Intel stellt Quad-Core-Xeon 7300 und 7200 vor

Thomas Hübner
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Mit der Xeon-7300-Familie schickt Intel für Systeme mit vier Prozessorsockeln endlich die Core-Mikroarchitektur ins Rennen. Intel schließt damit die größte Schwachstelle im eigenen Portfolio und rüstet sich für die am 10. September geplante Einführung des Quad-Core-Prozessors AMD Barcelona für zwei und vier Sockel.

Der Xeon 7300 wurde bisher unter dem Codenamen Tigerton entwickelt und er tritt mit dem namentlich passenden 7300-Chipsatz an, der bisher unter dem Namen Clarksboro bekannt war. Die komplette 2007er Xeon-MP-Plattform – also das Paket aus Prozessor und Chipsatz – hört auf die interne Bezeichnung Caneland.

Die neuen Prozessoren sind für Intel von großer Bedeutung, da sie AMD in dem Bereich Paroli bieten sollen, in dem der Opteron durch sein HyperTransport-Interface viele Pluspunkte sammeln konnte. Noch bevor die Konkurrenz den ersten Quad-Core-Prozessor liefern kann, vollendet Intel den Wechsel auf die leistungsfähige Core-Mikroarchitektur und führt im gleichen Atemzug Quad-Core-Prozessoren für Systeme mit vier Prozessorsockeln ein. Hierbei handelt es sich um die ehemalige Xeon-MP-Familie, die nunmehr als Xeon-7000-Familie in der Produktgruppe Expandable (EX) aufgegangen ist. Die neuen Xeon-7300- (Quad-Core) und -7200-(Dual-Core)-Prozessoren lösen die letzten Chips auf Basis der taktträchtigen Netburst-Architektur des Pentium 4 ab. Diese wurden bisher als 65-nm-Dual-Core-Prozessoren Xeon 7100 mit 16 MB L3-Cache, Codename Tulsa, und den in 90 nm gefertigten Xeon 7000, Codename Paxville, vertrieben und gelten nicht als Stromsparer in ihrer Klasse. Tulsa und Paxville MP waren auf dem E8500-Chipsatz (Twin Castle) zu Hause, die komplette Plattform war als Truland bekannt.

Doch eigentlich hätten am heutigen Tage weder Caneland noch Tigerton erscheinen sollen. Die ursprüngliche Planung hat einen Prozessor mit dem Codenamen Whitefield auf einer Plattform mit der Bezeichnung Reidland vorgesehen. Whitefield hätte ein Quad-Core-Prozessor auf Basis der Core-Mikroarchitektur mit offenbar 16 MB Cache und dem neuen Quickpath-Businterface (ehemals CSI, Common System Interface) werden sollen. Im November 2005 hat Intel jedoch bekannt gegeben, die Entwicklung von Reidland und Whitefield zu Gunsten von Caneland und Tigerton einzustellen. Möglicherweise hätte die Einführung eines Prozessors mit QuickPath ein Jahr vor den übrigen Produkten (Nehalem, Tukwila) unnötige Probleme heraufbeschworen.

Innerhalb von 6 Quartalen wurde der neue Prozessor aus dem Boden gestampft. Und tatsächlich laufen die Xeon-7300-Prozessoren bereits seit Juni 2007 vom Band. Erste lauffähige Muster mit 2,66 GHz wurden bereits Ende Oktober 2006 präsentiert. Die neuen Chips arbeiten laut Intel bis zu doppelt so schnell, haben aber zumindest AMDs HyperTransport-Vorteil noch kein QuickPath entgegen zu setzen.

Caneland vs. Truland im Überblick
Caneland vs. Truland im Überblick

Der Xeon 7300 (Tigerton) wird in 65 nm gefertigt und ist einem Xeon 5300 (Clovertown) sehr ähnlich. So handelt es sich ebenfalls um einen Quad-Core-Prozessor mit insgesamt bis zu 8 MB L2-Cache (2x 4 MB), der mit Hilfe von zwei Dual-Core-Chips (Conroe/Woodcrest) realisiert wird. Im Gegensatz zu allen bisher vorgestellten Prozessoren mit Core-Mikroarchitektur kommt er weder im Sockel 775 noch im Sockel 771 (Xeon) daher. Vielmehr setzt er auf ein Pin-Grid-Array (Sockel 604) statt auf den mit Kontaktflächen versehenem Land-Grid-Array (LGA). Die Prozessoren bieten Intels Virtualisierungstechnologie (Vanderpool), die 64-Bit-Erweiterung Intel 64 (AMD64), MMX bis SSSE3, das XD-Bit (NX-Bit), Demand Based Switching (SpeedStep für Server) und alles, was man von aktuellen Prozessoren erwartet. HyperThreading wird nicht geboten. Der Frontside-Bus taktet mit 1066 MHz und bindet jeden Prozessor mit einer Bandbreite von 8,3 GB an den Chipsatz an.

