Grundsatzpapier: DRM vor dem Ende?

Sasan Abdi
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Ein neues Grundsatzpapier zum Thema „Digitales Rechte Management“ (DRM) bringt erneut Fahrt in die aktuelle Diskussion um die Geschlossenheit von Musik-Webshop-Systemen. Nicht zuletzt für Apple, dessen Chef Steve Jobs die Verantwortung bisher von sich weist, könnte dies neues Ungemach bedeuten.

In der vom Bundesministerium für Verbraucherschutz und diversen Verbraucherschutzverbänden erarbeiteten „Charta für Verbrauchersouveränität in der digitalen Welt“ wird gefordert, dass alle Anbieter ihre DRM-Systeme öffnen müssten, damit der Verbraucher die heruntergeladenen Medien grenzübergreifend benutzen könne. Dadurch soll der Verbraucher nicht zuletzt auch die Möglichkeit haben, beispielsweise das Endgerät zum in Musik-Webshop X erworbenen Song selber auswählen zu können: „Verschiedene Systeme sollten miteinander kommunizieren und interagieren können, und die Nutzung von Inhalten sollte nicht an bestimmte Endgeräte oder Betriebssysteme gebunden werden“, lautet die Kernforderung der Charta.

Dass die Front der DRM-Verfechter auch vorher schon bröckelte, steht indes außer Frage. Die Charta verstärkt jedoch den Trend: So verkündete Yahoo kurz nach bekanntwerden der Charta, bei einem Großteil des eigenen Musikangebotes noch in diesem Jahr auf den DRM-Schutz verzichten zu wollen. „Die Chancen stehen gut, dass es in diesem Jahr geschieht. Eine Garantie gibt es aber nicht“, kommentierte ein Sprecher. Auch bei Handy-Giganten Nokia befürwortet man die Abschaffung des DRM. So forderte Handysparten-Chef Kai Öistämö am Wochenende in der „Berliner Zeitung“, die Downloads zukünftig vermehrt über Werbung zu finanzieren. Und selbst bei den großen Musiklabels, dem laut Apple-Chef Steve Jobs harten Kern der DRM-Freunde, scheint man zum Einlenken bereit: So erwägt das britische Major-Label EMI offenbar ernsthaft, von der Forderung, Content in Musik-Webshops per DRM zu schützen, zurückzutreten.

Die fünfseitige Charta soll spätestens zur Konferenz der europäischen Verbraucherschutzminister Mitte März auch auf europäischer Ebene eingebracht werden. Nach vereinzelten Klagen steht damit Branchengigant Apple aber auch der Konkurrenz von Microsoft und nicht zuletzt auch den Major-Labels unter Umständen großes Ungemach ins Haus: Sollten sich die Verantwortlichen auf EU-Ebene auf ein gemeinsames Vorgehen wider DRM einigen können, so hätten die Verfechter geschlossener Systeme ein nicht zu leugnendes, großes Problem auf einem der wichtigsten Märkte im Segment. Da beispielsweise nicht denkbar ist, dass Apple iTunes europaweit abschafft, könnte die Charta den Anfang vom Ende von DRM bedeuten.