Nokia N97 im Test: Smartphone mit veralteter Touchscreen-Technik

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Sasan Abdi
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N97 im Überblick

Optik & Verarbeitung

Der Lieferumfang des N97 fällt etwas umfangreicher aus, als man es sonst gewohnt ist. Neben dem Gerät und dem Akku samt Ladegerät findet der neue Besitzer ein Micro-USB-Datenkabel, ein Reinigungstuch, einen Stift sowie eine DVD und die Bedienungsanleitung vor. Außerdem ist in dem kleinen schwarzen Karton ein Gutschein für 25 Titel aus dem Nokia Music Store sowie eine dreimonatige Lizenz für Nokia Maps enthalten.

Das N97 fällt auch was den internen Speicherplatz anbetrifft ein wenig aus der Rolle: Mit 32 GByte gehört das Gerät zur Spitze im Smartphone-Segment. Deshalb dürfte es für das Gros der Nutzer bei der Inbetriebnahme nicht notwendig sein, eine bis zu 16 GByte große SD-Karte nachzurüsten. Insofern ist der jüngste Nokia-Spross schnell einsatzbereit: Die etwas fummelige rückwärtige Schale entfernen, SIM-Karte und Akku einlegen, fertig.

Nokia N97 schwarz
Nokia N97 schwarz

Optisch wirkt das Gerät weniger klobig als beispielsweise das Touch Pro 2. Dies mag auch an den Maßen liegen, die mit 117 x 55 x 16 (L x B x H in mm) und einem Gewicht von rund 150 Gramm inklusive Akku für diesen Smartphone-Typ moderat und etwas zarter als beim HTC-Konkurrenten ausfallen. Auch die Verarbeitung weiß trotz der nahezu durchgängigen Verwendung von Plastik zu überzeugen, was sich beispielsweise in einem wunderbar leichtgängigen Aufschieben der Tastatur äußert; insgesamt wirkt das N97 stabil und verlässlich. Über das Design kann man dagegen wie so häufig streiten. Zumindest die weiße Variante wirkt durch den Wechsel mit silbernen Elementen subjektiv betrachtet nicht unbedingt elegant (die schwarze dagegen recht passabel, siehe Produktfoto oben), was aber durchaus unterschiedlich wahrgenommen werden kann.

Bedienung & Oberfläche

Beim N97 handelt es sich um ein Slider-Gerät, das sich genauso wie das Touch Pro 2 seitlich aufklappen lässt und bei dem die Anzeige je nach Lage zwischen Hoch- und Querformat wechselt. Die Bedienung erfolgt entweder über das 3,5 Zoll große, ordentlich darstellende Touchdisplay (Auflösung: 640 x 360 Pixel) oder über die heraus geschobene Tastatur, wobei natürlich auch eine kombinierte Bedienung zum Einsatz kommen kann. Weiter vereinfacht wird die Navigation durch einen sich links von der Tastatur befindenden flachen Cursor, mit dem nicht nur gescrollt, sondern auch bestätigt werden kann. Im Zusammenspiel mit den sonstigen Bedienelementen und dem bekannten Home-Button entsteht somit zumindest hardwareseitig eine solide Grundlage für die Bedienung, sodass der Einsatz vom Stylus eigentlich unnötig wird. Allerdings soll an dieser Stelle bemerkt werden, dass sich der Neigungswinkel des N97-Displays nicht händisch verstellen lässt.

Die vollwertige Qwertz-Tastatur fällt mit einer Abmessung von 3 x 8,5 cm ausreichend lang, allerdings nicht sehr hoch aus, was sich darin niederschlägt, dass die mit 5,8 x 6 mm nahezu quadratischen Tasten auf drei Reihen gequetscht sind. Sieht man jedoch von kleineren Mängeln wie der nicht vorhandenen separaten Punkt-Taste (ein Punkt wird derart häufig benötigt, dass der Umweg über eine Extra-Taste unnötig erscheint) und dem etwas komplizierten Markieren mit dem Cursor ab, so kann man den Verantwortlichen bescheinigen, dass das N97 trotz dieser Platznöte mit einem tauglichen Layout daher kommt. Dies lässt sich übrigens im direkten Vergleich zum Touch Pro 2 mit einem weniger schwammigen Druckpunkt belegen, was gerade Vielschreibern entgegen kommen dürfte.

Nokia N97
Nokia N97

Alles super also, in Sachen Bedienung? Nicht ganz, denn an dieser Stelle soll/muss eine – vielleicht gewagte – Kritik am Nokia-Betriebssystem Symbian (S60 Version 5.0) angebracht werden: Das OS scheint nach dem aktuellen Stand trotz einiger Anpassungsarbeiten nicht zu hundert Prozent auf die Bedienung via Touchdisplay ausgelegt zu sein. Wer tief einsteigen will in das System, der wird sich an mancher Stelle über eine nicht immer intuitive Steuerung und Menüführung ärgern, die in ihrer Ausgestaltung eher auf ein hochwertigeres klassisches Handy passt als auf ein modernes Smartphone.

Die grundlegenden Bedienelemente sind von Nokia bekannt: Während ein kurzes Drücken der Home-Taste den Nutzer in eine individuell anpassbare Übersicht bringt, kann durch längeres Drücken der Taskmanager aufgerufen werden. Auf der Home-Übersicht prangen übrigens die neuen Widgets wie zum Beispiel eine RSS-Feed-Anzeige oder eine Facebook-Applikation – maximal sechs können gleichzeitig angezeigt werden. Während einige dieser Anwendungen bereits vorinstalliert sind, können andere über den noch nicht so hervorragend bestückten Nokia-eigenen Ovi-Store bezogen werden.

In dieser Hinsicht präsentiert sich Symbian also mit einer sinnvollen Ergänzung, auch wenn die Oberfläche nahezu gänzlich ohne 3D-Effekte auskommt. Die Kritik an der grundlegenden Bedienung aber bleibt. Warum muss beispielsweise manchmal einmal, an anderer Stelle wiederum zweimal bestätigt werden? Zum Teil ist das Problem jedoch nicht bei Symbian sondern in der technischen Beschaffenheit des N97 zu suchen: Die Bedienung ist wegen der resistiven Touch-Technologie sehr druck- und weniger bewegungsorientiert, was einer intuitiven Navigation im Weg steht. Wo man bei Konkurrenzprodukten dank Multi-Touch und für derlei Zwecke angepasstem Betriebssystem einen Großteil der Navigation über Fingerbewegungen erwirken kann, erweist sich die Oberfläche des N97 auch wegen der fehlenden Multi-Touch-Unterstützung als ein ziemlich starres, vornehmlich auf ein Bestätigen per Fingerdruck ausgelegtes OS, das zumindest im Rahmen unseres Tests nicht immer einen idealen Eindruck machte. Dabei darf allerdings nicht vergessen werden, dass die Multi-Touch-Unterstützung in der Regel an der jeweiligen Software scheitert. Das Problem bleibt somit aber weiter hausgemacht.

Kommunikation

Bei der zur Kommunikation notwendigen Ausstattung lässt sich Nokia erwartungsgemäß nicht lumpen. Neben dem obligatorischen Quadband GSM/GPRS und EDGE bietet das Gerät UMTS, WLAN (802.11 b/g) und Bluetooth inklusive A2DP-Profil zur Übertragung von drahtlosen Stereosignalen, womit man auf alle Eventualitäten eingestellt ist. Einzig die HSDPA-Unterstützung weist mit Phase II (3,6 MBit/s) nicht das absolute Optimum aus, was aber zu verschmerzen ist.