Bremsen DRM-Systeme den Online-Musikhandel?

Andreas Frischholz
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Zwar sehen Teile der Musikbranche die Zukunft mehr oder weniger positiv im Online-Musikmarkt, uneingeschränkte Begeisterung kann dieser aber auch nicht bereiten. So zeigen etwa aktuelle Studien, dass Songs, die in den Online-Shops dieser Welt gekauft werden, kaum auf digitalen Musikplayern zu finden sind.

Verantwortlich dafür sind DRM-Systeme, durch die Musikstücke aus bestimmten Shops nur auf den entsprechenden Playern des jeweiligen Herstellers abgespielt werden können. Beispielsweise können Stücke im AAC-Format fast nur auf Apples iPod abgespielt werden, nicht aber auf Playern der Konkurrenz – selbes Spiel beim WMA-Format von Microsoft. Nicht mit DRM-Systemen versehene Formate wie MP3s können dagegen auf fast allen Playern abgespielt werden. Der durch Schutzsysteme hervorgerufene geringere Verbreitungsgrad könnte über kurz oder lang ein Hindernis für den aufstrebenden Markt darstellen.

Nach der Meinung von Branchenbeobachtern besteht die Möglichkeit, dass Kopierschutzsysteme bald der Vergangenheit angehören. So kommt etwa pro iPod nur 20 Songs aus dem iTunes Music Store von Apple, verkünden die Marktforscher von Forrester Research in einem Bericht, in dem die Kaufgewohnheiten von iPod-Nutzern untersucht wurden. Pro Einkauf im Store werden dabei selten über drei US-Dollar ausgegeben, was dazu führt, dass durch zusätzliche Kosten, verursacht von den Transaktionsgebühren, mittlerweile die Gewinne des Shops geschmälert werden.

Zudem hat EMI vergangene Woche in Zusammenarbeit mit Yahoo eine Testphase für den Verkauf ungeschützter MP3s gestartet. Die neue Single des Jazz-Stars Norah Jones ist bei Yahoo Music als ungeschützte MP3-File zu haben. Solch eine Testphase hatte EMI bereits Ende November gestartet, ebenfalls in Zusammenarbeit mit Yahoo Music.

In den USA sind die Verkaufszahlen im Online-Markt sogar bereits rückläufig, berichten zumindest die Marktforscher von Nielsen Soundscan. Wurden im ersten Quartal noch 144 Millionen Stücke abgesetzt, sind im zweiten und dritten Quartal lediglich je 137 Millionen Stücke verkauft worden. Würden nun die Kopierschutzbarrieren fallen, könnte der Markt wieder verstärkt Wachstumsimpulse erhalten. Schließlich wäre es beispielsweise für Kunden des iTunes Music Store interessanter, wenn die gekauften Stücke nicht zwangsläufig an den iPod gebunden wären.