Shattered Horizon im Test: Futuremark will nicht nur Benchmark können

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Sasan Abdi (+1)
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Auf einen Blick

Ein wichtiger Aspekt in der Betrachtung von „Shattered Horizon“ ist, dass es sich hierbei um einen reinen Mehrspieler-Titel handelt. Dadurch entfallen einige Anforderungen, vor allem die an eine detaillierte Ausgestaltung der Handlung (insofern ist auch der Preis von knapp 20 Euro nicht als Überraschung sondern als fair zu bezeichnen). Dies äußert sich darin, dass faktisch auf einen Großteil einer klassischen Inszenierung verzichtet wird. So verwundert es beispielsweise nicht, dass im Spiel keine großartige Einführung in das „wie“ und „warum“ der SH-Welt geboten wird. Es bedarf also schon einer kleinen Internetrecherche und der einen oder anderen eigenen Gedankenkombination um zu verstehen, dass SH in einer nahen Zukunft spielt, in welcher der vom Mensch ausgebeutete Mond explodiert ist und in Form einer Geröll-Halde um die Erde verteilt ein perfektes Umfeld für die Kämpfe der Überlebenden bietet.

Gebäudekomplex auf einem Mond-Teil
Gebäudekomplex auf einem Mond-Teil

Trotz dieser Einschränkung in der Präsentation schaffen die Macher innerhalb des Settings eine wunderbar stimmige Atmosphäre. Die Mehrspieler-Kämpfe finden auf einer von bisher nur vier Karten statt, die allesamt auf versprengten Teilen des Erdtrabanten samt einiger Gebäudekomplexe bzw. auf der halbzerstörten Internationalen Raumstation ISS lokalisiert sind. Maßgeblich verantwortlich für die Funktion dieses Settings ist die Schwerelosigkeit. Zwar mag mancher Server-Admin meinen, dass das Fehlen von Gravitation auch in anderen Online-Shootern keine großartige Sache ist und über ein paar Konsolen-Befehle schnell eingestellt werden kann; indes, die exakte, die Spielatmosphäre und den -rythmus bestimmende Konfiguration mit allem Drum und Dran ist schwer zu implementieren, weswegen SH in dieser Hinsicht besonderes Lob verdient.

Schwerelosigkeit als Feature

Allerdings bringen die ungewöhnlichen Umweltbedingungen in Verbindung mit dem Versuch, das Spiel möglichst einfach zu halten, eine schwierige Zweiteilung zustande. Auf der einen Seite legen die Macher ganz bewusst Wert auf Simplizität: Wer ein riesiges Waffenarsenal samt vielfältiger Funktionen erwartet, ist bei „Shattered Horizon“ an der falschen Adresse. Neben dem Standard-Maschinengewehr, das über eine Nahkampf-Funktion und Zoom verfügt, kann der Spieler auf drei taktische Granaten-Typen zurückgreifen: Die Eis-Granate sorgt mit feinem Staub für Sichtschutz, die EMP-Granate deaktiviert temporär die elektronischen Komponente im Anzug von Gegnern und die MPR-Granate drückt Gegner aus Verschlägen und Deckungen hervor, was sich besonders beim Sichern von Flaggen als nützliches Werkzeug entpuppt. Eine Erwähnung wert ist auch die „Silent Running“-Funktion, bei welcher die Geräuschentwicklung bei der Fortbewegung minimiert wird, was allerdings mit der Abschaltung der meisten HUD-Funktionen einhergeht. Damit ist das zur Verfügung stehende Equipment bereits erschöpfend beschrieben. Ein Inventar und das Aufheben von Munition oder Waffen ist somit unnötig.

Die Wirkung von EMP-Granaten ist nicht zu unterschätzen
Die Wirkung von EMP-Granaten ist nicht zu unterschätzen

In dieser Hinsicht gestaltet sich SH tatsächlich als angenehm unkonventionell und einfach. Anders sieht es bei der Steuerung aus. Diese fällt zwar prinzipiell intuitiv aus, dennoch bedarf es aufgrund der Verhältnisse einiger Zeit, um wirklich flüssig durch die Maps zu gleiten. Mit den WASD-Tasten kann man weitgehend mühelos durch den Orbit navigieren – kleiner Boost inklusive. Zudem besteht die Möglichkeit, sich per gedrückter Shift-Taste auf die nächstbeste Oberfläche zu stellen, was sich gerade im Kampf auf längere Distanz als wertvolles und gut funktionierendes Feature entpuppt. Dennoch: Das Fehlen von Gravitation und das stetige Verschwimmen von oben und unten sorgen dafür, dass gerade in hektischen Kampfsituationen die Übersicht ein wenig leidet. Dies darf jedoch keinesfalls als Kritik verstanden werden. Im Gegenteil, findet sich hier ein Beleg dafür, dass man bei Futuremark tatsächlich eine authentische Umwelt geschaffen hat. Der Punkt ist vielmehr deswegen zu bemerken, weil er dem Prinzip der ultimativen Simplizität in Teilen zuwider läuft, was aber verkraftbar und nach spätestens einer Stunde Spielzeit auch kompensierbar ist.

Abgesehen von der ansprechenden, unkonventionellen Konfiguration und Atmosphäre sowie der eben erwähnten Zweiteilung bietet „Shattered Horizon“ all' das, was einen guten Mehrspieler-Shooter ausmacht. Auf den Maps „Moondust“, „ISS“, „The Arc“ und „Flipside“ können bis zu 32 Spieler in drei Team-Modi gegeneinander antreten: Bei „Assault“ und „Battle“ handelt es sich faktisch um zwei leicht unterschiedliche Capture-The-Flag-Modi, während das klassische Team-Deathmatch unter „Skirmish“ firmiert. In dieser Hinsicht gehen die Macher somit einen eher konventionellen Weg, wobei zu hoffen bleibt, dass die versprochenen weiteren Gratis-Maps (siehe Abschnitt Preis & Verfügbarkeit) tatsächlich kommen werden.