Neue GeForce 8800 GTS schneller als 8800 GT?

Sebastian Pesdicek
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Spätestens zum Launch der GeForce 8800 GT war klar, Nvidia macht sich im eigenen Hause Konkurrenz: Die GeForce 8800 GT, welche eigentlich nur die GeForce 8800 GTS 320 ersetzen sollte, übertrifft letztlich sogar die 8800 GTS 640 und kann sich beinahe mit einer 8800 GTX messen. Verkehrte Welt, doch Nvidia blieb nicht ganz untätig.

So wurde schon vor Markteinführung der GeForce 8800 GT eine aufgebohrte Version der GeForce 8800 GTS 640 in der Gerüchteküche heiß gehandelt. Um sich die 8800 GT einiger Maßen vom Leib zu halten bzw. um noch in die verbleibende Leistungslücke zwischen 8800 GT und 8800 GTX zu passen, werden der 8800 GTS 640 bisweilen tatsächlich 112 statt ursprünglich 96 Stream-Prozessoren zu Teil. Doch damit nicht genug, so soll die 8800 GTS, welche auf dem Grafikchip G80 basiert und in einer veralteten Strukturbreite von 90 nm gefertigt wird, letzten Endes ganz auslaufen und schon bald durch eine modernere Version ersetzt werden, welche dann wie die GeForce 8800 GT auf dem in 65 nm gefertigten G92 basieren wird.

Um das Chaos also nicht perfekt zu machen, verzichtet Nvidia auf eine offizielle Vorstellung dieses Sondermodells einer GeForce 8800 GTS 640 und auch entsprechende Hersteller wie EVGA und BFG sprechen nicht von 112 sondern von geheimnisvollen 96+ Stream-Prozessoren (SP) in ihren technischen Angaben. Im weiteren Verlauf sprechen wird daher entweder von einer „GeForce 8800 GTS“ (96 SP) oder einer „GeForce 8800 GTS+“ (112 SP).

Bestehende GeForce-8800-Familie
8800 GT 8800 GTS 8800 GTS+ SSC 8800 GTX 8800 Ultra
Chip G92 G80 G80 G80 G80
Fertigung 65 nm 90 nm 90 nm 90 nm 90 nm
Stream-Prozessoren 112 96 96+ (112) 128 128
Chiptakt 600 MHz 500 MHz 576 MHz 575 MHz 612 MHz
Shader-Takt 1512 MHz 1200 MHz 1350 MHz 1350 MHz 1500 MHz
Speichertakt (real) 900 MHz 800 MHz 900 MHz 900 MHz 1080 MHz
Speichermenge (GDDR3) 512 MB 640 MB 640 MB 768 MB 768 MB
Speicherinterface 256 Bit 320 Bit 320 Bit 384 Bit 384 Bit
Speicherbandbreite 57.600 MB/s 64.000 MB/s 72.000 MB/s 86.400 MB/s 103.680 MB/s

Doch wie schlägt sie sich nun, die GeForce 8800 GTS+ im Vergleich zur bissigen 8800 GT? Das fragte man sich auf der kanadischen Webpräsenz Hardware Canucks vor kurzem und nahm die Gelegenheit wahr, eine EVGA e-GeForce 8800 GTS SSC mit 112 Stream-Prozessoren durch einen ausführlichen Benchmarkparcours zu jagen. Die Ergebnisse zeigen genau das, was Nvidia wohl im Sinn hatte – ein Platzierung knapp vor der GeForce 8800 GT und noch hinter einer 8800 GTX. Kein leichtes Unterfangen angesichts der kleinen Leistungslücke, die sich hier noch bot.

EVGA e-GeForce 8800 GTS SSC (112 SP)

Und so ist es bis auf Umgebungen in sehr hohen Auflösungen mit hoher Grafikqualität auch fast egal, für welche GeForce 8800 man sich entscheiden mag, sei es eine GeForce 8800 GT, 8800 GTS+ oder eine 8800 GTX. Die beste Wahl, da günstiger in der Anschaffung und sparsamer hinsichtlich der Leistungsaufnahme, entfällt sicher auf eine GeForce 8800 GT – wäre sie nicht so schlecht verfügbar. So könnte dem einen oder anderen Gamer, den die Ungeduld ob der schlechten Verfügbarkeit einer 8800 GT schon beutelt, eine 8800 GTS+ vielleicht den Kopf verdrehen. Rational begründbar wäre eine etwaige Entscheidung jedoch nicht, ist eine EVGA e-GeForce 8800 GTS SSC doch mit gut 370 Euro circa 40 Prozent teurer als eine 8800 GT. Eine 8800 GTX bleibt angesichts ihres immer noch hohen Preises von mehr als 420 Euro eigentlich keine Option mehr bei einem inzwischen derart engen Feld im Leistungsgefüge.

Da es sich bei der SSC-Edition um EVGAs stärkste Overclocking-Version handelt, bleibt abzuwarten, wie sich die KO-Edition bzw. die Standard-Edition mit jeweils 112 Stream-Prozessoren preislich und leistungstechnisch positionieren werden.