Intel: Modifiziertes WLAN sendet 100 Kilometer

Christoph Becker
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WLAN – Jeder kennt es und fast alle nutzen es. Drahtlose Netzwerke gehören mittlerweile zum Alltag und vernetzen abertausende Haushalte in Deutschland. Chipgigant Intel hat nun die bestehende Technik nach eigenen Angaben zu neuen Höchstleistungen treiben können und möchte so in Zukunft mehrere km auseinander liegende Orte miteinander vernetzen.

War es bislang Usus, dass WLAN-Signale rund 100 Meter weit reichten, möchte Intel schon bald WiFi-Signale über eine Distanz von 100 Kilometern senden. Als Basis nutzt man dabei ganz normale WLAN-Technologie, allerdings unter Verwendung von speziellen Direktional-Antennen. Durch die Verwendung solcher Technik soll es dabei reicht einfach und vor allem kostengünstig möglich sein, drahtlose Netzwerksignale zwischen zwei weit auseinander liegenden Punkten zu transferieren.

Um diesen technologischen Fortschritt auch in der Praxis belegen zu können, startete Intel in der vergangenen Woche in Berkeley einen groß angelegten Feldversuch. Dabei vernetzte man zwei Computer miteinander, zwischen denen eine Entfernung von gut 1,8 Kilometern und ein Höhenunterschied von circa 400 Metern herrschte. Gesendet wurde dabei mit direktionalen Antennen, die das WLAN-Signal direkt zum Gegenüber funkten. Normales WLAN sendet hingegen in einem 360-Grad-Winkel und lässt somit viel Sendeleistung ungenutzt verfallen.

Dieses Faktum macht sich Intel mit seiner Weiterentwicklung nun zunutze und zählt quasi 1 und 1 zusammen, denn zu der Annahme, dass direktional gesendete Daten eine weitere Entfernung zurücklegen können als wahllos in die Umgebung gesendete, bedarf es keines großen Denkaufwandes. Die Signale des sogenannten Long-Distance-WLANs werden dabei via Software so getrimmt, dass sie über eine große Entfernung übertragen werden können. Einzige technische Voraussetzung ist dabei der Einsatz von Direktional-Antennen, die allerdings genau aufeinander ausgerichtet werden müssen. Hier liegt auch der größte Nachteil dieser Technologie, denn sobald die Daten zwischen zwei Antennen nicht mehr reibungslos übertragen werden können, wird es zwangsläufig zu Störungen kommen.

Um dieses Problem zumindest teilweise aus der Welt schaffen zu können, entwickelte Intel sogenannte lenkbare Antennen. Lenkbar sind allerdings nicht die Antennen an sich sondern nur die Signale. So soll es möglich sein, dass Signale auch ankommen, wenn die beiden Antennen nicht ganz korrekt aufeinander ausgerichtet oder kleine Störfaktoren vorhanden sind.

Wie Intel am Rande der Präsentation dieses Versuches sagte, stelle man sich als Einsatzort dieser Technologie in Zukunft nicht etwa die USA oder Europa vor. Vielmehr wolle man so die Vernetzung von strukturschwachen Regionen dieser Welt, etwa Afrika oder Asien, vorantreiben. Der große Vorteil der überarbeiteten WiFi-Technik liegt dabei vor allem in den niedrigen Anschaffungskosten. Denn während ein Sendemast für Long-Distance-WLAN nur knapp 800,- US-Dollar kostet, müssen für einen vergleichbaren WIMAX-Mast gut 15.000,- bis 20.000,- US-Dollar gezahlt werden. In den eben erwähnten strukturschwachen Regionen der Welt könnte damit dem Internet endgültig zum Durchbruch verholfen werden.

Die Theorie könnte dabei recht einfach in die Praxis umgesetzt werden. Denn für den Empfang eines solchen WLAN-Signals bedarf es lediglich eines normalen Adapters und einer speziellen Antenne, die in der Lage ist, direktional gesendete Daten zu empfangen. Auf diese Art und Weise könnte es möglich werden, dass Menschen, die zum Beispiel in der afrikanischen Steppe wohnen, durch die Verwendung mehrere solcher direktional sendenden WLAN-Antennen auch in den Genuss von Internet kommen könnten. Mehrere solcher Direktional-Antennen hintereinander gekoppelt würden dann die Verbindung zwischen einem weit entlegenen Ort und einer Verbindungsstelle mit vorhandenem Internetzugang gewährleisten.

Erste Tests dieser neuen Technik zur Übertragung von Daten über große Entfernungen sollen schon bald in Uganda starten.