Fußball Manager 11 im Test: Kleine Änderungen mit großem Effekt

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Sasan Abdi
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FM 11 auf einen Blick

An den Grundpfeilern von „Fußball Manager“ wird in diesem Jahr erwartungsgemäß erneut nicht gerüttelt. Dementsprechend gilt es auch in der Jubiläumsausgabe, den Fußball-Verein der eigenen Wahl dank eines klugen Managements zu neuen Siegen und Trophäen zu führen.

Wie gehabt stehen dabei grundsätzlich drei Wege zur Verfügung. Wer es möglichst realistisch mag, lässt sich vom System drei Vereine vorschlagen, die dann als Basis für eine hoffentlich erfolgreiche Manager-Laufbahn dienen. Bei dieser Variante kann es gut passieren, dass man in der dritten Liga landet und plötzlich eine Mannschaft leiten muss, von der man im besten Falle schon einmal gehört hat, deren Spieler einem aber völlig unbekannt sind. Wer auf derlei Überraschungen bzw. Herausforderungen keine Lust hat, der wählt gleich zu Beginn seinen favorisierten Club aus und kann so gegebenenfalls von der ersten Minute über einen Kader wie den von Bayern München oder Real Madrid verfügen. Der dritte Weg ist dagegen für Individualisten bestimmt: Hier erstellt man einen eigenen Verein mit allem drum und dran – klar, dass ein solcher Trainer umso stolzer ist, wenn die Mannschaft den Aufstieg schafft oder gar die Meisterschaft gewinnt.

In allen drei Fällen gilt, dass man die Manager-Inhalte bei Bedarf auch um „Reallife“-Inhalte erweitern kann. Wer möchte, spielt nebenbei im weiterhin sehr rudimentären privaten Modus das Leben des virtuellen Managers mit – Partnersuche, Hauskauf und Golf-Training zum Zwecke des Networkings im Verein inklusive.

Auch nach dem Start hat sich nichts geändert: Angenehmer Weise lassen sich die Schwierigkeitsgrade nach wie vor für die unterschiedlichen Bereich separat einstellen, was für Kenner des Spiels eine sinnvolle Justierung ermöglicht – Neulinge können getrost alle Boxen auf „Leicht“ stellen und sollten so eine passable erste Saison spielen können.

„Fußball Manager 11“ – Charaktereditor
„Fußball Manager 11“ – Charaktereditor

Auch der Charaktereditor, mit dem das virtuelle Ebenbild des Hobby-Managers erstellt werden kann, bietet dieselben Funktionen wie im Vorgänger-Titel, was bedeutet, dass die Möglichkeiten in dieser Hinsicht nach wie vor ziemlich eingeschränkt ausfallen.

Sodann steht der Saisonvorbereitung nichts mehr im Wege. Dies bedeutet, dass der Spieler erwartungsgemäß mit einer Fülle von Aufgaben konfrontiert wird, denn der „Fußball Manager“ erfüllt glücklicherweise sowohl die Aufgaben eines Trainers als auch die eines Managers. Dementsprechend wollen Budgets verhandelt, Saisonziele definiert, Spieler-Verträge verlängert, Trainingspläne und -ziele erstellt bzw. festgelegt, ein Trainingslager geplant, Transfers getätigt, Mitarbeiter eingestellt und Banden und Merchandise vermarktet werden.

Wem das Ganze zu schnell über den Kopf wächst, der kann nach wie vor Aufgaben an die verschiedenen Mitarbeiter wie Co-Trainer, PR-Manager oder Geschäftsführer abgeben – eine sinnvolle Möglichkeit, die vor allem Einsteiger zu Beginn nennenswert entlastet.

Bis hierher hat man es eigentlich nahezu eins zu eins mit den Inhalten aus „Fußball Manager 10“ zu tun. Wo genau finden sich also die Neuerungen?

Der neue Taktik-Bereich vergrößert die Spieltiefe
Der neue Taktik-Bereich vergrößert die Spieltiefe

Diese halten sich – wie bereits angesprochen in Grenzen –, fallen prinzipiell aber sinnvoll aus. Aus unserer Sicht am wichtigsten ist mit Sicherheit der neue, überraschend tiefe Taktik-Bereich. Hier kann man sowohl für das Team als auch für einzelne Spieler diverse Verhaltensweisen festlegen: Soll ein Arjen Robben verstärkt auf Kurzpassspiel und Dribblings setzen? Hier lässt sich das Vorgehen vorab und bei Bedarf für jedes Spiel definieren.

Außerdem erwähnenswert ist, dass das Stärke- und Moralsystem überarbeitet wurde. Letzteres hängt nun noch enger mit der Stimmung im Team und den jeweiligen (Miss-)Erfolgen zusammen, sodass dem berühmten persönlichen Gespräch in „Fußball Manager 11“ eine noch größere Rolle zukommt. Das Stärkesystem wurde flexibilisiert und hängt nun nicht mehr so starr mit den individuellen Fähigkeiten eines Spielers zusammen. Aus diesem Grund ist es durch Spielpraxis deutlich einfacher geworden, die Kicker auf neuen Positionen einzusetzen, was zur Folge hat, dass der Co-Trainer einen Hamit Altintop schon mal als rechten Verteidiger auflaufen lassen möchte.

