Microsoft: OpenSource verletzt 235 Patente

Michael Hass
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Der amerikanische Nachrichtendienst CNN berichtet, dass Microsoft zum Frontalangriff auf die Open Source-Welt ruft und gleich zu Beginn mit dem in der Finanzwelt gefürchteten Totschlagargument „Patentverletzung“ in die Schlacht zieht. Genau genommen handele es sich laut Microsoft sogar um 235 verletzte Patente.

Diese Patentverletzungen bricht der Konzern aus Redmond in verschiedene Kategorien auf und möchte so aufzeigen, dass nicht nur die Linux-Welt davon betroffen sei. Genau genommen verletze der Linux-Kernel, dessen Hauptaufgabe in der Kommunikation mit der Hardware besteht, lediglich 42 Patente. 65 weitere Patentverletzungen hätten die Microsoft-Vertreter im Linux-Graphical-User-Interface entdeckt, welches hier aber nicht weiter spezifiziert wird. Bei der weiteren Software aus der Open-Source-Welt, die Patente von Microsoft verletze, handele es sich um OpenOffice.org (45 Patentverletzungen) sowie nicht weiter benannte Email-Programme (15 Patentverletzungen). Die restlichen 68 der vorerst 235 verletzten Patente verteilen sich demnach auf einen weiten Teil anderer quelloffener Programme.

Microsoft selbst möchte nun daraus Kapital schlagen und überlegt, für diese Patentverletzungen Lizenzgebühren (Royalties) zu kassieren. Bis hin zum Linux-Endanwender könnte diese Welle schlagen. Ausgenommen scheint lediglich Novell zu sein, dessen Deal mit Microsoft solche Klagewellen gegen die eigenen Nutzer ausschließe.

Der eigentliche Horror für Microsoft bestünde aber in Online-Applikationen, wie sie beispielsweise Google kostenlos bereitstellt. Diese könnten die ganze Office-Sparte von Microsoft über kurz oder lang lahmlegen. Auch wenn es derzeit noch nicht danach aussieht, dass größere Firmen auf diese Art der Bürosoftware zur Gänze umschwenken würden, so bringt das pure Zeugnis der Machbarkeit solcher Office-Applikationen zusammen mit der Existenz von OpenOffice Microsoft um den Schlaf.

Auf die Frage hin, ob Microsoft denn nun Endanwender auf Lizenzgebühren hin verklagen würde, wie es die Plattenindustrie seit längerem angeht, antwortete Microsoft-Chef Steve Ballmer ausweichend und somit nicht mit einem eindeutigen Nein.

„That's not a bridge we've crossed, and not a bridge I want to cross today on the phone with you.“ Steve Ballmer, Microsoft CEO