Facebook-Gründer: Weniger Datenschutz sei zeitgemäß

Jirko Alex
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Facebook-Gründer Mark Zuckerberg äußerte sich in einem aktuellen Interview zu den Datenschutzbestimmungen eines der größten sozialen Netzwerke überhaupt. Er bezeichnete dabei auch den Rückgang des Datenschutzes als Reaktion auf die sich verändernde soziale Einstellung der meisten Menschen.

Das soziale Netzwerk Facebook, das nach eigenen Angaben über 350 Millionen registrierte Nutzer umfasst, änderte erst im Dezember des letzten Jahres die Datenschutzrichtlinien. Demnach können die Nutzer des Netzwerks nunmehr darüber bestimmen, welche persönlichen Informationen sowie Fotos oder Statusmeldungen wem zugänglich sind. Unterschieden wird dabei etwa zwischen dem direkten Freundeskreis, Freundes-Freunden sowie dem gesamten Netzwerk. Auch die Einteilung in weitere Gruppen ist möglich. Als Voreinstellung wählte Facebook jedoch, alle Daten öffentlich zugänglich zu machen. Erst wenige Monate davor – zum Jahresanfang 2009 – machte Facebook mit geänderten AGB auf sich aufmerksam. In den neuen Nutzungsbedingungen stand unter anderem, dass Facebook die Daten der eigenen Nutzer für kommerzielle Zwecke verwenden könne, selbst wenn das entsprechende Facebook-Profil gelöscht würde. Nach harscher Kritik der User an den AGB wurden diese zurückgezogen. Datenschutz und Privatsphäre sind jedoch weiterhin ein heikles Thema des sozialen Netzwerkes.

Wie der Facebook-Gründer und größte Anteilseigner Mark Zuckerberg über derlei Dinge denkt, ging nun aus einem etwa sechsminütigen Interview hervor. In diesem erklärte Zuckerberg, dass sich das öffentliche Empfinden darüber, welche Informationen privat und welche öffentlich seien, in den letzten Jahren geändert habe. „Als ich in meinem Zimmer in Harvard mit Facebook begann, fragten sich viele Menschen, warum sie überhaupt Informationen über sich ins Web stellen sollen. [...] Menschen sind einverstanden damit, Informationen über sich mit anderen zu teilen und werden immer offener zu immer mehr Menschen. Die sozialen Normen hier haben sich in der Zeit entwickelt“, so Zuckerberg. Ein verringerter Datenschutz sei demzufolge nur eine Konsequenz sich ändernder gesellschaftlicher Regeln. Facebook sei in diesem Gefüge quasi dazu gezwungen, die Software des sozialen Netzwerks „so anzupassen, dass sie widerspiegelt, wie die sozialen Normen gegenwärtig sind.“ Würde Zuckerberg heute mit Facebook starten, wären alle Informationen direkt per Voreinstellung öffentlich zugänglich, so der Facebook-Gründer.

Für übersteigerte Empörung sorgte unterdessen ein fälschlicherweise Zuckerberg zugeschriebenes Zitat. So überschrieb das Webblog „Read Write Web“ seinen Artikel damit, dass Zuckerberg das Ende des Datenschutzes ausrief. Obwohl man Zuckerberg eine gewisse Sympathie mit dieser Aussage unterstellen könnte, hat er das jedoch nie wörtlich gesagt. Er muss sich allerdings fragen lassen, ob die von ihm proklamierten Änderungen Facebook wirklich zum Handeln zwingen oder gerade ein Resultat der Gepflogenheiten sind, die das soziale Netzwerk seinen Usern immer wieder versucht aufzudrücken. Oft wissen Nutzer nicht, dass sie private Daten jedermann zugänglich machen und was dies für Konsequenzen hat. Wäre ein soziales Netzwerk wirklich sozial, würde es wohl vieles verhindern und nicht fördern.