Gamerheadsets im Test III: Das große Finale mit Mehrkanal-Headsets

 5/7
Jirko Alex
159 Kommentare

Tragekomfort

Der Tragekomfort eines Headsets ist ein elementares Thema, wenn es um die Gesamtqualität des Produktes geht. Denn selbst mit gutem Mikrofon, einer exzellenten Klangdarstellung und einem günstigen Preis kann man nicht punkten, wenn der Kopfhörer bereits nach kurzer Zeit drückt und die Nutzung unangenehm wird. An dieser Stelle sollen daher die wichtigsten Eindrücke festgehalten werden, die sich während der Testphase manifestierten. Wie so oft, kann die persönliche Erfahrung aber von dem hier Beschriebenen abweichen. Das ist schon allein aufgrund der unterschiedlichen Anatomie eines jeden Menschen unausweichlich. Die folgenden Abschnitte sollten daher nur als Richtwert gesehen werden.

Roccat Kave Solid 5.1
Das Roccat Kave Solid 5.1 besitzt sehr große Ohrmuscheln, die für sich genommen kreisrund sind. Die Aussparung für die Ohren ist allerdings oval, weshalb links und rechts vom Außenohr mehr Polsterung aufliegt als über- und unterhalb des Hörorgangs. Der Anpressdruck des Headsets ist dabei relativ hoch, was aber gerade noch gut auf eine große Fläche verteilt wird. Brillenträger dürfte die ausladende und straffe Polsterung allerdings stören und auch auf lange Sicht hin könnte der Tragekomfort höher sein. Dies liegt vor allem auch am hohen Gewicht des Headsets, das mit über 400 Gramm schwer auf dem Haupt liegt. Dadurch kann es auch passieren, dass das Headset leicht verrutscht.

Saitek Cyborg 5.1
Das Saitek Cyborg 5.1 besitzt relativ kleine Ohrmuscheln, die allerdings nicht so konzipiert wurden, dass sie nur auf dem Ohr aufliegen. Die Polsterung der Ohrmuscheln liegt damit in der Regel zumindest teilweise auf dem Ohr auf. Aus akustischer Sicht ist damit keine optimale Abschirmung nach außen gegeben, da eine ausladendere Polsterung mehr Außengeräusche filtern kann. Saitek versucht hier auch nicht, durch einen interessanten Materialcocktail eine ähnliche Dämpfung zu erreichen; mit dem Plastik der Ohrmuschel lassen sich kaum Geräusche vom Ohr fernhalten. Nichtsdestotrotz fällt der Anpressdruck nicht sofort negativ auf. Durch die relativ leichte Gesamtkonstruktion stellt sich beim Tragen ein noch guter Eindruck ein, der allerdings beim Absetzen des Headsets getrübt wird, da die Außenkonturen des Ohrs unter dem Druck des Polsters übermäßig beansprucht wurden.

Speedlink Medusa NX 5.1
Das Speedlink Medusa NX 5.1 besitzt relativ große Ohrmuscheln, die das Ohr gut umschließen und dabei in der Regel nur auf dem Kopf und nicht auf Teilen des Ohres aufliegen. Hinzu kommt ein geringes Gesamtgewicht sowie ein moderater Anpressdruck, womit das Headset insgesamt komfortabel zu tragen ist. Auch der Kopfbügel passt sich der Kopfform gut an und liegt nicht nur an einem Punkt auf dem Schopf auf. Der Kopfhörer ist damit beim Tragen kaum zu spüren.

Tritton AX Pro
Das Tritton AX Pro hinterlässt einen geteilten Eindruck beim Tragen. Die eingangs kritisierten, sehr rechteckig wirkenden Ohrmuscheln stören nicht ganz so, wie vermutet. Das ist zwar kein Plus, aber in Kombination mit einem noch guten Anpressdruck und einer weichen Kopfpolsterung ergibt sich ein zufriedenstellender Eindruck beim Tragen. Der wird allerdings durch das eigenartige Mikrofon wieder zunichte gemacht. Dieses ist vollkommen starr und hängt im rechten Winkel zum Kopfbügel am unteren Ende der linken Ohrmuschel. Dort lässt es sich um die Achse des Klinkenanschlusses, in dem es steckt, drehen. Es ist nicht in der Höhe, Länge oder Form verstellbar und wirkt daher wie ein Fremdkörper vor dem Gesicht. Besser geht es quasi immer.

