Vista: Bescheidene Multithreading-Fähigkeiten

Parwez Farsan
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Während der Trend hin zu immer mehr Prozessorkernen geht – aktuell bis zu vier Kerne pro Prozessor – und mit Intels Nehalem-Prozessoren bereits bis zu acht reale bzw. 16 virtuelle Kerne pro Prozessor am Horizont erscheinen, scheint Microsofts Betriebssystem Windows Vista nur schlecht für die Multithreading-Zukunft gerüstet zu sein.

Wie Ty Carlson, seines Zeichens Direktor für technische Strategie bei Microsoft, nun im Rahmen einer Podiumsdiskussion auf der „Future in Review“-Konferenz eingestand, wurde Windows Vista lediglich darauf ausgelegt mit einem, zwei oder möglicher Weise noch vier Kernen zu arbeiten. Der nun bevorstehende Wechsel zu acht und mehr Kernen – Intel forscht mit dem noch nicht für x86-Code geeigneten „Polaris“ und dessen der x86-Welt bereits näheren Nachfolger „Polaris 2“ bereits an Prozessoren mit 80 Kernen – inklusive der Wiedereinführung von HyperThreading durch Intel dürfte folglich aus Performance-Sicht zunächst deutlich weniger positiv ausfallen als Verbraucher und Chiphersteller sich das wünschen würden.

Dabei ist das Problem nicht alleine bei Microsoft zu suchen. Der Großteil der heutzutage erhältlichen und aus schlichter Gewohnheit sowie mangels Erfahrung mit Multithreading-Applikationen – die meist den Käufern professioneller Anwendungen vorbehalten sind, die in ihren Workstations schon länger mehr als einen Prozessor einsetzen – auf nur einen Prozessor ausgelegten Software ist nicht einmal in der Lage die mittlerweile in den meisten aktuellen Desktop- und Notebook-Prozessoren verbauten zwei Kerne wirklich zu nutzen. Vorteile für den Anwender ergeben sich oft erst bei der parallelen Nutzung mehrerer Anwendungen, die durch den zweiten Kern vom Prozessor simultan berechnet werden können und sich nicht mehr gegenseitig ausbremsen, während sich die in der Vergangenheit rasant steigenden Taktraten auch ohne zusätzlichen Programmieraufwand schnell bei der Performance bemerkbar machten.

So gibt Carlson auch unumwunden zu, dass zukünftige Windows-Versionen – selbiges gilt selbstverständlich auch für die teilweise noch im Single-Core-Zeitalter beheimateten Anwendungen und Spiele – sich grundlegend von Vista und seinen Vorgängern unterscheiden müssten, um die durch die künftigen Hardwaregenerationen zur Verfügung gestellte Rechenleistung auch wirklich nutzen zu können. Denn seien wir ehrlich: wer kann und will schon gleichzeitig mit 80 Anwendungen arbeiten, nur um seinen Prozessor auszunutzen?