„Android“: Google ruft mobile Revolution aus

Sasan Abdi
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Was in den letzten Wochen und Monaten zunehmend stark im Rauschen der diversen Branchengerüchte zu hören war, ist nun Gewissheit: Google hat einen neuen bahnbrechenden Coup gelandet, der die Welt des Mobilfunks beziehungsweise die der mobilen Geräte generell revolutionieren dürfte.

Wo findige Analysten und die Fachpresse bis vor einigen Monaten noch ein iPhone-Pendant erwarteten (Stichwort „gPhone“), steht heute den letzten Gerüchten entsprechend ein Betriebssystem für mobile Geräte, das unter dem Namen „Android“ ab Mitte 2008 auf den umkämpften Markt preschen soll. Doch Google wäre wohl nicht der erfolgreichste Internetkonzern überhaupt, wenn nicht passend dazu eine Partnerschaft präsentiert werden könnte, die es in sich hat.

Insgesamt 33 der führenden Hersteller von mobilen Geräten sowie relevante Größen aus anderen Branchen, darunter globale Spieler wie China Mobile, T-Mobile, HTC, eBay, Intel, Nvidia und Samsung, konnten Konzernchef Eric Schmidt und der illustre Kreis der Google-Verantwortlichen für die um Android gestrickte Partnerschaft namens „Open Handset Alliance“ gewinnen. All jene Konzerne werden Android direkt, also beispielsweise durch die Implementierung auf den unternehmenseigenen mobilen Geräten oder aber indirekt unterstützen.

So etwas wie einen ersten Blick auf die neue mobile Plattform, die nicht anders denn als Kampfansage an Microsofts Windows Mobile verstanden werden kann, werden bereits ab der kommenden Woche all jene Entwickler werfen können, die Google mit der Entwickler-Software zu Android versorgen wird.

Unterdessen erklärte Eric Schmidt in einer Telefonkonferenz nochmal, dass es sich bei der ganzen Entwicklung keinesfalls um ein „gPhone“ handle. Hierbei ginge es um weitaus mehr: „Es geht darum, auf tausenden verschiedenen Handys präsent zu sein“, erklärte der Konzernlenker und verweist sodann auf die Vorteile der neuen Plattform. „Teil von Android ist ein sehr kräftiger Web-Browser, der eine Bewegung im Internet erlaubt, bei der man keinen Unterschied mehr zwischen Web und Handy spürt. Alles, was auf einer Webseite läuft und gut aussieht, wird auch auf Android funktionieren.“

Wirklich innovativ soll Android auch deshalb sein, weil es tatsächlich Open Source ist: „Der Hauptunterschied zu anderen Handy-Betriebssystemen ist, dass sich jeder die Software nehmen und sie so verändern kann, wie er will“, so Schmidt weiter. So wäre es prinzipiell lizenztechnisch sogar möglich, Android zu einem eigenen, geschlossenen System zu machen, auch wenn man bei Google nicht davon ausgeht, dass dies passiert. Ein solches Szenario wäre beispielsweise für Hersteller von mobilen Lösungen attraktiv. Und auch für Mobilfunkbetreiber (z.B. NTT DoCoMo, T-Mobile) könnte Android nennenswerte Vorteile bringen: So rühmt man sich bei Google damit, dass das neue Betriebssystem zum Online-gehen animieren werde – unter Umständen der Anfang vom Ende der UMTS-Verdrossenheit.

So verwundert es nicht, dass sich in die google'sche Allianz gerade Mobilfunkhersteller und -betreiber eingefunden haben, was indessen nicht heißen soll, dass beispielsweise alle Geräte von HTC, LG oder Motorola per se auf Android basieren werden – Windows Mobile ist nicht weg vom Fenster, sondern muss sich, genau wie der Blackberry-Hersteller Research in Motion (RIM), auf einen beinharten Konkurrenzkampf einstellen. Überdies darf als ausgemacht gelten, dass spätestens Ende des nächsten Jahres einige Modellreihen besagter Hersteller von Werkswegen aus Android verwenden werden.

Dabei stellt die Plattform keine allzu großen Anforderungen an die technischen Merkmale seines Gastgebers: So reiche ein 200-MHz-Prozessor aus um Android zu betreiben. Weitere spezifische Eigenschaften, auch mit Blick auf die Visualisierung, müssen offenbar nicht gegeben sein, da Android auf allen neuen Geräten verschiedenster Bauart laufen soll.

Wie genau das auf Linux basierende Android die Bereiche „Web“ und „Mobile“ miteinander verschmelzen wird, wurde indes bisher nicht genauer erklärt. Auch bleibt die Frage, ob der Endkunde von dieser Entwicklung tatsächlich derart profitieren wird, wie es die Allianz unter Führung von Google verspricht, unbeantwortet. Dies ist letztlich sicher auch davon abhängig, inwiefern der Aufruf zur Entwicklung des primär als „Entwicklerplattform“ gedachten Android angenommen wird. Fest steht aber, dass Google vor allem über eben jene Partnerschaft einen wichtigen Meilenstein in der Etablierung seiner Antwort auf Windows Mobile gesetzt hat. Da verwundert es nicht, dass die zwei Konzerne, die dies am meisten stören dürfte, nämlich Microsoft und auch Mobilfunkneuling Apple, nicht zur google'schen Allianz gehören.

Überblick: Mitglieder der „Open Handset Alliance“-Allianz
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