Klangeindrücke

Saitek Cyborg 5.1

Das Saitek Cyborg 5.1 macht bereits ohne ein anliegendes Signal auf sich aufmerksam, wenn man es aufsetzt. Die relativ günstige Plastikkonstruktion knarzt nämlich deutlich, was auch bei Bewegungen des Kiefers auffällt. Bei der Tonwiedergabe fällt das mitunter nicht so stark ins Gewicht. Wer allerdings voll in die Klangwelten abtauchen will, hat hier ein Problem. Dabei sind die akustischen Fähigkeiten des Headsets durchaus ausgeprägt. Es besitzt eine recht detaillierte, wenn auch im Bass und Mittenbereich nicht überaus ausgeprägte Wiedergabe. Das Gesamtbild ist vergleichsweise homogen, wirkt aber zurückhaltend. Die virtuelle Klangbühne löst sich kaum von den Ohrmuscheln, was insbesondere für ein Mehrkanalheadset unvorteilhaft ist. Der Hochtonbereich ist nicht zu aufdringlich und löst gut auf, speziell in Mittel- und Tieftonpassagen stellt sich aber ein vergleichsweise dumpfer Klang ein. Dieser hemmt auch den Surroundeindruck etwas. Hier kann beim Abspielen von 5.1-Quellen nur eine mäßige Aufwertung erfahren werden, die nicht viel mit echtem Surround-Klang zu tun hat. Die Klangbühne wirkt sehr konfus und Details sind im Raum kaum zu orten. Auch die Platzierung der sechs Kanäle um den Hörer herum gelingt nicht sehr überzeugend. Die Leistung ist angesichts des Preisbereiches allerdings noch okay. Sie gefällt sogar ziemlich gut, wenn etwa das sehr analytische Spiel eines Sennheiser-Headsets nicht gemocht wird.

Das Mikrofon des Saitek Cyborg 5.1 verrichtet hingegen sehr vorbildlich seinen Dienst. Es minimiert Hintergrundgeräusche wahrnehmbar und bildet die Stimme authentisch ab.

Das Speedlink Medusa NX 5.1 hinterlässt beim ersten Hören einen recht homogenen Eindruck. Kein Frequenzbereich wirkt deutlich über- oder unterbetont. Beim genaueren Reinhören offenbaren sich aber auch leichte Schwächen, die vor allem die Detailwiedergabe und den Klangcharakter betreffen. So reicht das Speedlink-Headset nicht an das Auflösungsvermögen des zugegebener Maßen um ein Vielfaches teureren QPAD QH-1339 heran. Ein simples Beispiel belegt diesen Eindruck bereits: Während man mit dem QPAD-Headset selbst beim Musikhören noch jeden noch so kleinen Windows-Sound heraushört, geht dieser bei Speedlink völlig unter. Das mag belanglos wirken, kann aber auch im Spiel von Bedeutung sein, wenn es auf Details ankommt. Ähnlich verhält es sich bei den Klangfarben, die der Speedlink-Kopfhörer liefert. Diese werden mit einem leicht nasalen und etwas dumpfen Klang belegt. So hört sich Marit Larsen in „If a Song could get me to You“ etwas verschnupft an, wenn man mit dem Medusa lauscht. Ein Teil dessen kann aber auch auf eine eher gewollte Mittenbetonung geschoben werden. Immerhin klingt das Speedlink-Headset so nicht nervend. In Spielen wie Counterstrike bekommt man von dieser leichten Verfärbung ohnehin wenig mit.

Der Bassbereich des Speedlink Medusa NX 5.1 ist recht kräftig und wird durch eine Vibrationsfunktion unterstützt, die in ihrer Intensität angepasst werden kann. Es fehlen zu hoher Güte hin jedoch Struktur und Tiefbasspotenzial. Ein Dröhnen stellt sich glücklicherweise nicht ein und angesichts des Preises ist das Gebotene durchaus gut. Der Surroundeindruck des Headsets ist mittelmäßig bis gut. Die Lautsprecher erscheinen vor dem geistigen Auge jedoch nicht unbedingt dort, wo sie hingehören. Der gegenüber Stereoton zusätzliche Center sowie die Rear-Lautsprecher werden eher im Kopf als vor beziehungsweise hinter dem Hörer wahrgenommen. Das Mikrofon verrichtet seinen Dienst anstandslos.

