Razer Nostromo Gaming-Keyboard im Test: Ein Werkzeug für die linke Hand

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Martin Eckardt
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Alltagserfahrungen

Wer viel Zeit und Leidenschaft in das Computerspielen steckt, hat sich nicht selten über Jahre einen sehr persönlichen Spiel-Stil angeeignet und diesen perfekt auf die vorhandene Hardwareausstattung angepasst. Daher sollte man sich vor dem Kauf einer neuen Peripherie stets im Klaren sein, dass sich durch eine Neuinvestition nicht automatisch größere Erfolge oder gar ein höheres Spielevergnügen einstellen. Wie so oft können sich jedoch neue Perspektiven und Möglichkeiten ergeben, welche nach einer gewissen Einarbeitungszeit verborgenes Potential zu Tage fördern.

Diese Einarbeitungszeit kann mit der Razer Nostromo unserer Ansicht nach erstaunlich kurz ausfallen, da es sich in erster Linie um eine ergonomische Weiterentwicklung handelt. Möchte man sich jedoch die gesamten Fähigkeiten der Zusatztastatur, welche etwa durch den Daumenstick oder die umfangreiche Makro-Gestaltung gegeben sind, zu Nutze machen, bedarf es schon einer intensiven Beschäftigung und kritischen Auseinandersetzung mit dem persönlichen Spielverhalten.

Durch die sauber unterstützte Haltung der linken Hand und die variable Positionierung auf dem Schreibtisch (was etwa bei Notebook-Spielern mit der Serientastatur nicht gegeben ist) bietet die Nostromo ausgesprochen gute Voraussetzungen für unverkrampftes Spielen, auch über längere Zeiträume. Durch die sanft schmeichelnden, mattierten Softtouch-Oberflächen fühlt sich die linke Hand ab dem ersten Auflegen sofort wohl und leidet auch in aufregenden Spielsituationen nicht unter stauender Schwitznässe. Probleme dürften sich jedoch bei etwas zierlicheren Händen einstellen, da dann die Erreichbarkeit der Elemente und das angenehme Ergonomieempfinden stark nachlassen.

Wirklich bequem – aber nur für große Hände
Wirklich bequem – aber nur für große Hände

Vor allem der Daumen muss in der Praxis stark um seine Tauglichkeit kämpfen. Denn sein Haupt-Schaffensgebiet ist mit dem 8-Wege-D-Stick für unseren Geschmack relativ schwer nutzbar. Verantwortlich hierfür zeichnet sich die geringe Beweglichkeit des Sticks, sodass sehr viel Kraft für dessen Ausrichtung notwendig ist. Unter dieser Kraftbedingung leidet allerdings auch die Präzision, denn ein vorgegebenes Raster für die acht möglichen Positionen besitzt der Stick nicht. Erschwerend kommt hinzu, dass seine leicht mattierte, minimal raue Oberfläche kaum genügt, um adäquaten Halt für die Daumenkuppe zu schaffen. Gerade in hektischen Situationen rutscht man so sehr schnell ab. Unter diesen Umständen verpufft leider viel Potential des zusätzlichen Steuergerätes, sodass sein praktischer Nutzen hauptsächlich auf die Manövrierung durch Anwendungsmenüs ohne Zurhilfenahme der Pfeiltasten eingedampft wird.

Die entsprechend umständliche Nutzbarkeit der serienmäßig als Leertaste konfigurierten „Taste 15“ haben wir bereits besprochen. Speziell für diese ist eine etwas ausgiebigere Einarbeitung notwendig.

Als bedeutender Negativpunkt muss auch das Arbeitsgeräusch mit der Nostromo angeführt werden. Die Tasten weisen in ihrer mechanischen Führung allesamt ein gewisses Spiel auf, was aufgrund der langen Auslösewege zu vergleichsweise lauten, hohl-dumpfen Klickgeräuschen führt. Im Spielgeschehen können so schnell Maschinengewehr-ähnliche Akustiken entstehen, was je nach Gesinnung auf die Dauer sehr störend wirken kann. Ein Youtube-Video unseres ComputerBase-Nutzers „Scheinweltname“, das die Belkin-N52te-Version im Einsatz zeigt, verdeutlicht die Problematik.

Die Razer Nostromo ist trotz ihres Kunststoffgehäuses eine relativ robuste Konstruktion. Einzig die Handballenauflage federt durch ihre 2-Punkt-Aufhängung etwas nach, was im Allgemeinen als angenehm anpassend empfunden wird. Etwas schade ist allerdings die Tatsache, dass das Keypad bei vollständiger Gewichtsverlagerung auf den hinteren Part der Handballenablage mit dem Bug leicht vom Tisch abhebt und somit der sichere Stand verloren geht. Mit einer etwas anderen Anordnung der Standfüße hätte man dieses Phänomen verhindern können.

Abseits davon macht das Spielen mit der Nostromo sehr viel Spaß. Vor allem Shooter-Freunde, die mit der Langzeitbequemlichkeit ihrer Tastatur hadern, werden unter Umständen ihre helle Freude mit dem Keypad haben, das präzise rückmeldend und verzögerungsfrei auf Eingaben reagiert. „Ghosting“-Effekte, also die mögliche Nicht-Verarbeitung einer Tasteninformation bei gleichzeitigem Druck mehrerer Tasten, spielen in sofern eine untergeordnete Rolle, da man durch die einhändige Nutzung theoretisch auf die simultane Eingabe von fünf Zeichen begrenzt ist. In der Praxis gibt es bis einschließlich sechs gleichzeitig getätigten Elementauslösungen stets keine Auslassungen, wie es für USB-betriebene Tastaturen aufgrund der Schnittstellenspezifikation typisch ist.