Das persönliche Gespräch ist wichtiger denn je
Das persönliche Gespräch ist wichtiger denn je

Auch der Transfermarkt hat von den Machern ein wenig Zuwendung erfahren. Gerade bei Top-Verkäufen vor Saisonbeginn kommt deswegen deutlich mehr Atmosphäre und Spannung auf: Die Spieler äußern konkreter ihre Bedingungen und Wünsche, sodass ein Veteran wie Gary Neville sich höchstens einen Zwei-Jahres-Vertrag aufbrummen lassen will. Neben jeder Menge Geld kann man nun auch auf Gespräche, beispielsweise mit Journalisten, zugreifen. So kann es durchaus hilfreich sein, wenn man öffentlich die Vorzüge von Kicker X lobt, auch wenn dies eventuell den Preis ein wenig treibt.

Vor dem Hintergrund der WM in Südafrika bietet „Fußball Manager 11“ außerdem die Möglichkeit, parallel zum Verein oder aber hauptberuflich eine Nationalmannschaft beim Turnier der Turniere zu managen. Die Spiel-Mechanik ist hier nahezu identisch, das Engagement nach der WM beendet. Für echte Fußball-Freunde findet sich hier aber in jedem Fall ein nettes Gimmick.

Auch beim weiterhin etwas zu dünnen Online-Mehrspieler-Modus wurde Hand angelegt. Neben einem neuen Jugendspieler-Draft können nun auch Aktionskarten verwendet werden, mit denen man kurzfristig auf das Spielgeschehen Einfluss nehmen kann. Hinzu kommt eine erweiterte Geldquelle in Form von immer neuen Sponsorenaufgaben. Dies ändert aber nichts daran, dass der Modus nur eine kleine Zugabe bleibt – ein wirklich relevantes Kaufkriterium sieht anders aus.

Neu ist letztendlich vor allem auch, dass die Spieler plötzlich auf einige Bezahlinhalte zugreifen können. Ein weiteres nettes, aber dafür kostenpflichtiges Gimmick stellt beispielsweise „Live Season“ dar. Hier erhält der Spieler wöchentlich aktuelle Saisondaten, sodass die Entscheidungsbasis jeweils mit der Realität übereinstimmt. Die Güte des Services haben wir nicht explizit getestet – laut diversen Einträgen in einschlägigen Foren ist die Aktualität allerdings nicht erstklassig. Ebenfalls kostenpflichtig ist die „Team Control“-Funktion, mit der man seine Mannschaft im 3D-Modus selber steuern darf. Besitzer von „FIFA 11“ (PC) kommen immerhin kostenlos in diesen Genuss. Und auch im eben erwähnten, nach wie vor sehr schlanken Online-Mehrspieler-Modus kann man sich gegen Bares einen Premium Account besorgen, der unter anderem weitere Funktionen wie einen Avatar-Editor und erweiterte Statistiken bietet.

Grafisch hat sich nicht allzu viel getan. Von ein paar neuen Menüpunkten abgesehen, hat man es visuell mit der Umsetzung aus dem Vorjahr zu tun. Spiele können also nach wie vor im mäßigen 3D- oder im für die meisten Spieler sinnvolleren Textmodus begleitet werden.

„Fußball Manager 11“ – 3D Modus
„Fußball Manager 11“ – 3D Modus

Grundsätzlich präsentiert sich „Fußball Manager 11“ technisch übrigens wieder auf einem soliden Niveau – andauernde Abstürze, Darstellungsprobleme oder grobe inhaltliche Schnitzer gibt es also nicht zu beklagen. Wirklich ärgerlich ist aber, dass nach wie vor einige Bugs vorhanden sind, die sich teilweise über Jahre in die Serie eingefressen haben und offenbar auch im Jubiläumsjahr nicht ausgemerzt wurden. Dazu zählt ein in Teilen nicht nachvollziehbares Notensystem, mit dem die Leistung der Mannschaftsmitglieder bewertet wird; dazu zählen aber auch nicht-sichtbare oder sich mehrfach wiederholende Interviewfragen nach bzw. vor Spielen. Und auch am teilweise kaum erträglichen Gekicke im 3D-Modus wurde nicht geschraubt – das zigmalige Hin- und Herpassen des Balles zwischen zwei Spielern gehört also auch mit „Fußball Manager 11“ längst nicht der Vergangenheit an.

In dieser Hinsicht besonders ärgerlich war für uns, dass ein durchaus gravierender Bug aus „Fußball Manager 10“ ganz offensichtlich immer noch vorhanden ist: Unsere erste Saison mit dem FC St. Pauli endete zur Winterpause, da von insgesamt fünf Spielständen drei nicht geladen werden konnten. Einen entsprechenden Versuch bestrafte das Spiel mit einem Crash-to-Desktop – ein unmöglicher, offenbar auch andere Spieler betreffender Zustand, der insbesondere bei noch weiter fortgeschrittenen Spielverläufen für extreme Unzufriedenheit sorgen dürfte. Hier herrscht für den ersten Patch-Release Handlungsbedarf!

25 Jahre ComputerBase!
Im Podcast erinnern sich Frank, Steffen und Jan daran, wie im Jahr 1999 alles begann.