Große Probleme mit „Sandy Bridge-E“ und „Patsburg“?

Volker Rißka
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Auch wenn in den Medien aktuell fast nur von AMDs Bulldozer und dessen Verzögerung zu lesen ist, läuft hinter den Kulissen auch beim großen Konkurrenten Intel anscheinend längst nicht alles problemlos. Demnach soll sowohl der „Sandy-Bridge-E“-Prozessor als auch der „Patsburg“-Chipsatz noch nicht die Erwartungen erfüllen.

Beim Stepping des neuen High-End-Prozessors mit bis zu acht Kernen, 16 Threads und 20 MByte L3-Cache sollte ursprünglich die Revision C0 in die Massenfertigung gehen. Kurzerhand wurde dies jedoch verworfen und die Revision C1 aufgelegt, die letzte Probleme beheben soll. Kurzfristige Stepping-Updates sind bei Intel keine Seltenheit, vor dem Start der „Sandy Bridge“ für den Mainstream-Handel war 3 Monate zuvor noch an das D1-Stepping gedacht worden, ein Schnitzer in der Revision sorgte jedoch dafür, dass kurzfristig noch die Version D2 aufgelegt wurde, die seit dem offiziellen Start dann im Handel verfügbar war.

Während die Probleme mit dem Prozessor wohl noch relativ normaler Natur sind und den ursprünglichen Zeitplan kaum in Verzug bringen dürften, scheinen sich hinter den Kulissen beim „Patsburg“-Chipsatz schon größere Dramen abzuspielen. Laut den Kollegen von VR-Zone wird Intel die Chipsatz-Serie in gleich fünf Modelle splitten, einer davon, der „Patsburg-X“, soll als X79 den Markt für High-End-Desktop-PCs bedienen. Der kleinste der neuen Chipsätze, „Patsburg-A“, wird lediglich vier SATA-Ports bieten, erst ab „Patsburg-B“ kommt SAS-Unterstützung hinzu.

Angehoben wird die Ausstattung dann mit dem „Patsburg-D“, der ursprünglich im Wesentlichen dem „Patsburg-X“/„Patsburg-HEDT“ alias X79 als einziger Desktop-Ableger entsprechen sollte und dementsprechend groß auf der letzten Messe gezeigt wurde. Dort greifen weitere SATA/SAS-Ports ins Geschehen ein und vervollständigen die Plattform auf insgesamt 14 SATA/SAS-Ports, die man so zur Computex gesehen hat. Denn neben den acht Ports für das erweiterte Storage sind obligatorisch sechs SATA-Ports, davon jedoch nur zwei mit 6 Gbit/s, bei jedem „Patsburg“-Chipsatz mit von der Partie. Der „Patsburg-T“-Chip als Modell mit der größten Ausstattung bekommt letztlich noch die Unterstützung von dem bisher nicht bekannten „NV SRAM“ sowie erweiterten RAID-Optionen spendiert.

Patsburg-Chipsatz
Patsburg-Chipsatz

Für die größten Probleme bei den Chipsätzen scheint die zusätzliche Verbindung von PCI Express 3.0 vom Chipsatz zum Prozessor zu sorgen. Diese gesteigerte Bandbreite wird insbesondere dann nötig, wenn die Plattform als Storage-Einheit genutzt wird – und genau dies soll sie als neues Mainstream-Server-Produkt werden. Bei den beiden kleinen Chipsatz-Ablegern hat man das PCI-Express-3.0-Feature als Verbindung vom Chipsatz zum Prozessor direkt gestrichen, nur die beiden Top-Varianten werden damit aufwarten können. Der Grund dafür ist anscheinend in der aktuell nicht vorhandenen Hardware im Bereich der Controller für Massenspeicher mit entsprechenden Protokollen für PCI Express 3.0 zu suchen, so dass dieser nicht vollständig getestet werden kann.

Um die eventuellen Probleme mit SAS-Massenspeichern nicht mit in den Desktop zu bringen, hat Intel den X79-Chipsatz auf das Niveau des „Patsburg-B“ kastriert und ihm dementsprechend vier SATA/SAS-Ports und eben die besagte Konnektivität von PCI Express 3.0 zwischen Chipsatz und CPU genommen. Die Lanes für die Grafikkarten-Ansteuerung sind davon aber nicht betroffen, da diese 40 elektrischen Leitungen im neuen Standard PCI Express 3.0 in der Aufteilung 5 × 8 Lanes direkt von der CPU kommen. Einem X79-Chipsatz stehen dann nach neuestem Stand sechs SATA-Ports mit 6 Gbit und vier weitere mit 3 Gbit/s zur Verfügung, zusätzlich alle 40 PCIe-3.0-Lanes, die die CPU für die Grafikkarten beisteuert.

Geht es nach den Kollegen von VR-Zone, könnte „Sandy Bridge-E“ zusammen mit den ersten kastrierten „Patsburg“-Chipsätzen einschließlich dem X79 noch zum Ende dieses Jahres verfügbar werden. Die beiden besser ausgestatteten Chipsätze benötigen aber noch etwas mehr Zeit, so dass dort das neue Jahr ins Auge gefasst wird. Die neuen Informationen dürften jedoch auch einige ältere Gerüchte über den Haufen werfen. Sollten sie zutreffen, werden die auf der Computex gezeigten Mainboards keinesfalls so aussehen, ob die bisher spekulierte Modellpalette der Prozessoren ebenfalls mit den bisher vermuteten drei Sandy-Bridge-E-Modellen für den Desktop korrekt ist, darf ebenfalls angezweifelt werden.

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