Caneland-System mit Tigerton und Clarksboro –ausreichend DIMM-Slots sind vorhanden
Caneland-System mit Tigerton und Clarksboro –ausreichend DIMM-Slots sind vorhanden

Während sich vier Prozessoren (Potomac, Paxville oder Tulsa) mit dem E8500-Chipsatz (Codename Twin Castle) auf der 2006er Plattform Truland insgesamt zwei Frontside-Bus-Verbindungen mit FSB800 teilen mussten, bietet Clarksboro vier FSB1066 schnelle Verbindungen. Die kummulierte Bus-Bandbreite verdreifacht sich dadurch auf 34 GB. Das Quad-Channel-DDR2-400-Speicherinterface ist in der neuen Plattform für 2007 vier FB-DIMM-Channels mit FB-DIMM 667 gewichen. Dies steigert die Bandbreite und verdoppelt die maximale Speicherkapazität auf 256 GB. Ein 64 MB großer, im Chipsatz integrierter Snoop-Filter-Cache soll die Cache-Kohärenz beschleunigen und Konfliktsituationen am Frontside-Bus verringern. Auch Intel I/O Acceleration Technology 2 mit QuickData Technology sind an Bord.

Mit dem Wechsel der Mikroarchitektur ist es Intel gelungen den Stromverbrauch zu senken. Während Tulsa noch eine Thermal Design Power (TDP) von 150 Watt besessen hat, kommt der Xeon 7350, das neue Top-Modell, mit 130 Watt aus. Darüber hinaus beinhaltet das neue Aufgebot auch Quad-Core-Modelle mit einer TDP von 80 und 50 Watt – eine klare Kampfansage in Richtung AMD. Laut Intels Messungen vom Intel Developer Forum Spring 2007 in Peking verbraucht ein System mit vier Tigerton-Prozessoren 285 Watt, während ein Server mit Paxville MP nicht weniger als 450 Watt aus der Leitung zieht – die genauen Details dieses Vergleichs sind leider nicht (mehr) bekannt.

Die folgende Tabelle zeigt die Prozessorpreise bei der Abnahme von 1000 Stück. Im Vergleich zu AMDs Barcelona ist der Tigerton ein eher teures Eisen.

Neue Xeon-MP-Prozessoren auf Basis von Tigerton
Modell Kerne TDP Takt Cache FSB Preis
Xeon X7350 4 130W 2.93 GHz 8 MB 1066 MHz $2301
Xeon E7340 4 80W 2.40 GHz 8 MB 1066 MHz $1980
Xeon E7330 4 80W 2.40 GHz 6 MB 1066 MHz $1391
Xeon E7320 4 80W 2.13 GHz 4 MB 1066 MHz $1177
Xeon E7310 4 80W 1.60 GHz 4 MB 1066 MHz $856
Xeon L7345 4 50W 1.86 GHz 8 MB 1066 MHz $2301
Xeon E7220 2 80W 2.93 GHz 8 MB 1066 MHz $1177
Xeon E7210 2 80W 2.40 GHz 8 MB 1066 MHz $856

Die Xeon-7300- und -7200-Prozessoren samt des passenden 7300-Chipsatzes werden ab sofort in mehr als 50 Systemen von Dell, Egenera, Fujitsu, Fujitsu-Siemens, Hitachi, HP, IBM, NEC, Sun, Supermicro, und Unisys angeboten werden. Darüber hinaus bietet Intel komplette Barebones für den neuen Prozessor an. Zu diesen Systemen mit dem Namen S7000FC4UR hält Intels Webseite weitere Details bereit. Benchmarks der neuen Prozessoren sind dort ebenfalls verfügbar.

Die Caneland-Plattform wird im kommenden Jahr auch den für 2008 erwarteten Quad-Core-Dunnington-Prozessor auf Basis der in 45 nm gefertigten Penryn-Mikroarchitektur aufnehmen können.

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