LG Optimus Pad im Test: Tablet mit rudimentärer 3D-Funktion

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Sasan Abdi
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Bedienung & Display

Die Bedienung des Optimus Pad erfolgt ausschließlich über das 8,9-Zoll große IPS-Display. Anders als viele Konkurrenten verzichtet LG vollständig auf die Integration einer separaten Knopfreihe, was nach einer kurzen Eingewöhnungszeit aber kein großes Manko darstellt. Stattdessen erfolgt die Navigation über die am linken unteren Bildschirmrand daumenfreundlich platzierten Honeycomb-Onscreen-Knöpfe, die die üblichen Funktionen „Home“, „Menü“ und „Zurück“ bieten.

Die Eingabe geht trotz dieses Verzichts äußerst flüssig von der Hand, wobei Nutzer mit großen Händen im Besonderen vom Formfaktor profitieren: Dieser fällt zwar zugunsten von einer größeren Display-Diagonale etwas großzügiger als bei der 7-Zoll-Konkurrenz aus, doch können große Hände bzw. lange Finger im Querformat trotzdem noch bestens mit der komfortablen Zwei-Daumen-Technik arbeiten. Für kleinere Spannweiten gilt, dass das Gerät entweder abgelegt oder mit einer Hand am Bauch gehalten werden muss.

Ähnlich ungewöhnlich wie die Größe ist auch das Seitenverhältnis. LG setzt dabei auf mehr Höhe und weniger Breite, was der Hochformat-Nutzung zugute kommen soll und hier in der Tat für mehr Komfort sorgt, da größere Hände das Gerät bequem mit einer Hand am Bauch halten können. Dafür vermisst man im Querformat ab und an ein wenig Platz – hier macht sich auch der im Vergleich zu den 10-Zoll-Androiden kleinere Bildschirm bei Tätigkeiten wie dem Tippen auf der Tastatur bemerkbar. Man hat es also wieder einmal mit einem herstellerspezifischen Kompromiss zu tun, dessen objektive Einordnung kaum möglich ist: Wir kamen jedenfalls bestens mit dem V900 klar – wer hauptsächlich das Querformat nutzt und hier am liebsten mit 10-Fingern schreiben möchte, könnte allerdings schnell frustriert sein.

Display-Werte
  • Helligkeit max.:
    • Sony Ericsson Xperia Arc
      394
    • Samsung Galaxy S II
      371
    • LG Optimus Pad (P900)
      363
      Weißpunkt: ca. 6.100
    • HTC Sensation
      350
      Weißpunkt: ca. 5.900
    • HTC Flyer
      331
      Weißpunkt: ca. 6.000
    • Acer Iconnia Tab A500
      312
      Weißpunkt: ca. 6.000
    • Motorola Xoom
      304
    • Sony Ericsson Xperia Play
      256
  • Helligkeit min.:
    • Samsung Galaxy S II
      48
    • LG Optimus Pad (P900)
      46
    • HTC Flyer
      43
    • Acer Iconnia Tab A500
      33
    • Motorola Xoom
      30
    • Sony Ericsson Xperia Play
      23
    • HTC Sensation
      15
    • Sony Ericsson Xperia Arc
      8
  • Kontrast:
    • Samsung Galaxy S II
      5.000:1
      siehe Erläuterung unten
    • Sony Ericsson Xperia Play
      1.280:1
    • Acer Iconnia Tab A500
      1.100:1
    • Motorola Xoom
      1.050:1
    • HTC Flyer
      780:1
    • LG Optimus Pad (P900)
      772:1
    • Sony Ericsson Xperia Arc
      596:1
    • HTC Sensation
      538:1
    Einheit: Kontrast

Aus dieser Konzeption resultiert eine Auflösung mit 1280 × 768 Pixeln, die rein numerisch das Gros der Konkurrenz in die Schranken weist. Die Darstellung ist dabei zwar nicht außergewöhnlich, gehört aber mit zu dem Besten, was uns in letzter Zeit aus dem Android-Bereich untergekommen ist: Wer eine scharfe, farbechte Darstellung mag, dürfte das V900 lieben. Der subjektive Eindruck, wonach das Display des Testkandidaten eine höhere Helligkeit besitzt als die der Konkurrenten Moroloa Xoom und HTC Flyer bestätigt sich beim Blick auf die ermittelten Werte (siehe Graph oben). Die Verteilung ist gleichmäßig, der Blickwinkel hervorragend, sodass sich die große Angst, wonach die Hersteller zugunsten des Preises ausgerechnet am Display sparen, in diesem Fall nicht bewahrheitet. Allerdings ist das mit dem Preis beim V900 auch so eine Sache – doch dazu mehr im Fazit.

