Dungeon Siege III im Test: Mit der Konsole wird hier vieles besser

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Sasan Abdi
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DS III auf einen Blick

Man braucht gar nicht lange um den heißen Brei herumreden: Mit „Dungeon Siege III“ wird alles ein wenig anders, ein wenig einfacher – ja, ein wenig „konsoliger“. Dies hat durchaus angenehme Seiten, bedeutet aber auch zugleich die Existenz von handfesten Herausforderungen in der Entwicklung. Wenn diese nicht ordentlich bedient werden, droht Ungemach – doch dazu gleich mehr.

Der Einstieg in DS III fällt zunächst recht klassisch aus. So kann man aus vier Charakteren wählen, die unabhängig von der Wahl im weiteren Verlauf als Party-Mitglied entscheidende Rollen spielen werden, deren Eigenschaften (Aussehen, Fähigkeiten etc.) allerdings nicht modifiziert werden können. Die Varianz ist dabei ebenfalls klassisch: Da ist der typische Nahkampf-Held Lucas Montbarron, das übernatürlich-magische Feuerwesen Anjali, der gewiefte Magier Reinhart Manx und das umtriebige Bad-Girl Katarina. Mit der Charakterwahl ist somit primär ein unterschiedlicher Spielstil verbunden; für den Hintergrund sind die Auswirkungen aber eher minimal, da die Geschichte sämtlicher Charaktere auf die ein oder andere Art mitgeteilt wird.

DS III - Charakterwahl
DS III - Charakterwahl

Die Handlung knüpft nur in sehr geringem Maße an alte „Dungeon Siege“-Inhalte an. Ort des Plots ist das altbekannte Reich Ehb, dessen blühende Landschaften sich über die Zeit in einen Ort voller Gewalt, Angst und Schrecken verwandelt hat. Inhaltlich werden dabei Anleihen bei „Star Wars“ (Jedi-Ritter), „Dragon Age“ (Wächter) und „Herr der Ringe“ (stetige Flucht vor dem Bösen) gemacht: Früher herrschte eine umsichtige, elitäre Kriegerkaste über Ehb, die sich die „10. Legion“ nannte. Alles war wunderbar, bis eine machtvolle, böse und altbekannte Antagonistin namens Jayne Kassynder die Menschen von Ehb gegen die 10. Legion aufhetzte und dafür sorgte, dass deren Mitglieder umkamen oder in den Untergrund fliehen mussten.

Gut zwei Jahrzehnte später ist Ehb nun ein desolates Reich, in dem keine Sicherheit und schon gar nicht Recht und Gesetz herrschen – das ideale Umfeld also, um die 10. Legion durch die stets vor ihren Häschern versteckten Nachfahren der damaligen Krieger, zu denen auch der vom Spieler gewählte Charakter zählt, aufleben zu lassen, um die gebeutelte Bevölkerung von Jayne und ihren skrupellosen Schergen zu befreien.

Die aus diesem Hintergrund abgeleitete Handlung schafft es durchaus, über die für ein solches Spiel knappe Spielzeit von 9 bis 11 Stunden zu tragen, ohne dabei aber jemals ein besonders packendes, allzu überraschendes Niveau zu erreichen. Wer also auf ein ähnlich fulminantes Epos wie das erste „Dragon Age“ hofft, wird enttäuscht; für die gewohnte Genre-Kost reicht es aber allemal aus.

Weitere Eindrücke aus DS III

Die Präsentation weiß dabei überwiegend zu gefallen, hat aber auch mit ihren Schattenseiten zu kämpfen. So sind die Areale alles in allem detailliert gestaltet, was einem Mehr an Atmosphäre zu Gute kommt und verzeihlich macht, dass an manchen Stellen bunter Texturmatsch für unschöne Momente sorgt. Insgesamt bewegt sich DS III grafisch durchaus auf Höhe der Zeit – ein Feuerwerk und Augenschmaus sieht allerdings anders aus. Dafür lief das Spiel auf unserem praxisnahen Testsystem in einer Auflösung von 1.680 x 1.050, maximalen Details und 2 x AA bei überwiegend stabilen 60 Bildern pro Sekunde.

