Plant China den Cyber-Krieg?

Jirko Alex
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Nachdem bereits bekannt wurde, dass chinesische Hacker in das Pentagon sowie in Ministerien in Großbritannien und Deutschland eingedrungen sein sollen, bestätigt nun auch Frankreich entsprechende Berichte. Zudem seien Informationen an die „Times“ gelangt, die belegen sollen, dass China im Kriegsfalle den elektronischen Blackout anstrebe.

So berichtet das britische Magazin „Times“, dass das Pentagon Informationen darüber besäße, dass China im Falle eines Krieges gegen die USA die elektronische Dominanz anstrebe. Konkret gehe es in der Frühphase des Krieges darum, durch Hackerangriffe die US-amerikanische Flugzeugträgerflotte auszuschalten. Ferner seien Kommunikationsnetzwerke, Stromversorgungsknoten sowie der Finanzmarkt oberste Ziele dieser Art der Kriegsführung. Der gesamte Plan, der dem Pentagon als Blaupause, verfasst von zwei Mitgliedern der chinesischen Volksbefreiungsarmee, vorliegen soll, beschreibt die Bestrebungen nach der elektronischen Vorherrschaft über die westliche Welt und andere für China bedrohliche Staaten, darunter die USA, Russland, Südkorea und Großbritannien. Bis zum Jahre 2050 will China diese Staaten, wenn nötig, über Computerangriffe lahmlegen können.

Dass entsprechende Berichte über Chinas Hacker-Aktivitäten ernst zu nehmen sind, zeigen dabei nicht nur die bestätigten und teilweise geglückten Penetrationen tausender Computer des US-Verteidigungsministeriums sowie entsprechender Pendants in Deutschland, Großbritannien oder Frankreich; es ist auch die Mentalität und das nach Expertenmeinung bedrohliche Vorgehen der chinesischen Volksbefreiungsarmee. So gibt der US-Militärexperten Larry M. Wortzel zu Bedenken, dass es auffällt, „dass in vielen Handbüchern der chinesischen Armee die USA als das Land gelten, mit dem es am wahrscheinlichsten zu einem Krieg kommen wird.“

„The thing that should give us pause is that in many Chinese military manuals they identify the US as the country they are most likely to go to war with. They are moving very rapidly to master this new form of warfare.“

Larry M. Wortzel, US-Militärexperte

Die der Times zugespielte Blaupause wurde von zwei chinesischen Hackern erstellt und diene als „virtuelles Handbuch für die elektronische Kriegsführung“ und sei auf Basis des Studiums dutzender Nato- und US-Handbücher sowie taktischer Anleitungen erstellt worden, so steht es zumindest auf dem Papier selbst. Ohnehin arbeite China schon seit Jahren an der Rekrutierung fähiger Computerhacker und bediene sich schon lange nicht mehr aus den Reihen der Volksbefreiungsarmee selbst, heißt es. So trage man Wettbewerbe aus, um fähige Personen anwerben zu können. Diese gehörten dann nicht direkt zur Volksbefreiungsarmee, arbeiten jedoch – so vermutet man – in deren Auftrag. Dies hätte den Vorteil, dass ein direkter Zusammenhang zwischen den politischen Motiven der chinesischen Regierung und den – von offizieller Seite – missbilligen Hackerangriffen nicht konkret nachgewiesen werden könne.

Die reinen Zahlen jedenfalls geben einen düsteren Ausblick auf einen fiktiven Cyber-Krieg. So wären allein im Jahre 2005 über 79.000 Hackerangiffe auf das Pentagon verübt worden, in 1300 Fällen wäre der Versuch von Erfolg gekrönt gewesen. Speziell betroffen waren unter anderem die Computersysteme mehrerer Flugdivisionen sowie der vierten Infanteriedivision der USA. Auch das US Naval War College musste nach einem geglückten Angriff im November des letzten Jahres mehrere Computersysteme für Wochen vom Netz nehmen. Die Fläche für Angriffe ist unterdessen sehr groß: So beschäftige das Pentagon weltweit über 5 Millionen PCs in mehr als 100.000 Netzwerken verteilt auf 65 Länder.

Sami Saydjari, ein seit den 80er Jahren für das Pentagon arbeitender Angestellter für Fragen der Cyber-Sicherheit, prognostizierte bei einer Anhörung vor dem US-Kongress im April dieses Jahres gar apokalyptische Ausmaße, sollte ein großflächiger Angriff auf die Vereinigten Staaten glücken: So gehe er davon aus, dass 70 Prozent der us-amerikanischen Stromversorgung für mehr als ein halbes Jahr ausfallen könnten, käme es zu einer massenhaften Cyber-Attacke.

Gegenüber der Times relativierte Saydjari, dass jeder größere Staat der Welt Pläne für die Abwehr solcher Cyber-Angriffe entwickle und auch prüfe, inwiefern maximaler strategischer Schaden durch elektronische Angriffe zu erzielen ist. China jedoch sei hierbei besonders aggressiv.

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