Intel Core i7 920, 940 und 965 EE im Test: Turbo mit Fehlzündungen

 27/31
Volker Rißka
568 Kommentare

Übertaktbarkeit

Einen Prozessor mit freiem Multiplikator zu übertakten, ist nach wie vor ein leichtes Spiel. Etwas schwieriger ist es beim Core i7-920, der einen festen Multiplikator von 20 besitzt. Da es bei der neuen Plattform keinen Frontside-Bus im klassischen Sinne mehr gibt, bedarf es einiger Änderungen im Overclocking-Verhalten. Mit dem neuen Core i7 übertaktet man direkt den Bus und damit das QPI-Interface. Der Multiplikator bleibt fest auf 20 stehen, wird jedoch durch den Turbo Mode weiterhin auch auf 21 oder 22 angehoben. Dies gilt es immer im Hintergrund zu behalten, sofern man die Funktion nicht deaktiviert.

In einem ersten Test hoben wir bei dem 2,66 GHz schnellen Core i7-920 den Bus von 133 auf 150 MHz an, was in genau 3 GHz mit DDR3-1200 und einem QPI-Link von 5,4 GHz mündete. Durch den Turbo Mode lief der Prozessor sehr oft aber bereits bei 3,15 GHz, ein Einzelfällen sogar mit 3,3 GHz. An dieser Stelle wird deutlich, warum man mit zunehmender Auslotung der maximalen Taktfrequenz den Turbo Mode lieber deaktivieren sollte. Weitere Änderungen am Bus würden durch die zwei Schritte in der Multiplikatorerhöhung immer gravierender ausfallen und sind zudem schwer darin einzuschätzen, wann sie denn genau greifen. Deshalb deaktivieren wir an der Stelle den Turbo Mode um auf herkömmlichem Wege zu übertakten und so genau zu wissen, was am Ende auch als fester Wert heraus kommt.

Core i7-920 bei 3,8 GHz im Stabilitätstest
Core i7-920 bei 3,8 GHz im Stabilitätstest

Gesagt, getan. Nach Deaktivierung des Turbo Mode hoben wir den Bus auf bis zu 190 MHz an, was in glatten 3,8 GHz resultierte. Mit einem QPI-Speed von 6,84 GHz und DDR3-1520 ist man zwar noch nicht ganz auf Höhe des Flaggschiffes, bei einem Preis von nicht einmal 30 Prozent des Core i7-965 XE liefert der übertaktete Core i7-920 allerdings sehr passable Ergebnisse. Durch die deutlich erhöhte Spannung von 1,35 Volt für den Prozessor sowie 1,35 Volt für das QPI/DRAM-Interface wurde der Prozessor aber bereits deutlich wärmer und stieg in der Leistungsaufnahme nicht unerheblich an. Für solche Versuche sollte unbedingt eine Alternative zum Boxed-Kühler gefunden werden, da dieser locker 100 Grad beim Prozessor erreicht bzw. zulässt – aber auch die mehr als 80 Grad in unserem Test mit den alternativen Kühllösungen sind bereits mehr als grenzwertig. Werden diese Punkte beachtet, steht in weiteren Versuchen auch dem sehr schönen Wert mit einem Bus-Speed von 200 mit dem Multiplikator von 20 kaum etwas im Weg: die 4 GHz.

Core i7-965 XE bei 3,84 GHz
Core i7-965 XE bei 3,84 GHz

Dieses Bild bestätigt auch der parallele Versuch mit dem Core i7-965 XE. Mit einer Spannungserhöhung auf 1,35 Volt für 4,0 GHz erreichten wir mit dem Boxed-Kühler bereits das „Throttlen“ und das daraus resultierende Heruntertakten der CPU. 4 GHz erwiesen sich zudem auch in anderen Bereichen als hartnäckige Hürde, sei es bei den unterschiedlichen Frequenzen für das QPI-Interface, das auch noch eine separate Spannungserhöhung verlangt, oder auch der Einstellung für den Speicher. Eine weitere Erhöhung der Spannung für den Prozessor kam bei 90 Grad selbst mit den alternativen Kühlern Thermalright Ultra-120 eXtreme und Noctua NH-U12-P nicht in Frage, so dass wir einen Schritt mit dem Multiplikator zurück gehen mussten, um einen stabilen und auch dauerhaft möglichen Betrieb zu gewährleisten. Bei 3,84 GHz haben wir schließlich einige Vergleichsbenchmarks getätigt.

Übertakten – Verbauch und Temperatur
  • maximale Leistungsaufnahme:
    • Core i7-920, 2,66 GHz (Standard)
      231
    • Core i7-965 XE, 3,20 GHz (Standard)
      278
    • Core i7-965 XE @ 3,84 GHz
      341
    • Core i7-920 @ 3,80 GHz
      358
    Einheit: Watt (W)
  • maximale Temperatur pro Kern:
    • Core i7-920, 2,66 GHz (Standard)
      54
    • Core i7-965 XE, 3,20 GHz (Standard)
      71
    • Core i7-920 @ 3,80 GHz
      83
    • Core i7-965 XE @ 3,84 GHz
      90
    Einheit: °C
Übertakten – Gesamtrating
    • Core i7-965 XE @ 3,84 GHz
      100,0
    • Core i7-920 @ 3,80 GHz
      99,0
    • Core i7-965 XE, 3,20 GHz (Standard)
      91,5
    • Core i7-920, 2,66 GHz (Standard)
      79,4
Einheit: Prozent, Arithmetisches Mittel
Alle Einzeltests in der Übersicht

In den theoretischen Tests, sei es die Berechnung der Zahl Pi oder auch Cinebench und 3DMark, sieht das Overclocking immer hervorragend aus. Doch wird es ein wenig realitätsnäher, dann zeigt sich, warum diese Benchmarks in einem CPU-Test eigentlich nichts zu suchen haben sollten, schon gar nicht, wenn es um die objektive Analyse geht. Denn schaut man nur den Bereich Office, Multimedia oder auch die Spiele an - so wie es unser Gesamtrating macht –, hat man von der mitunter deutlich gesteigerten Taktfrequenz fast gar nichts mehr – außer einer höheren Temperatur und einer deutlich höheren Leistungsaufnahme.

Das kleine Modell 920 profitiert dabei noch deutlich mehr davon, schließlich wird das QPI-Interface auf das des Flaggschiffes angehoben und auch der Speicher arbeitet entsprechend schneller. In diesen Punkten musste man beim Core i7-965 XE bereits ein oder gar zwei Schritte zurückgehen, denn ein QPI-Interface jenseits der 8 GHz und DDR3-Speicher ebenfalls jenseits der 2-GHz-Marke waren für das Flaggschiff im Rahmen unseres Testes einfach zu viel. Durch diese Rückstufung auf das Niveau der normalen Prozessoren verliert der 965 XE aber seine Einzigartigkeit und die damit verbundenen Vorteile.

Anmerkung: Die von uns ermittelten Werte können in der Praxis nicht unerheblich abweichen, da diese mit speziellen Samples durchgeführt wurden, die uns von den Herstellern zur Verfügung gestellt wurden. Es besteht daher keine Garantie, dass alle hier im Test dargelegten Ergebnisse mit einem ähnlich konfigurierten System daheim erreicht werden können.

Nvidia GTC 2024 (18.–21. März 2024): ComputerBase ist vor Ort!