„Sandy Bridge“: Schneller vor allem dank Takt & Turbo?

Volker Rißka
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Die Werbetrommel, die Intel aktuell für „Sandy Bridge“ rührt, ist gewaltig. Dabei kommen Prozessoren auf Basis der neuen Architektur erst im kommenden Jahr in den Handel, dessen größter Bonus die neue Grafikeinheit ist. Die reine CPU-Leistung legt vor allem dank deutlich gesteigertem Takt und viel aggressiverem Turbo zu.

Da Intel in den eigenen Veranstaltungen natürlich nur die Rosinen heraus pickt und massive Steigerungen in eben den ausgesuchten Tests verspricht, fällt die reale Einschätzung zur Leistung der Prozessoren weiter nicht wirklich leicht. Dieses Prozedere ist aber kein Unbekanntes, bereits in der Vergangenheit wurde es des Öfteren von praktisch jeder Firma so gehandhabt.

„Sandy Bridge“-Wafer
„Sandy Bridge“-Wafer

Ein unabhängiger Blick hinter die Kulissen ist aktuell schwer möglich. Uns sind im Rahmen des IDF einige interne Benchmarks zugespielt worden, die den Vergleich mit preislich ähnlich gelagerten Modellen suchen. Dabei fällt aber stets auf, dass der Taktunterschied massiv ist, oder eben Vier-Kern-Prozessoren mit Zwei-Kern-Ablegern verglichen werden. Dies ist in einigen Bereichen aber auch gewollt, denn die aktuellen Core i5 setzen bekanntlich überwiegend auf zwei Kerne/vier Threads, werden in Kürze aber durch preisgleiche Core i5 mit vier Kernen/vier Threads ersetzt. Und da Hyper-Threading maximal 30 Prozent zusätzliche Leistung bringt, werden zwei reale Kerne im Idealfall die fehlenden 70 Prozent auffüllen. Doch es gibt auch Segmente, in denen sich Prozessoren mit gleichen Kern- und Thread-Vorzeichen begegnen und selbst beim Takt ähnlich gelagert sind.

„Sandy Bridge“-Desktop-Chip
„Sandy Bridge“-Desktop-Chip
„Sandy Bridge“-Desktop-Chip
„Sandy Bridge“-Desktop-Chip
„Sandy Bridge“-Notebook-Chip
„Sandy Bridge“-Notebook-Chip
„Sandy Bridge“-Notebook-Chip
„Sandy Bridge“-Notebook-Chip

Wir haben bereits in der Vergangenheit eben genau diesen Umstand auch untersucht: Was leistet ein Nachfolger bei genau gleichem Takt, identischer Anzahl von Kernen und Threads und ohne zusätzliche Features gegenüber dem Vorgänger? Dabei hatten wir unter anderem beim Phenom II X4 festgestellt, dass dieser gegenüber dem alten Phenom bei gleichem Takt nur minimal zulegen konnte. Erst der Takt war es, der ihm den nötigen Schwung brachte.

Bei „Sandy Bridge“ dürfte diese Differenz schon etwas größer werden, aber letztendlich wird es auch der hier und da gegenüber der aktuellen Generation um mehr als 400 MHz gesteigerte Takt sein, der zusammen mit dem völlig überarbeiteten Turbo für die gewisse Leistungssteigerung sorgt. Ein Benchmark im Forum von Coolaler zeigt dies bereits zum Teil: Ein 3 GHz schneller „Sandy Bridge“ mit vier Kernen und acht Threads agiert im aktuellen Cinebench 11.5 auf der Höhe eines Core i7-960. Dieser Ableger eines Server-Prozessors wiederum ist im Mittel unserer Tests genau so schnell wie der direkt auf den Desktop-Markt zielende „Lynnfield“ mit 2,93 GHz – der Core i7-870. Folglich ein Patt bei gleichem Takt?

„Sandy Bridge“ in Cinebench 11.5
„Sandy Bridge“ in Cinebench 11.5

Eine eher geringe Steigerung bei gleichem Takt in einem umfangreichen Testfeld scheint nicht so unwahrscheinlich. Aber dann kommen eben die Zusätze ins Spiel, von denen sich Intel mit der neuen Architektur eine Menge hat einfallen lassen. Dank optimierter 32-nm-Fertigung und der Zusammenlegung von Grafik und Prozessor wird der Takt in allen Bereichen bereits ab Werk deutlich gesteigert. Zusätzlich kommt neben den zusätzlichen Instruktionen ein äußerst potenter Turbo 2.0 zum Einsatz, der fast durchweg alle Kerne ansteuert. Wird die integrierte GPU nicht genutzt und stattdessen eine diskrete Karte verbaut, dürfte der Turbo wohl fast ständig am Limit laufen, da die frei gewordenen, ehemals geteilten Ressourcen fortan allein der CPU zur Verfügung stehen.

Der neue Turbo-Modus kann dabei den Prozessor für kurze Zeit sogar oberhalb der TDP agieren lassen, beispielsweise wenn der PC aus dem Ruhezustand direkt eine Anwendung starten soll. Denn die TDP definiert wie eh und je die Kühlleistung, die benötigt wird, um den Prozessor im Arbeitseinsatz zu halten. Die geringe Temperatur der CPU und damit auch des Kühlers im Schlafzustand soll eben den großen Sprung für maximal die ersten 25 Sekunden ermöglichen, bis sich beide bei längerem Einsatz einem definierten Wert nähern, so dass sich die CPU bei einem bestimmten Takt eben genau an der Grenze der TDP einpendelt.

Wie bisher auch werden die neuen Prozessoren unterschiedlich stark an den Turbo gekoppelt sein. Ist die Güte der Chips eines Wafers entsprechend hoch – und damit auch der Preis –, wird der Turbo stärker agieren, wie es auch aktuell der Fall ist. Bei kleineren CPUs, etwa den Core i3, denen bereits die „AES-NI“-Unterstützung fehlt, wird der bislang hoch gelobte Turbo 2.0 für den Prozessor zudem gar nicht erst vorhanden sein. Wie hoch die Mehrleistung des neuen Core i3 gegenüber den alten Core i3 im reinen Prozessortest ohne den Grafikteil ist, dürfte am ehesten zeigen, was sich in dieser Disziplin wirklich unter der Haube von „Sandy Bridge“ getan hat.