Kurzes Video aus den Anfangsminuten von DS III

Geschickt gelöst ist der Verzicht auf echte Zwischensequenzen: Statt grandiosen Animationen wird der Spieler hier mit akzeptablen bewegten Zeichnungen und der Märchen-Onkel-Erzählerstimme eines Beteiligten versorgt, was aber absolut in Ordnung geht. Wirklich unterirdisch fallen aber die extrem starren Dialoge aus, bei denen der Spieler in der Regel einen nur mäßigen Einfluss hat und die allzu oft in ein bloßes Abarbeiten der nur oberflächlich wirklich als „Multiple Choice“ ausgelegten Fragen ausartet. Immerhin gibt es Schlüsselszenen, in denen der Spieler tatsächlich anhand seiner Entscheidungen moralisch den Ausgang beeinflussen kann, was die vielen durchgeklickten Standard-Gespräche kurzzeitig vergessen macht.

Ebenfalls durchwachsen präsentiert sich die Soundausgabe. Während die Umgebungsgeräusche in Ordnung gehen, bewegen sich die Synchronstimmen auf einem gerade noch erträglichen Niveau. Insbesondere Lucas klingt stets so, als bestünde die latente Gefahr seines Einschlafens.

Und das obwohl es für ihn und seine Mitstreiter einiges zu tun gibt: In den besagten 9 bis 11 Stunden „hacked“ und „slayed“ man sich durch allerlei durchaus abwechslungsreiche Areale, in denen zunehmend schwierigere Gegner und teilweise sehr knackige Bosse auf den Helden und eines seiner stetig bis auf insgesamt vier Mitglieder wachsende Party warten. Der in drei Stufen unterteilte Schwierigkeitsgrad fällt dabei konventionell aus und kann im Spiel verstellt werden, sodass man jederzeit eine Stufe zurückstellen kann, falls zünftige Gegner wie der Endboss Gentleman (mehr wird nicht verraten) andernfalls einfach nicht zu knacken sind.

Das Kampfsystem macht dabei durchaus anleihen bei den Vorgänger-Titel, fällt insgesamt sehr einfach und deutlich actionlastiger aus und ist tatsächlich mit dem Genre-typischen „hack & slay“ am besten beschrieben. Dazu darf der Spieler aber aktiv blocken und seine Angriffe mit ausweichenden Rollen kombinieren, sodass die Kämpfe zu keiner Zeit wirklich langweilig werden. Oder anders gesprochen: Das bloße wilde Geklicke auf Gegnerscharen à la „klick –> tot“ würde im Jahr 2011 kaum mehr alleine tragen, sodass die kleinen aber feinen Zusätze für einen zwingend notwendigen, frischen Wind sorgen.

Kämpfe in DS III: Einfach aber gut

Hinzu kommen bestimmte Charaktereigenschaften, die man in Kampfsituationen zusätzlich anwenden kann. So kann man Lucas beispielsweise einen „Klingentanz“ ausführen lassen, bei dem der Held jede Menge Schaden hinterlässt, indem er mit brachialem Tempo durch zahlreiche Gegner wetzt. Diese und andere Eigenschaften erhalten die Charaktere über Levelupgrades, bei denen man Punkte auf Spezialfähigkeiten und damit verbundene Talente verteilen kann. Insgesamt verfügt ein jeder Held bei zwei Kampfhaltungen über insgesamt je drei offensive und heilende bzw. defensive Spezialfähigkeiten, die in der Kombination eine hohe Schlagkraft bedeuten. Dabei gilt allerdings auch für „Dungeon Siege III“, dass man seine Helden kaum „verskillen“ kann, da die Einflüsse, die die Verteilung der Fähigkeiten und Punkte haben, sich nur minimal auf das Spiel auswirken.

Dafür fällt die KI recht solide aus, was durchaus wichtig ist, da man seinen jeweiligen Begleiter nicht selbst steuern kann. Glücklicherweise verrichtet jedes der drei Party-Mitglieder einen guten Job und das umso besser, je besser sie vom Spieler ausgerüstet werden. Für die zahlreichen Gegner gilt dagegen das in diesem Fall passende Prinzip: Masse geht über Klasse.

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