iPhone-Veröffentlichung beschert Gizmodo Rechtsstreit

Jirko Alex
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Die Veröffentlichung von Bildern eines angeblichen Prototyps der nächsten iPhone-Generation durch das Technikblog Gizmodo sorgte weltweit für Aufsehen. Obwohl Apple das Gerät mittlerweile zurück erhielt, strengte das Unternehmen einen Rechtsstreit mit dem Blog an. Einer der Redakteure musste das nun am eigenen Leib erfahren.

Jason Chen, der in den letzten Tagen zahlreiche Artikel über das neue iPhone veröffentlichte, bekam die volle Wucht polizeilicher Ermittlungen zu spüren. Eine Spezialeinheit der Polizei durchsuchte Chens Wohnung in dessen Abwesenheit und beschlagnahmte neben vier Computern auch zwei Server sowie Mobiltelefone. Den Behörden sei es um die Sicherstellung von Diebesgut sowie von Informationen gegangen, die mit einer schweren Straftat zusammenhingen. Apple selbst hatte polizeiliche Ermittlungen angestrebt, nachdem ein Mitarbeiter des Unternehmens den angeblichen Prototypen eines iPhones der vierten Generation verlor. Der Finder bot das Gerät verschiedenen Technikblogs an und übergab es – gegen einen „Finderlohn“ von 5.000 US-Dollar – schließlich an Gizmodo. Nach kalifornischem Recht hätte der Finder das Gerät bei Kenntnis allerdings an den rechtmäßigen Besitzer zurückgeben müssen. Auch der Kauf des iPhones durch Gizmodo ist nach Ansicht der Ermittler rechtswidrig, da man sich mit dem Erwerb eines rechtswidrig im Besitz eines anderen befindlichen Objekts ebenfalls strafbar mache.

Gawker Media, der Herausgeber des Technikblogs Gizmodo, intervenierte hingegen gegen das Vorgehen. Das Medienunternehmen beansprucht auch für die Blogger von Gizmodo den Informantenschutz, der für Journalisten gilt. Diese dürfen auch gegenüber Behörden Informationen zurückhalten und sind daher auch vor Hausdurchsuchungen gefeit. Die zuständige Staatsanwaltschaft prüft daher derzeit, ob professionelle Blogger mit Journalisten gleichzustellen sind. Bis zur Klärung dieser Rechtslage werden die beschlagnahmten Geräte von Jason Chen nicht ausgewertet. Unklar ist allerdings weiterhin, was mit dem Finder des iPhones geschehen wird. Dieser soll nach Angaben der Polizei ebenfalls befragt worden sein, Näheres ist hierzu allerdings nicht bekannt.

Das gesamte Vorgehen, über die Rücknahme des gefundenen Gerätes durch Apple sowie die angestrengte polizeiliche Ermittlung, die ebenfalls vom Unternehmen aus Cupertino ausging, dürfte fast ausschließen, dass es sich bei dem Objekt nicht um das nächste iPhone handelt. Ob Apple hierbei allerdings – wie teilweise vermutet – eine virale Marketingkampagne inszeniert oder aber tatsächlich ein Versehen der Auslöser des Tumults ist, wird wohl bis auf weiteres ungeklärt bleiben. In jedem Fall erfährt Apple erneut schon Wochen vor der vermuteten offiziellen Produktankündigung viel Medienaufmerksamkeit.

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  • Jirko Alex E-Mail
    … schreibt auf ComputerBase zu den Schwerpunkten Multimedia, PC-Audio und Streaming.
Quelle: gizmodo

Ergänzungen aus der Community

  • Wintermute 28.04.2010 17:23
    Die Ermittlungen sind noch nicht mal angelaufen, die Lage ist völlig unklar, alle Informationen kamen bisher nur aus zweiter Hand - und ihr seid euch sicher, dass "die Konzerne" (oder "die Amis") wieder schuld sind und in diesem Falle Apple "mal wieder erbärmlich" ist.

    Glaubt ihr alles, was "das Internet" sagt?
    Oder ist es nur praktisch, dass die eigene Meinung unterstützt wird? Dann muss auch nichts hinterfragen, warum auch? Wenn alle so denken würden, dann wäre es mit unserem Rechtsstaat nicht weit her, also seid lieber froh, dass die Aktion genau geprüft wird.

    Woher will man denn wissen, dass das Gerät nicht wirklich abhanden kam? Es passieren viele sehr dämliche Dinge auf der Welt ... fürs Protokoll: Ich glaube an diesen Zufall auch nicht, aber das sei mal dahingestellt. Es geht eher um die grundsätzliche Betrachtungsweise der Dinge.

    Der Finder gab das Gerät nicht zurück, sondern wollte sich selbst bereichern. Auch das kann man aus der Meldung herauslesen. Stört aber keinen, geht ja nicht um die Guten, sondern Apple/EA/MS/etc. ... waren die geschädigten. :rolleyes:

    Gizmodo kaufte das Ding anscheinend noch, obwohl klar war, dass es gegen das gängige Recht verstößt. Auch wurscht, hauptsache reißerische Story. Egal ob fingiert oder nicht: Die Konsequenzen waren allen Beteiligten klar. Nun hier das ein oder andere Unschuldslamm heraus kristallisieren zu wollen ist ziemlich schäbiger Opportunismus - genau wie die Aktion von Gizmondo. Ich hätte zwar nicht anders gehandelt, die Story ist es wert, allerdings muss man sich eben auch etwaiger Konsequenzen bewusst sein und dann nicht laut rumweinen.
  • Moritz Fiege 28.04.2010 19:27
    Hi erstmal, liebes forum!


    Ich hoffe zwar, dass der kerl milde erfährt, aber rechtlich ist das ein ganz normaler vorgang.
    Hehlerware gekauft, veröffentlicht und dafür eine anzeige kassiert.
    Das ist selbst bei viel kleineren unternehmen als Apple üblich.
    Wenn man ein fremdes handy findet, darf man es ja auch nicht einfach behalten und verkaufen.

    Einige sind empört darüber, dass Apple hier klagt bzw. seine produkte vor wie nach der veröffentlichung weitgehend verschlossen hält.
    Diese tendenz findet sich jedoch in anderen unternehmen genauso.

    Unterm strich tut mir Gizmodo leid. Aber er hätte sich auch denken können, dass es so kommt.


    edit: sorry, war afk beim schreiben und in der zeit haben meine vorschreiber schon etwas vorweggenommen.