlich wie die Antivirenhersteller fürchtet man bei Adobe nun durch die Monopolstellung von Windows im Kerngeschäft an Boden zu verlieren: „Ich sorge mich darum, dass die Erstellung von XPS als Teil von Windows Vista kostenlos abgegeben wird“, sagt Chizen weiter und formuliert damit eine berechtigte Sorge. Immerhin nimmt Adobe rund ein Viertel des Umsatzes mit PDF-relevanten Applikationen à la Acrobat Reader ein, bei der die Variante zum Erstellen von PDF-Dateien ganz im Vergleich zur reinen „Visualisierungs-Variante“ kostenpflichtig ist.

Zur Zeit ist allerdings nicht absehbar, wie genau Adobe reagieren wird. Dass Microsoft kurzfristig von XPS zurücktreten wird, gilt indes als unwahrscheinlich. Adobe wird dann nicht umher kommen, gegen die Funktion vorzugehen. Bleibt abzuwarten, wie die Europäische Kommission auf diese neuerliche wettbewerbrechtliche Beschwerde gegen Microsoft reagieren wird.