BlackBerry Torch 9800 im Test: Klare Zielgruppe: Geschäftskunden

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Sasan Abdi
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Multimedia

Neben der bereits behandelten visuellen und strukturellen Überarbeitung stellt das neue BlackBerry OS 6 insbesondere den Versuch dar, die Plattform in puncto Multimedia auf den Stand der Zeit zu bringen. Dementsprechend betreffen viele konkrete Veränderungen bzw. Neuerungen genau diesen Bereich.

Bemerkbar macht sich dies beispielsweise bei den Fotos. Hier haben einige neue Einstellungs- und Effekt-Modi wie eine automatische Gesichtserkennung und unterschiedliche Szene-Voreinstellungen Einzug gehalten. Der in dieser Hinsicht vielleicht wichtigste Aspekt ist in der vom automatisch nachstellenden Autofokus mit bedingten Arbeitsgeschwindigkeit zu finden: Fotos können ohne mehrfaches Drücken des Auslösers und dank schnellem Abspeichern in flinker Reihenfolge hintereinander weg geschossen werden. Die Qualität der von der 5-Megapixel-Kamera geschossenen Fotos bewegt sich dabei auf einem überraschend hohen Niveau. Zwar darf man insbesondere bei schlechten Lichtverhältnissen trotz LED-Blitz bestenfalls Schnappschüsse erwarten – unter dem Durchschnitt ist das Gebotene insbesondere bei Tage entgegen unserer ersten Befürchtung aber keinesfalls. Videos werden übrigens in mäßiger VGA-Qualität aufgenommen – schade, dass RIM die Multimedia-Offensive nicht auch an dieser Stelle fortführt und dem 9800 auf Basis einer potenteren Hardware-Ausstattung die Aufnahme von Videos in bis zu 720p spendiert.

Ordentliche Qualität: Bei den Fotos überrascht der Testkandidat

Zu den weiteren nennenswerten inhaltlichen Neuerungen von BlackBerry OS 6 ist insbesondere der überarbeitete Webkit-Browser zu zählen. Statt eine bahnbrechende Neu-Kreation abzuliefern, hieven die Verantwortlichen die Plattform auf den gängigen Standard, denn endlich stellt das Surfen nicht mehr eines der großen Mankos der BlackBerrys dar. Dank einiger Entwicklungsarbeit lädt der Browser des 9800 Webseiten wie die Mobi-Variante von ComputerBase in annehmbaren 6 Sekunden, sodass die Zeiten, in denen eine komplexere Webseite gut und gerne 30 Sekunden Ladezeit in Anspruch nahm, nunmehr auch auf RIM-Geräten der Vergangenheit angehört. Auch Darstellung und Handhabbarkeit fallen dank Multi-Tab- und HTML-5-Unterstützung (Flash wird (noch?) nicht unterstützt), Pinch-to-Zoom, der automatischen Anpassung von Inhalten an die Display-Breite sowie ein einfaches Bookmarking und Favoriten-Sharing deutlich besser aus als noch in den Vorgänger-Versionen. Die bis dato größte Schwäche von BlackBerrys gehört mit OS 6 auf dem Torch 9800 somit eindeutig der Vergangenheit an.

Dass das neue OS 6 einige Defizite im Bereich „Multimedia“ beseitigen soll, wird auch bei der Betrachtung der Aspekte „Musik“ und „Video“ deutlich. Auch an dieser Stelle wurden einige Ressourcen investiert, um die Plattform insbesondere visuell und strukturell attraktiver zu gestalten. So kann man auf dem Torch 9800 einen ansehnlichen Coverflow betrachten, wobei per Fingerwisch durch die kommenden und bereits abgespielten Tracks gescrollt werden kann. Auch der Videoplayer hat ein visuelles Update erfahren, sodass beispielsweise automatisch Vorschaubilder erstellt werden – die etwas biedere Darstellung der Vorgänger-Version wird somit auch an dieser Stelle gekonnt aufgebrochen.

Grundsätzlich gilt auf dieser Basis für alle Medien-Junkies, dass das 9800 dank ordentlicher Codec-Unterstützung und 3,5mm-Klinkenstecker ohne Probleme als MP3-Player verwendet werden kann. Aufgrund der mäßigen Auflösung und Display-Größe fällt der Videokonsum dagegen nicht berauschend aus – für den Nebenbei-Genuss reicht das Gebotene aber auch in diesem Fall allemal.

