Telekom will Gebühren von Internetfirmen

Andreas Frischholz
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Telekom-Chef René Obermann geht auf Konfrontationskurs zu den Anbietern datenintensiver Web-Dienste. Diese sollen zukünftig für die Nutzung des Telekom-Netzes zur Kasse gebeten werden, forderte er vergangene Woche auf dem Investorentag des Bonner Unternehmens.

Internetunternehmen wie Google oder Apple sollen demzufolge eine Gebühr an den Telekommunikationskonzern entrichten und diesen so an dem Profit beteiligen, den die Unternehmen mit datenintensiven Web-Angeboten über das Netz der Telekom erwirtschaften. Obermann stört sich an der einseitigen Verteilung der Profite, die seiner Ansicht nach bislang allein von den Internetunternehmen eingefahren werden, während die Telekom Milliarden in den Ausbau der Mobilfunk- und Internetnetze investiert. Bis dato betonte Obermann allerdings auch die Bedeutung der Partnerschaft zwischen der Telekom sowie den genannten Unternehmen – die Beziehung bezeichnete er als „co-opetition“, also einer Mischung aus Partnerschaft und Wettbewerb.

Die Telekom steht mit Shops für Musik, Filme und Applikationen im direkten Wettbewerb zu den Branchengrößen, allerdings lässt der Erfolg bislang zu wünschen übrig, die Umsätze liegen unterhalb der Milliardenschwelle. In Anbetracht der aktuell angespannten Lage des Konzerns ist es wenig verwunderlich, dass Obermann nach neuen Einnahmequellen sucht. Gerade im Bezug auf Google dürfte er sich Hoffnungen machen, schließlich genießt der Internetprimus in Deutschland gerade keinen allzu guten Ruf. Auf Widerstand muss Obermann sich aber gefasst machen, da Google kaum dazu bereit sein dürfte, für Angebote wie das Video-Portal YouTube einen regelmäßigen Obolus an die Telekom zu entrichten.

Obermann vertritt jedoch die Ansicht, dass man das Ungleichgewicht ausbalancieren müsse und es sollen die Netzwerke zahlen, welche das Netz am stärksten beanspruchen. Die Höhe der Gebühr richtet sich nach Größe der benötigten Bandbreite sowie der Nutzung und soll neben den gängigen Internetunternehmen auch Filmstudios betreffen, die hochauflösende Videos im Netz vertreiben. Auf Seiten der Internetunternehmen widersetzt man sich seit jeher dieser Argumentation. Nach deren Auffassung sind Netzbetreiber wie die Telekom auf Content-Anbieter angewiesen, um überhaupt die erlösstarken Datenpakete an die Kunden absetzen zu können.

Dem stellt Obermann die Frage entgegen, inwiefern Unternehmen wie Google überhaupt ohne Netzbetreiber existieren könnten. Ähnlich sehen die Gedankenspiele derzeit bei weiteren Netzbetreibern wie der spanischen Telefónica oder Vodafone aus, die ebenfalls bei Internetunternehmen für die Bereitstellung von High-Speed-Anschlüssen abkassieren wollen. Allerdings dürften sich Google und Konsorten die Butter nicht ohne Weiteres vom Brot nehmen lassen und können zudem auf starke Verbündete setzen.

Neben den Auseinandersetzungen auf der wirtschaftlichen Ebene kann Obermann sich auch auf Widerstände aus den politischen Lagern vorbereiten. Verlangt die Telekom Gebühren für Premium-Inhalte, bedeutet das schlicht die unterschiedliche Behandlung verschiedener Web-Inhalte und setzt damit die Netzneutralität außer Kraft. In Deutschland hat dieses Thema außerhalb der IT-Branche noch keine allzu weiten Kreise gezogen, dagegen steht es beispielsweise in den USA wesentlich höher auf der Agenda und die Einhaltung der Netzneutralität hat bereits eine eigene Bewegung gebildet – die mit Barack Obama einen äußerst prominenten Fürsprecher inne hat.

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