Amazons „Cyber Monday“ sorgt für Frust

Update Patrick Bellmer
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Schon vor einigen Tagen begann die deutsche Amazon-Tochter mit der Werbung für den „Cyber Monday“, einer in den USA schon fast traditionellen Rabatt-Aktion zu Beginn des Weihnachtsgeschäftes. Für Deutschland verspricht – noch läuft die Aktion – Amazon Preisermäßigungen von bis zu 80 Prozent.

Das Prinzip ist relativ einfach: Besucher der Amazon-Homepage konnten im Vorfeld aus verschiedenen Kategorien Artikel vorschlagen, aus denen der Online-Händler dann eine Auswahl traf. Ab Mitternacht konnte dann eingesehen werden, wann welcher Artikel für die Dauer von zwei Stunden rabattiert wird. Den Start machten um 10 Uhr unter anderem ein Router und eine Digital-Kamera, im weiteren Verlauf des Tages standen dann Beamer, ein Fernseher und eine Konsole zur Verfügung.

Doch schon kurz nach dem Start der Aktion um 10 Uhr machte sich erster Frust breit, schon wenige Sekunden nach dem Beginn der ersten Runde waren alle Artikel ausverkauft. Aber selbst diejenigen, die eine Erfolgsmeldung erhielten, konnten sich nicht immer freuen. Denn in einigen Fällen wurde statt des gewünschten Artikels ein anderer in den Warenkorb gelegt.

Spätestens ab der dritten Runde um 14 Uhr zog die Kritik an der Verkaufs-Aktion deutlich an, zu diesem Zeitpunkt waren unter anderem sowohl der Fernseher als auch die Konsole in Sekundenbruchteilen vergriffen. In diversen Foren-Beiträgen äußerten sich leer ausgegangene Interessenten sehr negativ über die Aktion, unter anderem war von Problemen mit bestimmten Browsern die Rede. Aber auch Vermutungen, dass einige Kunden mit Hilfe von speziellen Skripten schneller als andere waren, machten und machen die Runde. Auch um 16 Uhr, und vor wenigen Augenblicken um 18 Uhr zur besten Feierabendzeit, bestätigte sich das Bild.

Schon im Vorfeld musste man davon ausgehen, dass die Nachfrage das Angebot weit übersteigen würde, Teile der auch auf den Seiten von Amazon geäußerten Kritik sind deshalb überzogen. Trotzdem muss sich das Unternehmen vermutlich einige Fragen gefallen lassen. Gegenüber der Augsburger Allgemeinen äußerte sich die für die Verbraucherzentrale Bayern tätige Juristin Petra von Rhein: „Das könnte unlauterer Wettbewerb sein. Es kann nicht sein, dass es um zwölf Uhr losgeht und schon alles weg ist.“. Zur letzten Aktion um 18 Uhr waren beispielsweise die Camcorder in nicht einmal einer Sekunde weg, einige andere Produkte „erst“ nach einer halben Minute.

Im Internet ist mittlerweile von „Lockangeboten“ die Rede, vollkommen aus der Luft gegriffen wirken diese Vermutungen angesichts der direkten Werbung für andere Amazon-Produkte nicht, wie ein Zitat der Augsburger Allgemeinen von Amazon zeigt:

Wir freuen uns für alle die Kunden, die heute eines der heiß begehrten Produkte erwerben. Wir haben für die von unseren Kunden gewünschten Produkte am Cyber Monday die bestmöglichen Rabatte realisiert und bieten diese in größtmöglicher Anzahl an. Da viele tausende Kunden die Angebote direkt in den ersten Sekunden zum Start der jeweiligen Aktionen wahrnehmen und kaufen, sind die Produkte erwartungsgemäß sehr schnell vergriffen. Mit dem unlimitierten Angebot des Amazon MP3 Shops, bei dem mehr als 14 Millionen MP3 Tracks für vier Stunden um 50% reduziert wurden, wollen wir jedem die Chance geben, von den Cyber Monday Deals zu profitieren.

Augsburger Allgemeine zitiert Amazon:

Ob die jeweiligen Stückzahlen aber wirklich ausreichend hoch waren, wird von vielen bezweifelt. Laut Petra von Rhein müsse der Anbieter eine ausreichend hohe Menge auf Lager haben, ansonsten seien Abmahnungen denkbar.

Update

Nachdem sich gestern bereits die Verbraucherzentrale Bayern zu Wort gemeldet hatte und davon sprach, dass es sich um unlauteren Wettbewerb gehandelt haben könnte, geht der Dachverband der deutschen Verbraucherzentralen – VZBV – nun einen Schritt weiter. Gegenüber Golem.de erklärte Kerstin Hoppe vom VZBV, dass es sich nach Ansicht ihres Verbandes um Lockvogel-Angebote gehandelt habe. Hoppe erklärte weiter, dass der Gesetzgeber die Vorgehensweise gegen solche Angebote erschwert habe. Und da es eine vergleichbare Aktion in Deutschland noch nicht gegeben hätte, könnte Amazon sich mit dem Argument „man hätte nicht mit einem solchen Ansturm gerechnet“ herausreden.

Ob die sehr hohe Anzahl an Interessierten aber wirklich für den Online-Händler überraschend war, kann bezweifelt werden. Denn auch in anderen Ländern führte Amazon vergleichbare Aktionen bereits aus, unter anderem in den USA und England. Laut Kerstin Hoppe sind auch die Hinweise auf die kurze Gültigkeit der Angebote und die sehr geringe Stückzahl nicht ausreichend: „Dazu gibt es gerichtliche Entscheidungen“. Laut ZDnet.de standen lediglich 40 vergünstigte PlayStation 3 zur Verfügung, die Konsole war für kurze Zeit statt für 299,99 Euro für 177,77 Euro zu haben

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