Ausstellermangel: CeBIT in Turbulenzen

Sasan Abdi
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Schon seit längerer Zeit stehen die Zeichen für die weltgrößte Computermesse, die CeBIT, auf Sturm. Nachdem anfänglich nur einzelne Hersteller der Messe fernbleiben wollten, kündigen immer mehr Unternehmen an, den Messetermin nicht mehr wahrnehmen zu wollen.

Mit dem Fernbleiben von Konzernen wie Nokia, LG, Motorola und BenQ sehen sich die Messemacher seit geraumer Zeit mit einem immer akuteren Problem konfrontiert: Große Aussteller werden – langsam aber sicher – zur Mangelware auf der Riesenmesse. Ein Umstand, der sich nicht nur auf die Besucherzahlen auswirken könnte, sondern bereits im Vorfeld große Konsequenzen mit sich bringt. Ob der schwindenden Aussteller muss die Messeleitung jetzt einen massiven Umsatzeinbruch auffangen. Dieser geht voraussichtlich soweit, dass die Deutsche Messe in einem Brief an die Aussteller von „aktuellem Handlungsbedarf“ spricht.

Mit dem Schwinden von gut 15 Prozent der Netto-Ausstellungsfläche geht die Messeleitung auch von Umsatzeinbußen im selben Prozentbereich aus. Um diesen „Worst Case“ nicht längerfristig hinnehmen zu müssen, planen die Verantwortlichen nun offenbar für 2008 eine grundlegende Reform der CeBIT. Um die rückläufige Attraktivität der Messe gerade für größere Aussteller wieder zu erhöhen, soll eine Steigerung der Effektivität für die Aussteller sowie eine deutliche Wegpositionierung der CeBIT von der großen Konkurrentin, der Internationalen Funkausstellung (IFA), dafür sorgen, dass die CeBIT in Herstellerkreisen wieder als die „Profimesse“ schlechthin wahrgenommen und akzeptiert wird.

Gerade durch die Umwandlung der IFA von einer zweijährlichen in eine jährliche Veranstaltung konkurrieren die beiden Messen nun direkt miteinander. In diesem Kampf konnte die IFA aufgrund der Consumer-Orientierung und ob eines abgeschwächten Experten-Images der Cebit an Größe Gewinnen. So prüfte beispielsweise der mittlerweile ebenfalls in die Krise geratene Elektronikhersteller BenQ ernsthaft einen Wechsel von der CeBIT zur IFA – eine Entwicklung, die sich wegen der geschäftlichen Lage von BenQ mittlerweile wohl erübrigt hat, aber symbolisch für das CeBIT-Problem hergenommen werden kann.

Wie die Financial Times Deutschland aus Branchenkreisen erfahren haben will, soll die neue CeBIT neben den genannten Änderungen auch in anderer Hinsicht reformiert werden: So soll die CeBIT 2008 auf sechs Tage verkürzt werden und von Montag bis Samstag stattfinden. Außerdem sollen sich die Akzente der Messe wieder gezielter auf klar strukturierte Anwendungsschwerpunkte wie „Industrie“, „Home“ oder „Navigation“ abzielen, wodurch die CeBIT wieder klarer als „Profimesse“ an Profil gewinnen soll.

Ob die Restrukturierung der CeBIT Früchte tragen wird, bleibt indes abzuwarten. Auf der einen Seite könnte das eingestaubte Konzept tatsächlich ein maßgebender Faktor für die aktuellen Turbulenzen sein. Im Endeffekt aber spüren die Messeverantwortlichen „nur“ den zunehmenden Kostendruck, dem sich auch die Big Player augenscheinlich nicht entziehen können. Damit ist die CeBIT als eine Art globale Leitmesse der beste Indikator, um die Verhältnisse und Entwicklungen auf dem IT- und Telekommunikationsmarkt frühzeitig zu reflektieren. Ein Umstand, der den Anspruch der CeBIT, eine „Profimesse“ zu sein, einerseits bestärkt, aufgrund von steigendem Konkurrenzkampf und ob des genannten Kostendrucks aber auch einige Probleme für die Zukunft verspricht.

Entsprechend spannend bleibt es, die Entwicklung der größten Computermesse zu beobachten. Spätestens 2008 wird man wohl sehen können, ob die Messeleitung den stetigen Rückgang der Netto-Ausstellungsfläche und den damit verbunden Umsatzschwund zu stoppen vermag. Von offizieller Stelle konnte man sich übrigens bis dato zu keinem definitiven Statement durchringen. Ein Messesprecher kommentierte die Problematik wie folgt: „Wir stehen derzeit in einem intensiven Dialog mit unseren Ausstellern.“ Ob eine Reform geplant ist, wollte er nicht bestätigen.

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