Bericht: Der Formatkrieg und die Pornoindustrie

Sasan Abdi
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Entgegen der Angaben des Firmengründers wird der große US-amerikanische Pornoproduzent „Digital Playground“ offenbar doch nicht exklusiv auf Blu-ray setzen. Und auch in anderer Hinsicht ist der Formatkrieg in diesem speziellen aber wichtigen Segment noch nicht vorüber.

So bemüht sich die Presseabteilung von „Digital Playground“ dieser Tage vehement darum, das entsprechende Statement zu widerrufen. In einem Interview hatte Firmengründer und Regisseur Joone behauptet, dass „Digital Playground“ nicht mehr wie gehabt sowohl auf HD DVD als auch auf Blu-ray veröffentlichen werde, sondern unter Umständen bereits zum Ende des Jahres exklusiv auf Blu-ray umsteigen könnte. Diese Angaben wurden nun von offizieller Seite als falsch deklariert.

„Diese Angaben sind nicht korrekt. Wir unterstützen aktuell beide Formate“, reagierte man bei „Digital Playground“. Da diese Aussage die Behauptung von Joone nicht wirklich widerlegt, sahen sich die PR-Mitarbeiter unwesentlich später dazu genötigt nachzulegen: „HD DVD ist immer noch ein rentabler Markt für uns und wir verkaufen eine Menge in dem Bereich. Wir werden versuchen, beide Märkte (sowohl HD DVD, als auch Blu-ray, Anm. d. Red.) weiter auszubauen.“ Sofern man in der Zukunft ausschließlich auf ein Format setzen sollte, so würde der Wechsel besonders langsam vonstatten gehen. „Aktuell werden wir weiterhin auf HD DVD veröffentlichen. Unsere Verkaufszahlen für den Bereich liegen auf einem guten Niveau. Diese Praxis werden wir erst ändern, wenn die Zahlen kleiner werden.“

Selbst wenn auch diese Stellungnahme die Aussage von Joone nicht komplett widerlegt – wer weiß schon, wie die Verkaufszahlen Ende des Jahres aussehen? –, kann sie doch als eine nennenswerte Zusage an HD DVD gewertet werden. Generell ist die Porno-Industrie offenbar ein weniger starker Wackelkandidat, als beispielsweise die konventionellen DVD-Publisher.

So plant beispielsweise auch die Vivid Entertainment Group, der weltweit größte Produzent in dem Segment, vorerst nicht, sich auf ein Medium zu beschränken: „Blu-ray ist aktuell in der Enkodierung und Replikation sehr teuer. So lange dies so bleibt, wird sich die „Erwachsenen-Industrie“ nicht ohne Weiteres auf Blu-ray fixieren“, erklärte Vivids Co-Chairman Steven Hirsch gegenüber DailyTech. Aus diesem Grund werde man Blockbuster weiterhin auf Blu-ray veröffentlichen, was jedoch nicht heißt, dass „HD DVD“-Veröffentlichungen damit gestorben wären.

Doch auch in anderer Hinsicht ist das Medium für die Hersteller noch nicht attraktiv genug. Auch wenn sich die Verantwortlichen hinter Blu-ray dazu durchringen konnten, pornografische Inhalte auf ihrem Medium zu akzeptieren, so hatten die einschlägigen Anbieter eben solcher Inhalte doch ihre Probleme, eine entsprechende Presse zu finden. So schikanierte beispielsweise Sony, dass von vornherein Pornos von Blu-ray fernhalten wollte, die Produzenten bei der Suche nach geeigneten Fertigungsstätten, sodass man beispielsweise bei Vivid nach eigener Aussage selbst auf die Suche nach unabhängigen Unternehmen gehen musste, die gewillt waren, für die Erwachsenen-Branche zu produzieren.