Die weiterhin zentrale Funktion eines BlackBerrys ist auch im Falle des Torch 9800 der Empfang und Versand von E-Mails. Natürlich arbeitet auch das neue Gerät sowohl mit dem für Unternehmen interessanten BlackBerry Enterprise Server (BES) als auch mit dem für Privatkunden relevanten BlackBerry Internet Service (BIS). Im Rahmen von ersterem werden E-Mails über Microsoft Exchange, IBM Lotus Domino oder Novell GroupWise auf das Gerät gepusht, wobei mit BES Express eine für kleine Unternehmen interessante Variante geschaffen wurde. Über BIS können Privatkunden – einen entsprechenden Tarif bei einem der einschlägigen Provider vorausgesetzt – bis zu zehn POP3- oder IMAP4-Konten auf das Torch 9800 weiterleiten lassen. Dies geschieht in der Praxis unserer Erfahrung nach erwartungsgemäß problemlos: Im Rahmen unseres rund zweiwöchigen Tests wurden Nachrichten bei vorhandener UMTS-Verbindung über den BIS von o2 mit einer Verzögerung von maximal fünf Minuten gepusht, was einen absolut vertretbaren Wert darstellt.

Die weitere App-Ausstattung fällt auf dem Torch 9800 von Werk konventionell und somit völlig ausreichend aus. Neben den gängigen Social-Network- und einem YouTube-Client verfügt das Gerät dank BlackBerry OS 6 über eine sogenannte „Social Feeds“-Anwendung, in der alle Status-Updates aus den besagten Netzwerken sowie bei Bedarf beliebige RSS-Feeds gebündelt werden können. Hinzu kommt neben dritten IM-Anwendungen der BlackBerry Messenger; alle Podcast-Liebhaber wird zudem freuen, dass auch für diesen Medientyp ein eigener Client Einzug gefunden hat. Zur weiteren Ausstattung gehört ein Application Manager, mit dem sich die Anwendungen und ihre Ressourcen-Anforderungen administrieren lassen sowie Standard-Programme wie ein Taschenrechner, ein Notizbuch und das Spiel BrickBreaker. Natürlich kann auch in diesem Fall über die BlackBerry App World nachgerüstet werden, die mittlerweile rund 10.000 Anwendungen bereit hält. Das Gebotene bewegt sich dabei auf durchschnittlichem Niveau, wobei lohnende Downloads in der Regel etwas kosten. Löblich ist, dass Einkäufe über die Provider-Rechnung beglichen und einmal gekaufte Programme bei Geräte-Wechsel dank BlackBerry ID problemlos mitgenommen werden können. Ein Export von heruntergeladenen Apps auf eine SD-Karte ist hier anders als bei Android aber leider nicht möglich.

Zur Synchronisation kann die ebenfalls neue und trotz optischer Überarbeitung nach wie vor sehr übersichtliche und komfortable BlackBerry-Desktop-Software in der Version 6 genutzt werden, mit der E-Mail-Konten, Medien-Dateien und Kalender mit einem PC oder Mac abgeglichen werden können. Musikdateien können nun erstmals sogar über WLAN synchronisiert werden. Abgesehen davon wird das Gerät aber auch als Wechseldatenträger erkannt, sodass auch klassisch mit Drag & Drop gearbeitet werden kann.

Kommunikation

Bei der Kommunikationsausstattung bekommt man mit dem Torch 9800 nahezu den State-of-the-Art geliefert. Dank UMTS (HSDPA / HSUPA) arbeitet man mobil mit theoretisch bis zu 7.2 Mbit/s im Download und 2 Mbit/s im Upload. Zur weiteren Ausstattung gehören das schnelle WLAN (802.11 b/g/n) sowie Bluetooth 2.1.

Laufzeiten

RIM verspricht für das Torch 9800 vergleichsweise realistische Gesprächszeiten von fünfeinhalb Stunden sowie eine Standby-Zeit im Bereich der 17 Tage. Auch wenn diese Angaben weniger utopisch ausfallen, als von vielen Konkurrenten gewöhnt, sind sie natürlich auch in diesem Falle nicht sonderlich praxisnah.

Bei den Laufzeiten bewegt sich das 9800 im Mittelfeld
Bei den Laufzeiten bewegt sich das 9800 im Mittelfeld

Stattdessen lässt sich sagen, dass die Zeiten, in denen die BlackBerrys zu den echten Dauerläufern gehörten, wohl endgültig der Vergangenheit angehören. Eine umfassende Ausstattung sowie ein durchschnittlich großer Touchscreen sorgen nämlich auch in diesem Fall dafür, dass das Gerät bei konventioneller Nutzung spätestens nach anderthalb Tagen für eine knappe Stunde ans Netz gehangen werden muss. Da beispielsweise besonders E-Mail-reiche Tage diesen Wert noch weiter drücken, ist davon auszugehen, dass Powernutzer das Torch spätestens nach acht Stunden kurzzeitig entbehren müssen.

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