Roccat Kave Solid 5.1

Das Roccat Kave Solid 5.1 fällt direkt beim Aufsetzen durch eine gute Dämpfung der Außengeräusche auf. Dies ist im eigentlichen Sinne keine Klangeigenschaft, trägt aber doch dazu bei, dass der akustische Eindruck verbessert wird. Leider fällt so aber auch direkt auf, dass das Headset ein leises aber deutlich wahrnehmbares Grundrauschen aufweist. Dieses Grundrauschen ist dabei relativ spitz und fällt so stärker auf als dies aufgrund des Pegels notwendig wäre. Beim Hören von Musik, Filmen oder Spielen tritt das Grundrauschen dann in den Hintergrund, fixiert man sich aber darauf, ist es noch heraus zu hören. Das ist vor allem auch deshalb schade, weil sich das Roccat Kave Solid 5.1 sonst kaum Tadel einhandelt. Die Abstimmung ist über alle Frequenzbereiche homogen, wenngleich die Wiedergabe relativ mittenbetont ist. Das Headset driftet damit im Hochtonbereich nicht ins Nervige ab, kann am unteren Ende der Frequenzskala aber auch nicht mit ultra tiefen Bässen punkten. Diese bleiben lediglich sauber, könnten aber mehr Knackigkeit und Struktur vertragen. Angesichts des Preises ist das aber noch verschmerzbar.

Der Surroundeindruck des Roccat Kave Solid 5.1 ist nur mäßig. Es wird gegenüber reinem Stereoton mehr geboten, ob das dann aber wirklich 5.1-Sound ist, darf man bezweifeln. Dafür lassen sich die virtuellen fünf Kanäle zu leicht dort orten, wo sie idealerweise nicht stehen. Die Rears befinden sich vornehmlich seitlich – etwas nach hinten versetzt – neben den Ohren. Die imaginären Front-Lautsprecher befinden sich zwar tatsächlich vor einem, der Center entsteht allerdings mitten im Kopf. Es ergibt sich damit insgesamt eine Art Raumverteilung, die man gut finden kann – ein Mehrkanalsystem ist dem aber überlegen.

Gut schneidet das Mikrofon des Roccat Kave Solid 5.1 ab. Es arbeitet sehr rauscharm und erlaubt eine authentische Aufzeichnung der eigenen Stimme.

Tritton AX Pro

Das Tritton AX Pro besitzt einige interessante Ansätze bei der Konnektivität. Es kann sowohl digital über einen optischen SPDIF-Anschluss als auch analog mit dem PC verbunden werden. Digital können dabei auch Dolby-Digital-Signale an die externe Decoder-Box übermittelt werden. DTS-Streams können allerdings nicht durchgeschliffen werden. Der kleine Kasten erlaubt es zudem, Stereosignale mittels Dolby Prologic auf alle sechs Kanäle hochzurechnen. In unserem Test haben wir all diese Funktionen überprüft. Dabei kann ein durchaus positives Fazit gezogen werden, betrachtet man allein die Funktionen, die das Headset bietet. Das Decodieren eines AC3-Bitstreams (Dolby Digital) funktionierte tadellos. Es ergab sich hierbei ein den Möglichkeiten des Headsets entsprechender Surroundeindruck, der im Folgenden auch noch genauer beschrieben wird. Was allerdings fehlt, sind DTS-Fähigkeiten. Schließt man das Headset an eine DTS- und DD-fähige Soundkarte an, so ist es oft praktischer, den Decoder der Soundkarte zu bemühen. Bei der Wiedergabe von DTS-Bitstreams – die ebenso wie Dolby Digital bei vielen Filmen zur Auswahl stehen – passiert mit dem Tritton-Headset nämlich gar nichts.

Auch die Upmix-Funktion mittels Dolby Prologic funktioniert zwar gut, hört sich aber – abgesehen von der hinzugewonnenen Räumlichkeit – nicht unbedingt besser an. So wirkt die Bühne zerrissen und eigenartig im Raum platziert und die gesamte Wiedergabe ist halliger. Details im Hochtonbereich gehen verloren. Das wird ein Stück weit durch das sich ergebende Mitten-Drin-Gefühl kompensiert, stellt Liebhaber von Musik aber nicht zufrieden. In Filmen und Spielen sollte stattdessen, sofern möglich, immer direkt auf eine Mehrkanalquelle zugegriffen werden.

Was bleibt ist die Anschlussweise über die analoge Steckverbindung. Hier leistet sich das Tritton-Headset keine gravierenden Unzulänglichkeiten. Bei der Wiedergabe stellt sich aber kein überschwenglicher Freudeneindruck ein. So besitzt das Tritton AX Pro einen recht gedeckten Klangcharakter. Die Detailarbeit könnte besser sein und der Bass mehr Struktur vertragen. Die Homogenität ist aber weitgehend gut. Der Surroundeindruck des Headsets ist – unabhängig von der gewählten Art der Zuspielung – nur mittelmäßig. Gefühlt sitzen die Rearspeaker direkt hinter den Ohren während die Fronts virtuell vor dem Kopf entstehen. Mit Rundumklang hat das natürlich wenig zu tun, mehr als ein reiner Stereoeindruck ergibt sich allerdings. Gemessen an den Möglichkeiten, die das Tritton-Headset hätte, werden auch auf klanglicher Seite keine Blumentöpfe gewonnen.