Musikindustrie äußert sich gegen DRM

Jirko Alex
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Wie Jupiter Research in einer Studie, zu deren Zweck Manager aus der europäischen Musikindustrie über den Jahrenswechsel befragt wurden, herausgefunden hat, lehnt ein Großteil dieser das aktuelle DRM-System ab und erwartet, für den fiktiven Fall einer gänzlichen Abkehr vom Kopierschutz, stark wachsende Verkaufszahlen bei Bezahldiensten.

Mit 54 Prozent bezeichnete die Mehrheit der Befragten die aktuellen Maßnahmen heutiger Digital Rights Managements (DRM) für zu restriktiv. 62 Prozent der Manager glauben gar für den Fall, dass gekaufte Musik gänzlich ohne DRM verfügbar gemacht werden würde, an boomende Verkaufszahlen in diesem Sektor. Dies hänge aber weniger mit der Tatsache des dann fehlenden Kopierschutzes als vielmehr damit zusammen, dass die so angebotenen Medien auch auf allen Endgeräten abgespielt werden könnten, unabhängig davon, von welcher Plattform der Titel heruntergeladen wurde.

So bestimme derzeit Apples iTunes den Markt; einhergehend dominiert auch das digitale Rechtemanagement FairPlay, das dafür sorgt, dass die aus dem Online-Portal heruntergeladenen Songs nur auf iPods abzuspielen sind. Eine Lizensierung von FairPlay an Dritthersteller würde es ermöglichen, Musik, die von iTunes bezogen wurde, auch auf MP3-Playern abzuspielen, die nicht aus dem Hause Apples stammen. Dies lehnte Steve Jobs jedoch in dem gleichen öffentlichen Brief ab, in dem er auch die Abkehr vom digitalen Rechtemanagement forderte. Eine Weitergabe von Informationen zum Apple-eigenen DRM mache es möglich, Sicherheitslücken in diesem schneller auszunutzen, so der Apple-Chef weiter. Deswegen, und weil auch ein Herr Jobs um die geringe Wahrscheinlichkeit weiß, dass sich die führenden Platten-Label vom DRM-System trennen, wurden die Aussagen im öffentlichen Brief vom deutschen Phonoverband als scheinheilig bezeichnet.

Die Musikindustrie hingegen weiß ebenfalls um die Minderung der Verkaufszahlen, die sie sich durch den Einsatz verschiedener DRM-Systeme auferlegt. Nichtsdestotrotz sieht sie auf diesem Wege das Recht auf ihr Eigentum gewahrt, weshalb zumindest kurzfristig wohl auch keine Abkehr vom digitalen Rechemanagement zu erwarten ist. Wesentlich wahrscheinlicher erscheint jedoch, dass die Interoperabilität der DRM-Systeme erhöht wird, also auch Endgeräte von Drittherstellern mit den jeweiligen Medien verschiedener Online-Portale umgehen können.

So könnte Apple demnächst in Europa auf rechtliche Probleme stoßen, da das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) eine "Charta für Verbrauchersouveränität in der digitalen Welt" erstellt habe. Hierbei handle es sich bisher zwar nur um ein Grundsatzpapier ohne rechtliche Relevanz, man plane jedoch, dieses spätestens Mitte März in einer Konferenz der europäischen Verbraucherschutzminister auch europaweit einzubringen und zu rechtlicher Bindung zu führen. Ein entsprechendes Gesetz würde Apple, wie jeden anderen Betreiber einer Musikplattform auch, dazu zwingen, das DRM für Dritte verfügbar zu machen. Microsoft wäre von einem derartigen Gesetz ebenso betroffen, da auch der hauseigene Zune an einen Musik-Store mit DRM-Schutz gekoppelt ist.

Einen Schritt weiter scheint unterdes das Platten-Label EMI zu sein. Hier denke man bereits über einen Verzicht auf den DRM-Schutz nach. Eine Entscheidung über das Sein oder Nichtsein des Rechtemanagements wurde aber offenbar noch nicht gefällt, weshalb auch dieser Vorstoß nur ein Ansatz unter vielen ist, den Handel mit Musik im Internet zu vereinfachen.

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