Bundesregierung: Cyber-Attacken nehmen zu

Andreas Frischholz
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Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtet in der aktuellen Ausgabe, dass die Bundesregierung immer häufiger das Ziel von Cyber-Attacken ist. Die Angriffe gehen dabei oft von chinesischen Servern aus und werden stetig ausgefeilter.

Die Spionageprogramme werden dabei über die Anhänge von E-Mails an Mitarbeiter der Behörden geschickt und versuchen über vertrauenswürdige Absender wie etwa die Weltgesundheitsorganisation, EU-Behörden oder sogar Kollegen aus Arbeitsgruppen. Haben sich die Schädlinge eingenistet, ermöglichen diese das Nachladen von Schadprogrammen sowie die Fernsteuerung infizierter Computer. Allein 600 Einschleusversuche haben spezielle Viren-Scanner an den beiden zentralen Internetschnittstellen des Computerverbundes IVBB, über den die Systeme des Kanzleramtes mit denen der Bundesministerien verbunden sind, gemessen. Die Anzahl wird als „digitales Dauerfeuer“ beschrieben, zumal mit einer erheblichen Dunkelziffer gerechnet wird.

Eine auffallende Anzahl der Angriffe wurde von deutschen Sicherheitsbehörden auf chinesische Server zurückverfolgt. Zwar kündigte Chinas Premierminister Wen Jiabao bereits 2007 gegenüber der Bundeskanzlerin Angela Merkel an, dass seine Regierung „entschlossene Maßnahmen ergreifen werde, um Hacker-Angriffe zu verhindern“, stattdessen hat sich die Anzahl der Angriffe seitdem gesteigert. Anhaltspunkte auf die tatsächlichen Angreifer bieten die Ziele und Inhalte, die offenbar im Fokus der Angriffe stehen. Zu diesen zählen die Gesprächspunkte für die China-Reise der Bundeskanzlerin, der Besuch des Dalai Lama im Kanzleramt sowie die Menschenrechtsdebatte vor den olympischen Sommerspielen in Peking.

Ob staatliche Stellen in China hinter den Angriffen stehen, kann letztlich nicht nachgewiesen werden. Hans Elmar Remberg, Vizepräsident des Bundesamt für Verfassungsschutz, teilte mit, dass er davon ausgehe, hinter den Angriffen stecken „staatliche Mitarbeiter“ oder „zumindest (…) Leute, die im staatlichen Auftrag gearbeitet haben“. In China existiert allerdings auch eine vitale und patriotische Hacker-Szene, die schon seit Jahren mit einer Vielzahl von Angriffen auf ausländische Internet-Angebote auf sich aufmerksam machte.

Aber nicht nur die deutschen Behörden vermuten Cyber-Spionage-Attacken aus China. Erst vor wenigen Wochen spürten kanadische und britische Forscher das so genannte „Ghostnet“ mit mindestens 1.295 infizierten Systemen in über 100 Ländern auf. Der Ursprung der Attacke soll ebenfalls von chinesischen Servern ausgehen.