Dafür schneidet das Gerät in puncto Kontrast etwas schlechter ab als die Konkurrenz, bewegt sich aber noch immer auf einem guten Niveau. Zudem gilt auch für das V900, dass helle Umgebung für gegenwärtige Tablets ein Problem darstellen: Das Ausmaß der Spiegelung fällt hier geringer aus als bei manchem Konkurrenten, eine echte Freude ist die Outdoor-Nutzung aber nicht. Für Freunde von langen Texten gilt ähnliches auch für Fingerabdrücke: Auch hier präsentiert sich das V900 als weniger anfällig als mancher Konkurrent, doch hat der sensible Nutzer eindeutig mehr Putzaufwand als beim iPad 2.

Lästige Spiegelungen

Erläuterungen zur Display-Betrachtung

Als optimalen Weißpunkt sehen wir D65 an, also eine Farbtemperatur von 6.500 Kelvin (K). Dies entspricht nach gängiger Definition einem mittlerem Tageslicht und ist der Weißpunkt der gängigen Farbräume sRGB und AdobeRGB. Eine Abweichung von einigen hundert bis etwa 1000 K ist bei Mobiltelefonen als noch akzeptabel anzusehen, einige Displays – bauartbedingt vor allem OLED-Modelle – liegen allerdings beim Weiß und noch mehr bei Grautönen oft im Bereich um 10.000 K, was bereits als deutlicher Blaustich wahrnehmbar ist. Sehr viele Displays von Smartphones und Notebooks treffen zwar den Weißpunkt von 6.500 K relativ genau, weichen aber bei Grautönen und anderen mittleren Farbtönen deutlich mit einem Blaustich ab. Vor allem bei gleichzeitigem Auftreten von Grau und Weiß ist diese ungleichmäßige Graubalance wahrnehmbar.

Gegenüber der LCD-Technik weisen OLED-Bildschirme einige Besonderheiten auf, die sich teilweise in unseren Messungen niederschlagen und erklärungsbedürftig sind. Zum einen ist das der bekanntermaßen hohe Kontrast, der bei OLED durch die selbstleuchtenden Pixel möglich ist – es gibt hier kein Backlight, welches durch das Panel mehr oder weniger stark abgedunkelt wird, sondern ein schwarz angesteuerter Pixel ist tatsächlich komplett schwarz und leuchtet nicht. Da das Kontrastverhältnis den Quotienten zwischen der Helligkeit von Weiß und Schwarz angibt, ergibt die Kontrastmessung bei OLED-Displays theoretisch eine Division durch Null und damit ein nicht definiertes Ergebnis – in der Praxis gibt es bei der Schwarzmessung immer eine gewisse Resthelligkeit durch Streulicht und ein Signalrauschen beim Messgerät, sodass Kontrastergebnisse im fünfstelligen Bereich entstehen. Da die Darstellung dieser Kontrastwerte im Balkendiagramm den irreführenden Eindruck erzeugen, der Kontrast wäre bei OLED sichtbar um viele Größenordnungen besser, haben wir uns entschieden als Kontrast maximal 5000:1 darzustellen und auf diese Erklärung zu verweisen. Im Alltag ist der Unterschied allenfalls in sehr dunklen Umgebungen deutlich wahrnehmbar, bei Tageslicht sind Faktoren wie die Reflexionen der Displayoberfläche wesentlich wichtiger.

Die zweite Besonderheit ist die beim derzeitigen Stand der Technik verhältnismäßig geringe Lebensdauer der blauen Leuchtelemente bei OLED-Displays. Dies veranlasst die Hersteller dazu, zur Steigerung der Lebensdauer bei einigen Displays die klassische RGB-Subpixelmatrix durch alternative Anordnungen abzulösen. Bekannt ist dabei beispielsweise Samsungs „PenTile“-Matrix, deren Hauptmerkmal die Vergrößerung der blauen und roten Subpixel ist – allerdings bei gleichzeitiger Halbierung ihrer Anzahl. Das bedeutet, dass bei gleicher Nennauflösung diese Displays eine geringere Anzahl von Subpixeln aufweisen als Displays mit der bewährten RGB-Matrix. Jeder Pixel verfügt weiterhin über seinen eigenen grünen Subpixel, teilt sich aber den jeweiligen roten und blauen Subpixel mit seinem Nachbarpixel. Das ganze führt bei gleicher Nennauflösung zu einer geringeren tatsächlichen Auflösung und an Kontrastkanten zu Farbsäumen, die vor allem die Lesbarkeit von Text deutlich verringern können.

25 Jahre ComputerBase!
Im Podcast erinnern sich Frank, Steffen und Jan daran, wie im Jahr 1999 alles begann.