World in Conflict im Test: Der Kalte Krieg wird plötzlich heiß

 3/6
Sasan Abdi
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Plot & Atmosphäre (Fortsetzung)

Das Missionsdesign vermag es glücklicherweise, die Defizite im Hinblick auf die Atmosphäre wieder rein zu holen. Der Spieler ist stets unter Druck, muss andauernd mit Überraschungen wie einer neuen Mission in der aktuellen Mission rechnen und kämpft nach ersten Szenarien schnell an mehreren Fronten. Dabei steigt der Schwierigkeitsgrad in einem angemessenen Tempo stetig an, sodass man, sobald die Bedienung gut sitzt, mit einer Vielzahl von Krisenherden konfrontiert wird und trotzdem umsichtig agieren muss. Durch diesen Umstand fühlt man sich in das Geschehen eingebunden – der Druck, unter dem die NATO-Streitkräfte stehen, wird fühlbar. Verstärkt wird dieses Gefühl von der absolut gelungenen grafischen Umsetzung, die nichts zu wünschen übrig lässt (siehe dazu Abschnitt „Grafik“).

Auch die wirklich authentisch gestrickten Charaktere sorgen dafür, dass der B-Movie-Plot schnell vergessen wird. Neben Parker gibt es ein gutes Dutzend weiterer Personen, die den Spieler während der Krise stets begleiten und über die man im Verlauf immer mehr erfährt. Da ist der beinharte Colonel, der mit einer radikalen Kriegsführung einige Erfolge erzielt, manchmal aber zu engstirnig ist und teils drastische Entscheidungen treffen muss; ein Major, der während der Krise entgegen den Wünschen seiner Frau seinen sicheren Posten als Ausbilder verlässt, um unter seinem alten Colonel gegen die „Kommis“ zu kämpfen; zwei einfache Soldaten der Nationalgarde, die den kleinen Mann im Krieg symbolisieren und ein Panzerkommandeur, der die tragische Person des Spiels ist und sich vom Versager zum Nationalhelden mausert. Die hier erzeugte Tiefe ist ein weiterer Aspekt, der dafür sorgt, dass World in Conflict bis zum Schluss fesselt.

Ein Mehr an Authentizität gewinnt World in Conflict auch durch das aus Ground Control in Teilen bekannte Spielprinzip, das keinen Basis- oder Einheitenbau erfordert. Stattdessen gilt es, die Missionen mit einem bestimmten Punktebetrag, über den Einheiten „gekauft“ werden können, zu meistern. Wird eine Einheit vernichtet, tickert der gezahlte Betrag langsam auf das Konto zurück. Wer seine Armee zu schnell verpulvert, steht schnell ohne Punkte und damit ohne Nachschub da. Der Taktikaspekt wird dadurch gefördert und das, obwohl auf eigentlich taktische Elemente wie den Bau einer kompletten Infrastruktur weitestgehend verzichtet wird.

Zusammengefasst ist World in Conflict in Hinblick auf „Plot & Atmosphäre“ bunt, schnell und actiongeladen – zwingt den Hobbygeneral aber doch gleichzeitig zur Bedachtheit und zu strategischem Vorgehen. Möglich wird dies zum einen durch eine visuell einwandfreie Umsetzung, zum anderen aber auch und vor allem durch das Missions-Design, die authentischen Charaktere und das Spielprinzip, wobei letzteres im Übrigen erneut eine angenehme Abwechslung zum Standard im Echtzeit-Genre bietet. Aufgrund dieser Pluspunkte sei dem Spiel deshalb an dieser Stelle die platte Geschichte verziehen.

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